Blick auf den Ministeriumskomplex in der Werner-Seelenbinder-Straße in Erfurt. Darin befindet sich unter anderem das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft
Der Energieverbrauch des öffentlichen Dienstes soll um mindestens 15 Prozent reduziert werden. Bildrechte: MDR/Michael Frömmert

Kabinettsklausur in Weimar Thüringen drosselt Heizungen in Landesgebäuden auf 19 Grad

06. September 2022, 18:49 Uhr

Im öffentlichen Dienst in Thüringen soll in den kommenden Monaten kräftig Energie gespart werden. Das Kabinett hat dazu bei einer Klausur auf Schloss Ettersburg bei Weimar einen entsprechenden Entschluss gefasst. Energie soll vor allem in Büros und Dienststellen gespart werden.

In den Gebäuden der Thüringer Landesverwaltung soll der Energieverbrauch sinken. Das Kabinett hat bei seiner Klausur auf Schloss Ettersburg bei Weimar einen entsprechenden Beschluss gefasst. Nach Angaben von Energieministerin Anja Siegesmund (Grüne) soll der Energieverbrauch um mindestens 15 Prozent reduziert werden.

Maßnahmen gelten spätestens ab Oktober

So werden das Warmwasser und die Außenbeleuchtung der Gebäude abgeschaltet. Die Büros werden ab 1. Oktober - gemäß der bundesweiten Regelung - für maximal zehn Stunden auf maximal 19 Grad beheizt, die Temperaturen auf Fluren und in anderen Räumen werden weiter abgesenkt. Außerdem sollen so weit wie möglich digitale Kommunikationsformen genutzt werden. Ziel sei es, dadurch Dienstreisen verzichtbar zu machen. Bei unvermeidbaren Dienstreisen solle auf öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrgemeinschaften zurückgegriffen werden. Geprüft wird außerdem die grundsätzliche Schließung bestimmter Gebäude zwischen den Jahren sowie an Brückentagen.

Die Landesenergieagentur Thüringer Energieagentur (ThEGA) werde zudem Schulungs- und Informationsangebote für die Beschäftigten aller Ressorts vorbereiten und begleiten, hieß es weiter. Die beschlossenen Maßnahmen würden so schnell wie möglich, jedoch spätestens ab Oktober gelten.

Bürger sollen Energie sparen

Nach Angaben von Siegesmund ist darüber hinaus jeder in Thüringen aufgerufen, Strom und Gas zu sparen. Ziel sei, möglichst gut durch den Winter zu kommen. Sie appellierte an die Bürger, 20 Prozent des Vorjahresverbrauchs auch im privaten Bereich einzusparen. Wenn jeder solidarisch sei, steige die Wahrscheinlichkeit, dass die Energieversorgung gesichert werden könne. Einsparungen in privaten Haushalten würden helfen, eine Gasmangellage in Industrie und Gewerbe zu verhindern.

Mit Blick auf den Lieferstopp über Nordstream 1 sagte Siegesmund, es sei noch unklar, in welchem Maß Thüringen von einer Gasmangellage betroffen sein könnte. Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, bekräftigte, dass die Einspeicherung von Gas ungeachtet des Gaslieferstopps durch die Pipeline Nord Stream 1 weitergehe. Inzwischen liege der Füllstand bei 86 Prozent. Das sei möglich, weil Deutschland beim Einkauf hohe Preise zahle und es Einsparungen in der Wirtschaft und anderen Bereichen gebe. Ziel ist es, den Speicherfüllstand auf 95 Prozent zu bringen.

LNG-Terminals möglicherweise zum Jahreswechsel

Nach Müllers Einschätzung können im Winter bis zu drei schwimmende Terminals für den Import von verflüssigtem Gas (LNG) in Deutschland einsatzbereit sein. Neben zwei staatlichen LNG-Terminals, bei deren Vorbereitungen es keine Verzögerungen gebe, sei auch die Inbetriebnahme eines privat betriebenen Terminals in Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern in Aussicht gestellt.

Drei LNG-Terminals an Nord- und Ostsee in diesem Winter - möglicherweise bereits zum Jahreswechsel - sowie insgesamt sechs bis sieben Terminals im kommenden Jahr würden Deutschland deutliche Importmöglichkeiten ermöglichen, sagte Müller.

Wird Gas in Thüringen knapp, soll es Einschränkungen bis zu Abschaltungen in der Wirtschaft geben, so Siegesmund. Ausgenommen davon sind nach Angaben der Bundesnetzagentur Bereiche für den lebenswichtigen Bedarf, beispielsweise die Lebensmittel- und Medikamentenproduktion. Viele Arzneimittel werden in Glasverpackungen geliefert. Auch deren Hersteller, von denen es einige in Thüringen gibt, seien damit vor Gasabschaltungen geschützt.

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MDR (jn)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 06. September 2022 | 19:00 Uhr

26 Kommentare

Silent_John am 07.09.2022

So froh gestimmt , zuversichtlich und mit sonnig-selbstverzücktem Gesichtsausdruck wie Frau A. Siegesmund auf dem Foto über diesem Artikel in die Kamera blickt ist sie mit sich, ihrer Politik und der Politik ihrer großen grünen MitstreiterInnen doch über alle Maßen zufrieden.
Also sollten wir freudig mit einstimmen in den Chor der Zufriedenen.

Blume65 am 07.09.2022

Ich lass es mir doch nicht verbieten wie ich zu heizen hab also jetzt geht es zu weit ,schlimmer wie zu DDR zeiten .Die Ampel regierung muss ausgeschaltet werden so kann es nicht weiter gehn ,die treiben uns in den ruin

forsa am 07.09.2022

Was ist denn bitteschön an 19 Grad Celsius auszusetzen? Besteh Deutschland nur noch aus Warmduschern? Ich hab bisher noch von keinem gehört, der in Deutschland bei 19 Grad erfroren ist.
Und die paar Tage wo es eventuell mal Minusgrade geben KÖNNTE ist das Gejammere nicht wert.
Hier wird eine Panikmache betrieben, das ist schon nicht mehr feierlich.
Wenn jemand meint, er müsse auch im Winter mit freien Oberkörper oder nur Shirt im Büro oder zu Hause sitzen, selbst Schuld.
Da fragt man sich, wie die Menschen früher überleben konnten ohne Gasheizungen etc.

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