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BürokratieFischereischein in Thüringen: Petri-Anwärter auf Pilgerfahrt

14. Juli 2023, 16:51 Uhr

Wer Fische angeln möchte, braucht einen Fischereischein. Um diesen zu erhalten, muss eine bestandene Fischereiprüfung nachgewiesen werden. Diese Prüfung soll bestenfalls in dem jeweiligen Wohnort des Bewerbers abgelegt werden. Doch in Thüringen machen sich regelmäßig die angehenden Petrijünger auf Pilgerfahrt - nach Nordhausen, Apolda oder Hildburghausen, wo gerade Termine zu haben sind.

von Lisa Eleonora Haase, MDR THÜRINGEN

In Thüringen haben im Jahr 2021 nach Angaben des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft insgesamt 542 Menschen die Prüfung zum Fischereischein erfolgreich abgelegt. Im vergangenen Jahr waren es sogar 678 erfolgreiche Prüflinge. Doch einen Termin für eine Prüfung zu bekommen, ist oftmals gar nicht so einfach.

Wo liegt das Problem?

Um sich für eine Fischereiprüfung in Thüringen anzumelden, müssen einige Dokumente bei der Unteren Fischereibehörde des Wohnortes vorgelegt werden. Zu diesen Dokumenten gehört, neben dem ausgefüllten Antragsformular, auch ein Zertifikat über den erfolgreichen Abschluss eines anerkannten Vorbereitungs-Lehrganges. Dieser kann in verschiedenen Vereinen oder bei einem zertfizierten Online-Anbieter belegt werden.

Unterschied zwischen Angelschein und Fischereischein

Es gibt keinen Unterschied, der Fischereischein ist ein offizielles Dokument, das in Deutschland von den zuständigen Unteren Fischereibehörde ausgestellt wird und die Berechtigung zum Angeln gewährt. Um diesen zu erhalten, muss eine staatlich anerkannte Fischereiprüfung bestanden werden. Der Angelschein hingegen ist ein umgangssprachlicher Begriff, der oft anstelle des korrekten Begriffs Fischereischein verwendet wird.

Ist diese bürokratische Hürde genommen, kommt das eigentliche Problem: Nun muss ein Prüfungstermin gefunden werden. Wer in einer Kleinstadt oder auf dem Land in Thüringen lebt, hat in diesem Fall Glück, denn dort werden häufiger Prüfungstermine angeboten als in den größeren Städten. Dieses Angebot soll laut David Kehrberg, Sprecher des Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft, die "Unteren Fischereibehörden bei der hohen Nachfrage in [den] Städten entlasten". Außerdem solle das Angebot dazu führen, dass "die Prüflinge nicht zu lange auf die Prüfung warten müssen".

Die Unteren Fischereibehörden, die die Fischerprüfungen organisieren, bestehen in der Regel aus einer einzigen Person. Um die Behörden bei der hohen Nachfrage in unseren Städten zu entlasten, haben wir diese Regelung etabliert.

David Kehrberg, Sprecher des Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft

Wie viele Personen genau von diesem Angebot profitieren, ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht statisch belegbar, jedoch ist eine deutliche Tendenz zu erkennbar. So erfährt beispielsweise der Landkreis Nordhausen einen regelrechten Angel-Boom. Wie auf der Webseite des Landkreises zu lesen ist, haben dort im vergangenen Jahr 113 angehende Angler ihre Fischereiprüfung absolviert. Ob die 113 Angler aus dem Landkreis stammen, ist unklar.

Mit dem Fischereischein kann man in Thüringen auch Fliegenfischen gehen. Bildrechte: Colourbox.de

Doch hilft dies wirklich?

Johannes P. aus Weimar ist unentschlossen, ob dieses Verfahren hilfreich ist. Er hat Ende des vergangenen Jahres einen Online-Vorbereitungskurs gemacht und wollte sich danach direkt zur Prüfung anmelden, doch in Weimar war das nicht möglich. Der nächste Termin sollte in etwa einem halben Jahr stattfinden, doch ein exaktes Datum gab es noch nicht. Denn den genauen Termin veröffentlichen die zuständigen Behörden erst etwa drei Monate im Voraus.

Nachdem auch seine Anfragen bei den Unteren Fischereibehörden in Erfurt und in Jena erfolgslos waren, überlegte Johannes kurzzeitig, den Fischereischein doch nicht zu machen. Doch dann gab man ihm in Erfurt den Hinweis, er solle es in den Landkreisen versuchen. Er fand schließlich in Nordhausen einen Prüfungstermin.

Dann habe ich in Jena und Erfurt nach Terminen geguckt, aber da hat es auch nicht geklappt. Und dann habe ich den Termin in Nordhausen gefunden.

Johannes, Jungangler aus Weimar

Die etwa zweistündige Fahrt nahm er bereitwillig auf sich. Heute sagt er: "Es wäre natürlich optimal, wenn man die Prüfung einfach am Wohnort machen könnte." Jetzt freue er sich, endlich ans Wasser zu kommen und zu angeln. Im September möchte er sich mit einer Fliegenfischen-Tour im Thüringer Wald einen Wunsch erfüllen.

Termin gefunden - wie geht es weiter?

Ist schließlich ein Termin gefunden, müssen noch die Prüfungsgebühren in Höhe von 35 Euro gezahlt werden und ein Antrag auf Prüfung gestellt werden. Dies sollte bis spätestens vier Wochen vor Prüfungsbeginn erledigt sein.

Ist all das getan, gilt es, am Prüfungstag pünktlich zu erscheinen und die Prüfung abzulegen. Diese besteht aus einem Fragebogen mit 60 Prüfungsfragen aus sechs Fachbereichen. Zu diesen gehören die Allgemeine und die Spezielle Fischkunde, die Geräte- und Gewässerkunde, der Natur-, Tier-, und Umweltschutz sowie die Gesetzeskunde. Die Fragen werden im Multiple-Choice-Verfahren mit Ankreuzen beantwortet. Eine praktische Prüfung gibt es in Thüringen nicht.

Von der Prüfung zur Fischerei-Erlaubnis

Nach bestandener Fischereiprüfung wird ein Prüfungszeugnis ausgehändigt. Mit diesem Zeugnis und einem aktuellen Passfoto ausgestattet, kann bei der Unteren Fischereibehörde des Wohnortes der Fischereischein ausgestellt werden. Minderjährige Antragsteller brauchen zudem die Einwilligung der Erziehungsberechtigten. Denn die Fischereiprüfung kann in Thüringen ab dem zehnten Lebensjahr absolviert werden.

Der Fischereischein ist die rechtliche Grundlage, die zum Angeln benötigt wird, jedoch berechtigt er nicht zum Angeln an jedem Gewässer. Den Fischereischein muss man beim Angeln stets mit sich führen. In den meisten Fällen wird zusätzlich zum Fischereischein auch noch einen Fischereierlaubnisschein benötigt. Dieser Gewässerschein ist bei der Unteren Fischereibehörde des jeweiligen Ortes erhältlich und berechtigt, an dem jeweiligen Gewässer zu angeln.

Ab ans Wasser

Beim Angeln müssen dann die Schonzeiten und Mindestmaße von ausgewählten Fischarten, sowie die jeweiligen Gewässervorschriften beachtet werden. Diese Vorgaben sollen sicherstellen, dass gefährdete Fischarten sich mindestens einmal im Leben fortpflanzen und so die Bestände aufrecht erhalten werden können.

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MDR (leh)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 12. Juli 2023 | 07:14 Uhr

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