Energieunternehmen Gekippte Gasumlage: Versorger beklagen hohe Kosten durch Briefe

26. Oktober 2022, 18:24 Uhr

Im Sommer hatten zahlreiche Versorger ihre Kunden auf Mehrkosten durch die aus Berlin angekündigte Gasumlage eingestellt. Damit sollten Gas-Importeure vor der Insolvenz geschützt werden. Die Bundesregierung entschied sich dann um - und für die Versorger entstanden unnötig hohe Zusatzkosten. Sogar von einer "Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Post" ist die Rede.

Die Thüringer Gasversorger beklagen durch das Hin und Her beim Gaspreis erhebliche Mehrkosten. Hunderttausende Briefe sind wegen der letztlich gestoppten Gasumlage umsonst verschickt worden. Dadurch sind der Thüringer Energie AG (Teag) sowie den etwa 30 Thüringer Stadtwerken Mehrkosten in mindestens sechsstelliger Höhe entstanden.

Allein der größte Versorger, die Teag, beziffert die Mehrkosten für Post, vermehrte Kunden-Nachfragen und häufige Veränderungen in der Abrechnungs-Software aktuell auf 200.000 bis 300.000 Euro. Teag und elf der etwa 30 Thüringer Stadtwerke, die sich auf Anfrage von MDR THÜRINGEN mit konkreten Zahlen zurückmeldeten, verbuchen zusammen fast eine halbe Million Euro Mehrkosten. Die Stadtwerke Jena-Pößneck sprachen von "erheblichen Mehrkosten", ohne sie genau zu beziffern. Die Eichsfeldwerke gaben lediglich an, 50.000 Briefe zusätzlich verschickt zu haben.

Gas-Importeure sollten vor Insolvenz geschützt werden

Im Sommer hatten zahlreiche Versorger ihre Kunden auf Mehrkosten durch die aus Berlin angekündigte Gasumlage eingestellt. Damit sollten Gas-Importeure vor der Insolvenz geschützt werden. Die Bundesregierung entschied sich dann um und verstaatlichte den größten Importeur Uniper.

Versorger, die ihre Kunden umfassend auf höhere Kosten vorbereitet hatten, mussten sich wieder korrigieren, manche angekündigte Erhöhung wurde ganz oder teilweise wieder zurückgenommen. Der Chef der Stadtwerke Gotha nannte das Vorgehen der Politik eine "Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Post". Wie der Gaspreis ab 1. Januar aussieht, darauf konnten weder die Teag noch die Stadtwerke antworten.

Höhere Gas-Preise für Verbraucher erwartet

Erwartet werden dennoch weiter steigende Preise für Verbraucher. Zwar sei der Preis niedrig, wenn man jetzt sehr kurzfristig Gas kaufen wolle, schreibt etwa Markus Dürr von den Energiewerken Zeulenroda. Wer jetzt für 2023 oder 2024 einkaufen wolle, für den bleibe es sehr teuer.

"Langfristig erwartet der Markt also keine Erholung. Die warme Witterung in Zusammenhang mit hohen Speicherständen lassen den Preis nur kurzfristig fallen." Die Teag schreibt, seriöse Voraussagen seien kaum möglich, vor allem wegen des Kriegs in der Ukraine. Derzeit seien das Wetter mild und die Speicher voll. Das drückt die Preise und kann sich schnell ändern.

Bisher kaum Zahlungsausfälle wegen höheren Preisen

Wie die Gaspreisbremse umgesetzt wird, ist den meisten Versorgern bisher nicht klar. Die Teag hätte sich beim staatlichen Krisenmanagement "vielfach mehr Abstimmung mit den Fachleuten aus der Energiebranche gewünscht". Die Energieversorgung Nordhausen kommentiert das Agieren des Staats in der Krise knapp mit "zu spät, zu unkoordiniert, nicht stringent".

Wegen bisher gestiegener Preise verzeichnen die Versorger überwiegend nicht mehr Zahlungsausfälle als sonst. Lediglich die Stadtwerke Arnstadt melden eine leicht steigende Tendenz, einige stellen sich zumindest auf mehr Ausfälle ein.

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MDR (sar)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 26. Oktober 2022 | 19:00 Uhr

11 Kommentare

knarf2 am 27.10.2022

Freies Moria:Bei Großunternehmen mit mehreren hunderttausend Kunden ist das Porto bestimmt nicht der Grund für Existenzbedrohungen.Das mit dem zweiten Schritt würden Sie bitte der linken Politik wie Sie es nennen erklären,vielleicht klappt es?

Ludwig58 am 27.10.2022

Sicher ist, dass die Energieunternehmen nicht am Hungertuch nagen. Da sind andere Betriebe von Corona und jetzt Ukrainekrieg viel mehr betroffen. Von den Mensch mit geringem Einkommen ohne Lobbyistenverband im Rücken ganz zu schweigen.
Und dennoch ist das Hin und Her um die Gasumlage eine Zumutung, nicht nur für die Unternehmen, sondern auch für den Endverbraucher. Hervorgerufen durch eine Bundesregierung, der es manchmal an klarer Linie fehlt, vor allem ist hier das Wirtschaftsministerium unter Habeck zu nennen. Erst wird die Einführung beschlossen, dann erkennt man das Problem der Mehrwertsteuerpflicht und letztendlich rudert die ganze Mannschaft (Regierung) zurück. Das ist wenig professionell und sollte gerade in Krisenzeiten tunlichst vermieden werden. Die Menschen wollen Gewissheit, was auf sie zukommen wird, und nicht eine Politik nach dem Motto: heute so und morgen andersrum ...
Vor allem wäre es Aufgabe des Kanzlers, seine Richtlinienkompetenz mal zu zeigen.
Abwarten ...!

Ostthueringerin am 27.10.2022

Mein Gasabschlag beläuft sich derzeit auf 540 Euro. Da wird wohl ein Briefchen inclusive sein. Obwohl ich sonst Mails vom Gasversorger erhalte, war der zur Gasumlage ein Brief. Verstand ich ohnehin nicht.

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