Ministerpräsident Mario Voigt (CDU), rechts und Katja Wolf (BSW), Thüringer Finanzministerin und stellv. Ministerpräsidentin, links
Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) und Finanzministerin Katja Wolf (BSW) stehen mit dem Landeshaushalt vor großen Herausforderungen. Bildrechte: IMAGO / Funke Foto Services

Landeshaushalt 2025 Wenig Spielraum für Brombeere: Ausgaben von rund zwölf Milliarden Euro stehen fest

26. Januar 2025, 13:30 Uhr

Die Brombeer-Regierung hadert mit dem rot-rot-grünen Haushaltsentwurf für 2025. Dieser umfasst zwar ein Rekordvolumen von 13,75 Milliarden Euro, lässt aber wenig Raum für Investitionen. Die Thüringer Rechnungshofpräsidentin Kirsten Butzke sieht die neue Regierung vor schwierigen Entscheidungen, denn rund zwölf Milliarden Euro stünden als Ausgaben bereits fest.

Thüringens neue Brombeer-Regierung aus CDU, BSW und SPD kann über den größten Teil der Ausgaben im Thüringer Landeshaushalt nicht verfügen. Nach Berechnungen des Thüringer Rechnungshofs sind Ausgaben von 11,8 Milliarden Euro durch Bundes- und Landesgesetze, Personalausgaben, aber auch Miet- und andere Verträge gebunden. "Das stellt eine große Herausforderung für die Regierung bei der Konsolidierung der Landesfinanzen dar und zeigt, wie eng der finanzielle Spielraum des Landes ist", sagte Rechnungshofpräsidentin Kirsten Butzke in Rudolstadt.

3,7 Milliarden für Personalkosten des Landes

Nach den Berechnungen der Rudolstädter Finanzkontrolleure sind im Landesetat unter anderem 3,8 Milliarden Euro durch eine Reihe von Landesgesetzen gebunden - unter anderem sind Ausgaben in diesem Jahr durch das überarbeitete Kindergartengesetz und das neue Ehrenamtsgesetz hinzugekommen. Allein für die Personalkosten der Angestellten und Beamten des Landes veranschlage die Landesregierung rund 3,7 Milliarden Euro. 2,6 Milliarden Euro des Haushalts seien nötig, um Zahlungen nach Bundesgesetzen zu ermöglichen.

Kirsten Butzke, Präsidentin Thüringer Rechnungshof
Kirsten Butzke ist seit dem 1. Februar 2022 Präsidentin des Thüringer Rechnungshofs. Bildrechte: picture alliance/dpa | Michael Reichel

Der Haushaltsentwurf der rot-rot-grünen Vorgängerregierung, der derzeit im Landtag beraten wird, hat ein Volumen von rund 13,75 Milliarden Euro. Mehrforderungen zu den geplanten Ausgaben kommen unter anderem von den Kommunen: Den Landkreisen fehlen nach Angaben ihres Spitzenverbands 273 Millionen Euro in diesem Jahr, die vom Land kommen müssten. Bei den Städten und Gemeinden geht es laut ihres Verbandes um etwa 50 Millionen Euro mehr. Und der Rechnungshof hat bereits gewarnt, dass die Personalausgaben um 150 Millionen Euro zu niedrig veranschlagt sind. Die beschlossenen Tariferhöhungen für den öffentlichen Dienst seien bisher nicht vollständig berücksichtigt.

Thüringen plant überdurchschnittliche Ausgaben, hat aber weniger Geld. Das ist die Quadratur des Kreises.

Kirsten Butzke Präsidentin des Thüringer Rechnungshofes

Einwohnerrückgang drückt die Einnahmen

Der finanzielle Spielraum sei auch dadurch eingeschränkt, dass Thüringens Steuereinnahmen zwar wachsen, "aber längst nicht mehr so stark wie in den vergangenen Jahren", sagte Butzke. Zudem würden die Thüringer nicht nur älter, sondern auch weniger. Und was besonders problematisch sei - die Zahl der Erwerbstätigen gehe in den kommenden Jahren zurück. Der Einwohnerrückgang habe Einfluss auf die Höhe der Zahlungen, die Thüringen aus dem Länderfinanzausgleich erhalte. 

