Immobilien Neue Grundsteuer: Steuerberater halten Frist für nicht haltbar

08. August 2022, 19:02 Uhr

Die Steuerberaterkammer Thüringen hält den Termin zur Abgabe der Grundsteuererklärung für schlecht vorbereitet - und nicht haltbar. Finanzministerin Taubert will an der Frist jedoch weiterhin festhalten. Bis Ende Juli hatten lediglich vier Prozent der betroffenen Grundstückseigentümer eine Erklärung eingereicht.

Der Zeitrahmen für die Abgabe der Grundsteuererklärung für Grundstückseigentümer in Thüringen steht weiter in der Kritik. Die Steuerberaterkammer Thüringen hält den 31. Oktober für nicht haltbar. Wie der Geschäftsführer der Kammer, Thomas Schneider, sagte, ist der Termin nicht zu schaffen.

Laut Vizepräsident Lutz Scherf ist die Reform schlecht vorbereitet. In der "Thüringer Allgemeinen" sprach er von einem Flickenteppich. Scherf kritisierte, dass die Grundsteuer nicht bundeseinheitlich reformiert worden sei. Wie schon der Verein "Haus und Grund" nennt auch die Thüringer Steuerberaterkammer die Grundsteuererklärung zu kompliziert. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Peter Adrian, hatte zuletzt gefordert, die Frist um sechs Monate bis Ende April 2023 zu verlängern.

Finanzministerin will Frist für Grundsteuer nicht verlängern

Thüringens Finanzministerin Heike Taubert (SPD) sagte MDR THÜRINGEN am Montag, dass sie die Frist für die Grundsteuererklärung nicht verlängern wolle. Der Stichtag für die Abgabe sei bundeseinheitlich der 31. Oktober. Daran müsse sich auch Thüringen halten. Nach Angaben der Ministerin sind die Kommunen davon abhängig, dass die Daten rechtzeitig vorliegen. Sie müssten die Daten bis 2024 weiterverarbeiten.

Taubert verwies zudem darauf, dass Thüringen die Grundsteuer nach dem Bundesmodell berechnet. Das sei seit zwei Jahren klar. Die Steuerberater hätten also genug Zeit gehabt, sich darauf einzustellen. Die Ministerin forderte die Steuerpflichtigen auf, sich an den Computer zu setzen und die Erklärung über Elster online abzugeben. Dafür müsse man sich mal eine Stunde Zeit nehmen und sich einlesen. Dann sei es aber auch zu schaffen, die Erklärung abzugeben, so Taubert.

CDU kritisiert Verfahren

Die CDU-Landtagsfraktion kritisierte, die rot-rot-grüne Landesregierung habe es nicht geschafft, im Zuge der Reform ein bürgerfreundliches Verfahren anzubieten. Dass Thüringen vor wenigen Wochen die Servicestellen der Finanzämter dauerhaft geschlossen und sie durch Telefonhotlines ersetzt habe, sei ein Fehler gewesen, erklärte der finanzpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Maik Kowalleck.

Vier Prozent haben Erklärung eingereicht

In der Grundsteuererklärung müssen Haus-, Wohnungs- und Grundstücksbesitzer unter anderem Angaben zu Baujahr, Wohnfläche und Bodenrichtwert machen. In Thüringen mit rund zwei Millionen Einwohnern werden nach Ministeriumsangaben rund 1,5 Millionen Erklärungen erwartet. Die neu berechnete Grundsteuer ist ab dem 1. Januar 2025 zu zahlen.

Bis Ende Juli hatten nur vier Prozent der Betroffenen eine Erklärung eingereicht. Weil die Formulare schwer verständlich sind, hatte das Finanzministerium eine Telefon-Hotline eingerichtet. Diese wurde zeitweise von bis zu 20.000 Menschen am Tag angerufen.

MDR (jhi,jn)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 08. August 2022 | 19:00 Uhr

17 Kommentare

Peter Pan am 09.08.2022

@KaterCarlo
wegen dieses Beitrages, habe ich heute verschiedene Grundstücksbesitzer zu dieser Erklärung gefragt und was habe ich immer wieder gehört, es ist noch jede menge zeit und da sind wir beim wesentlichen Problem, weder sind Senioren senil noch unfähig mit dem Computer zu arbeiten.
Sie bekommen einen Brief vom Finanzamt in dem alles bereits genau erklärt wird. Mit dieser behördlichen Hilfestellung und etwas gutem willen bekommt man das hin, fehlende Daten kann man im Internet ohne Anmeldung oder Login, Grundstücksbezogen abrufen.
Das einzige Problem was ich sehe, ist mal den hintern hochzubekommen und das anzugehen, Der Lieblingssatz mancher Zeitgenossen "Es ist noch Zeit, das mache ich morgen".

Silent_John am 09.08.2022

Gut , es gibt immer einen Klassenbesten , der beim Appell gelobt wird.
Der schafft das auch in 30 Minuten.

Wenn das Seniorenalter mit 60 beginnen sollte bin ich auch schon geraume Zeit einer. Ich kann zum Beispiel noch 5 Klimmzüge an der Reckstange, aber darf Minister das zum Maßstab für alle über 50 machen ? Und es hört dann ganz auf, wenn ich es von allen fordere. (Mit ein bischen Training könnte man es ja schaffen )

KaterCarlo am 09.08.2022

@Peter Pan
können Sie sich vorstellen, dass es Leute gibt, die mit Online Formularen nicht zurecht kommen? Den Satz "Dann müssen Sie sich an jemanden wenden, der das kann." habe ich letztens im Bürgerbüro Erfurt zu hören bekommen. So ein Satz ist eine glatte Unverschämtheit. Die Behörden sind für den Bürger da und nicht anders herum. Schon gar nicht ist der Bürger eine kostenlose Dienstkraft für die Finanzbehören. Das Wort Dienstleistung kommt von Dienst und Leistung. An beidem scheint es hier erheblich zu fehlen.

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