
Geflüchtete Zahl der Asylanträge in Thüringen deutlich gesunken
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09. Januar 2025, 12:27 Uhr
In Thüringen wurden 2024 weniger Geflüchtete aufgenommen als im Jahr zuvor. Auch deutschlandweit sinken die Zahlen der Asylanträge. Das macht sich in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Freitstaats bemerkbar.
Die Zahl der in Thüringen neu aufgenommenen Geflüchteten ist 2024 zurückgegangen. Wie aus dem Jahresabschlussbericht des Bamf, des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, hervorgeht, sind im vergangenen Jahr 7.070 Asylanträge im Freistaat gestellt worden. 2023 waren es 8.048. Das entspricht einem Rückgang um gut zwölf Prozent.
Der Wert für 2024 liegt dennoch über denen der Jahre 2017 bis 2022, als jährlich ungefähr 3.000 bis knapp 5.200 Fälle erfasst wurden. Die mit Abstand meisten Anträge in den vergangenen zehn Jahren wurden 2015 und 2016 gestellt.
Auch deutschlandweit werden derzeit weniger Asylanträge gestellt. Waren es 2023 noch rund 352.000, sank die Zahl 2024 auf 250.945.
Darüber hinaus kamen im vergangenem Jahr 2.717 Geflüchtete aus der Ukraine nach Thüringen. Sie werden über das Ausländerzentralregister erfasst, da sie eine vorübergehende Aufenthaltsgewährung nach Paragraf 24 des Aufenthaltsgesetzes erhalten. Demnach müssen sie keinen Asylantrag stellen.
Seit Kriegsbeginn sind insgesamt 34.901 Ukrainer nach Thüringen eingereist. Da sie Reisefreiheit innerhalb der EU genießen, müssen sie nicht zwangsläufig in Thüringen wohnen.
Flüchtlinge in Thüringen: Lage in den Erstaufnahmen entspannt sich
Nach Angaben des Thüringer Landesverwaltungsamtes machen sich die sinkenden Zahlen auch in der zentralen Erstaufnahmeeinrichtung in Suhl und in ihren drei Außenstellen in Gera, Werther (nur Ukrainer) und Eisenberg bemerkbar. Hier habe sich die Lage für die Bewohner "spürbar entspannt". Laut Landesverwaltungsamt leben derzeit 944 Menschen in allen vier Einrichtungen.
Zum Vergleich: Im November 2023 lebten allein in der zentralen Aufnahmestelle in Suhl rund 1.600 Menschen auf engsten Raum zusammen. Die Überbelegung hatte zahlreiche Zwischenfälle zur Folge.
Thüringens Innenminister Georg Maier sagte MDR THÜRINGEN, das die Situation im Herbst 2023 aus dem Ruder lief, weil es in den Jahren zuvor versäumt wurde, Puffer zu schaffen für eine verstärkte Fluchtbewegung. "Klar waren wir damals [als rot-rot-grüne Regierung] in einer Gesamtverantwortung und klar hätte man eher etwas machen müssen. Aber das war schon 2015 so, dass man langfristige Kapazitäten hätte schaffen müssen. Das war dann Ende 2023 das Problem."
Grenzkontrollen wirken sich offenbar auf Fluchtwege aus
Grund für den Rückgang der aktuellen Zahlen könnten die bundesweiten Grenzkontrollen sein. Laut Bundesinnenministerin Nancy Faser (SPD) seien dadurch bereits etwa 40.000 Personen an den Grenzen zurückgewiesen worden. Außerdem seien rund 1.800 Schleuser festgenommen worden.
Einen Zusammenhang stellt hier auch der Thüringer Flüchtlingsrat her: "Die sinkenden Zahlen bei Asylanträgen sind ein Zeichen davon, dass Grenzen dichtgemacht und Fluchtwege unsicherer werden", sagte Projektkoordinatorin Juliane Kemnitz. "Derzeit sind rund 120 Millionen Menschen auf der Flucht. 2015 waren es nur 60 Millionen. Die sinkenden Asylzahlen bedeuten also nicht, dass die Welt sicherer geworden ist - das Gegenteil ist der Fall."