"Thüringen plant überdurchschnittliche Ausgaben, hat aber weniger Geld. Das ist die Quadratur des Kreises", so die Rechnungshofpräsidentin. Bei den Planungen des Landes müsste angesichts der demografischen Entwicklung mit mehr älteren Menschen und einer sinkenden Bevölkerung auch genau überlegt werden, in welche Bereiche investiert wird. "Da sind sicher für die Politik auch unangenehme Entscheidungen zu treffen."

Investitionen durch neue Kredite?

Zu Vorhaben der Landesregierung, den Finanzrahmen für Investitionen möglicherweise durch die Kreditaufnahme von Landesgesellschaften zu erweitern, wollte sich Butzke zunächst nicht äußern. "Es ist noch offen, welche Modelle genau in Betracht gezogen werden", sagte sie. "Ich möchte das nicht bewerten, noch hat Finanzministerin Katja Wolf (BSW) nichts Konkretes vorgelegt." Nach Angaben der Rechnungshofpräsidentin hat das Land einen Spielraum bei der Finanzierung von Investitionen, "wenn es sich an die grundgesetzlichen Vorgaben hält".

Katja Wolf
Wird Thüringens neue Finanzministerin Katja Wolf (BSW) neue Kredite aufnehmen, um Investitionen der Brombeer-Regierung zu verwirklichen? Bildrechte: IMAGO/Karina Hessland

In dem bisher vorliegenden Haushaltsentwurf seien die Thüringer Investitionsausgaben gegenüber dem Niveau der Vorjahre rückläufig. Vorgesehen seien rund 1,8 Milliarden Euro - gut 340 Millionen Euro weniger als in der bisherigen mittelfristigen Finanzplanung des Landes veranschlagt.

Thüringens neue Regierung sieht großen Korrekturbedarf im Haushaltsentwurf für 2025. Mit dem diesjährigen Haushalt solle umgesteuert werden, um die Landesfinanzen zu konsolidieren und den Sparstrumpf des Landes nicht komplett zu leeren, hat Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) angekündigt.

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Katja Wolf (l., BSW), Finanzministerin und Stellvertretende Ministerpräsidentin von Thüringen, Mario Voigt (M., CDU), Ministerpräsident von Thüringen, und Georg Maier (r., SPD), Minister für Inneres und Kommunales und 2. Stellvertretender Ministerpräsident von Thüringen, am Rand einer Kabinettssitzung (Archivbild). mit Audio
Katja Wolf (l., BSW), Finanzministerin und Stellvertretende Ministerpräsidentin von Thüringen, Mario Voigt (M., CDU), Ministerpräsident von Thüringen, und Georg Maier (r., SPD), Minister für Inneres und Kommunales und 2. Stellvertretender Ministerpräsident von Thüringen, am Rand einer Kabinettssitzung (Archivbild). Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin Schutt

MDR (ask), dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 26. Januar 2025 | 19:00 Uhr

75 Kommentare

tomkey vor 1 Wochen

CSU ist seit Ende der 50er immer in Regierungsverantwortung. Meist alleine. Am Anfang und seit 2010er in Koalitionen.
Mit der SPD ist da unten nix los. Außer in einigen Städten ua München, wo sie seit Jahren den OB stellen

camper21 vor 1 Wochen

Und wenn wir die 126 Einkommensmillionär mit 100 % versteuern, da hätten wir ja mindestens 126 Millionen mehr im Landessäckel.Ob wir dann die großen Sprünge machen können? Zum Glück haben wir noch die Wessis, die uns im letzten Jahr 1,9 Milliarden aus dem Länderfinanzausgleich überwiesen haben.

camper21 vor 1 Wochen

In 40 Jahren hat Bayern 3,4 Milliarden aus dem Länderfinanzausgleich bekommen und danach über 108 Milliarden eingezahlt. Hört sich nach einer winn winn Situation an. Wie kommen Sie darauf, dass ich das dem Osten nicht gönne. Ich wollte mit dem Beispiel nur zeigen, wie erfolgreich eine Christliche Partei sein kann.

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