Neue Thüringer Regierung will "Richtungswechsel in Migrationspolitik"
Die derzeit geringe Auslastung der Aufnahmeeinrichtungen verschafft der neuen Thüringer Landesregierung derweil etwas Zeit, um ihren geplanten "Richtungswechsel in der Migrationspolitik" umzusetzen. Laut Koalitionsvertrag wollen CDU, BSW und SPD die Landeserstaufnahmeeinrichtungen in Suhl und Eisenberg schließen. Für die Unterbringung von Geflüchteten sollen deshalb neue Lösungen gefunden werden. Details zu diesen Plänen liegen noch nicht vor.
Bekannt ist nur, dass es für Ausreisepflichtige, die nach Abschluss des Asylverfahrens kein Bleiberecht in Thüringen haben, eine Abschiebehaftanstalt geben soll. Laut Bamf sind derzeit 4.322 Menschen in Thüringen ausreisepflichtig. Von diesen gelten jedoch 3.871 als geduldet - ihre Abschiebung ist also ausgesetzt.
MDR (fno/ask)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 09. Januar 2025 | 12:00 Uhr
schwester65 vor 9 Wochen
Und weil wir die 4000 syrischen Ärzte brauchen, müssen wir laut letzten Meldungen 500.000 syrische Menschen gleich dazunehmen, für deren Lebensunterhalt wir teilweise seit Jahren aufkommen?
Ich kenne selbst einige dieser syrischen Kollegen und mit den meisten dieser Ärzte arbeite ich sehr sehr gern zusammen. Ein Teil von ihnen versteht selbst nicht, warum sich die Deutschen in der Asylproblematik so viel gefallen lassen und es gibt sogar welche, die ihre Angehörigen (selbst Ärzte!) erst dann nach Deutschland holen, wenn sie eine Arbeit für sie gefunden haben, z.B. bei Mc Donalds oder Zalando bis zur Anerkennung der Approbation. Ein syrischer Arzt sagte letztens, seiner Meinung nach kann man nicht in ein anderes Land gehen und den dortigen Menschen auf der Tasche liegen.
schwester65 vor 9 Wochen
Sie haben das alles sehr gut definiert und differenziert, aber mich bewegt in dieser Debatte etwas ganz anderes und das als jemand, der politisch durchaus links denkt. Mir ist egal, ob jemand Asylsuchender oder Flüchtling ist und welcher Religion er angehört. Diese Leute bekommen hier Zuflucht sowie medizinische und auch finanzielle Unterstützung, mehr als in anderen Ländern der Welt.
Ich bin es allerdings leid, daß sich eine stetig wachsende Zahl dieser Leute hier benimmt wie die Axt im Walde, die Probleme aus den Heimatländern mitbringt und hier auslebt, unsere Gesetze missachtet und die Rechte anderer, ob es sich um Andersgläubige oder Frauen und Mädchen handelt, mit Füßen tritt. Diese Zustände sind ohne wenn und aber zu beenden und zwar unverzüglich. Das sind keine Voraussetzungen, die ein friedliches und zivilisiertes Miteinander ermöglichen. Dieses Land geht daran einfach nur zugrunde und brennt regelrecht aus.
Wir brauchen endlich eine Bekämpfung der Fluchtursachen, sonst nichts
Harka2 vor 9 Wochen
@Jette
Und das wissen sie woher? Nur weil ein paar Nazis das brüllen, wird es nicht zur Wahrheit. Die Kraft der Argumente wächst nicht mit der Lautstärke, mit der sie vorgetragen werden. Ihre Globalschuldzuweisungen und Verallgemeinerungen mögen ja geistig nicht ganz so fitten Mitbürgern genügen, mit der Wahrheit haben sie nur wenig zu tun. Das man im Nachhinein einiges auch anders und vielleicht sogar besser hätte lösen können, trifft auf so ziemlich jede Herausforderung der Menschheit zu. Selbst die Wiederentdeckung Amerikas durch Kolumbus hätte besser nie stattgefunden, zumindest aus Sicht der Ureinwohner ...