Hitzewelle Feuerwehr löscht mehr als 20 Flächenbrände in Thüringen

22. Juli 2022, 12:06 Uhr

Die Feuerwehr hat am Mittwoch mehr als 20 Flächenbrände in Thüringen bekämpft. Rudolstadt brach mit 40,1 Grad den Thüringer Temperaturrekord. Damit war die Stadt erneut der heißeste Ort in Mitteldeutschland. Durch die Regenfälle in der Nacht auf Donnerstag ist die Waldbrandgefahr vorerst gesunken.

21 Flächenbrände in Thüringen

Die Thüringer Feuerwehren haben am Mittwoch gegen 21 Wald-, Wiesen- und Feldfeuer im ganzen Freistaat gekämpft. Auch an den Menschen ging die Hitzewelle nicht spurlos vorbei: Im Helios-Klinikum Erfurt wurden in den vergangenen Tagen rund 15 Prozent mehr Notfallpatienten als üblich behandelt. Gerade wenn es schwül sei, würden gehäuft Kreislaufprobleme oder starke Kopfschmerzen sowie Hitzschläge auftreten, sagte eine Sprecherin.

Waldbrandgefahr aktuell gesunken

Nach dem bisher heißesten Tag des Jahres am Mittwoch ist die Waldbrandgefahr in Thüringen deutlich gesunken. Durch die Regenfälle in der Nacht auf Donnerstag herrscht aktuell geringe bis mittlere Waldbrandgefahr. Nach Stufe 4 bis 5 am Mittwoch gilt aktuell landesweit nur noch Stufe zwei bis drei. Im Eichsfeld gilt sogar nur Waldbrandgefahrenstufe 1, informiert Thüringenforst. Die Temperaturen sollen in den kommenden Tagen nicht mehr auf über 35 Grad steigen.

Neue Temperaturrekorde in Thüringen

In Rudolstadt wurde am Mittwochnachmittag laut MDR-Wetterstudio der Allzeitrekord in Mitteldeutschland mit 40,1 Grad gebrochen. Bisher lag dieser bei 39,8 Grad, gemessen am 20. August 2021 in Dresden-Hosterwitz.

Wie die MDR-Wetterexperten mitteilten, hat Hoch "Jürgen" auch in einigen anderen Thüringer Orten Hitzerekorde geknackt. Mit 38 Grad verzeichnete Erfurt nach 70 Jahren einen neuen Höchstwert. Ebenso fiel in Schwarzburg im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt der bisherige Rekord vom 7. Juli 1957 - dort wurden am Mittwoch 38,7 Grad gemessen.

Eichsfeld | Übergreifen der Flammen verhindert

Bei einem Brand auf einem Getreidefeld bei Birkenfelde im Eichsfeld ist am Mittwochabend ein Schaden von 6.500 Euro entstanden. Es wurden 2,5 Hektar Getreide zerstört. Laut Polizei konnte die Feuerwehr ein Übergreifen der Flammen auf einen angrenzenden Wald verhindern.

Ilm-Kreis | Feuerfront bei Rehestädt

Der große Feldbrand in Rehestädt (Amt Wachsenburg) bei Arnstadt ist gelöscht. Nach ersten Schätzungen beläuft sich die Schadenssumme auf rund 100.000 Euro. Hinweise auf Fremdverschulden gibt es laut Einsatzzentrale bisher nicht. Das Feuer auf einem Weizenfeld war am Mittwochnachmittag kurz vor 15 Uhr ausgebrochen. Sämtliche Wehren der Umgebung waren im Einsatz. Verletzte gibt es nicht. Verbrannt sei eine rund 60 Hektar große Fläche.

In der Nähe von Gehren ist die Feuerwehr am Dienstag zu einem Waldbrand ausgerückt. Wie ein Sprecher der Rettungsleitstelle am Mittwoch MDR THÜRINGEN sagte, waren rund 40 Feuerwehrleute aus Gehren, Gräfinau-Angstedt, Langewiesen und Manebach im Einsatz. Für sie sei es zunächst schwierig gewesen, an Löschwasser zu kommen. Nach etwa vier Stunden konnte das Feuer gelöscht werden. Was den Waldbrand ausgelöst hat, ist noch unklar.

Unstrut-Hainich-Kreis | Feuerwehr löscht Lagerfeuer bei Wäldchen

In Bad Langensalza musste die Feuerwehr ins Böhmenwäldchen ausrücken. Dort drohte ein Lagerfeuer auf angrenzende Bäume überzugreifen. Die Feuerwehr löschte das Feuer. Gegen den Verursacher, einen 44-jährigen polizeibekannten Mann erstatteten die Polizisten Anzeige. Er hatte das Feuer entfacht und die Feuerstelle unbeaufsichtigt zurückgelassen.

Auch bei Bad Tennstedt löschte die Feuerwehr einen Brand auf einem Feld. Eine nahegelegene Motocrossfläche wurde geräumt, die Straßen zwischen Bad Tennstedt und Haussömmern sowie Bad Tennstedt und Bruchstedt sind wegen der Löscharbeiten gesperrt.

Kyffhäuserkreis | Brand nahe B85 gelöscht

In Bad Frankenhausen hat es am Mittwochmorgen im Bereich Georgshöhe gebrannt. Wie die Polizei mitteilt, bemerkten Anwohner den Schein der Flammen und riefen die Feuerwehr. Das Feuer wütete nahe der B85 auf einer Fläche von 500 Quadratmetern. Insgesamt waren fünf Wehren im Einsatz. Gegen 9:30 Uhr war das Feuer gelöscht.

Wartburgkreis | Straße wegen Hitzeschäden gesperrt

Im Wartburgkreis ist eine Straße wegen Hitzeschäden vorübergehend gesperrt worden. Wie die Polizei am Mittwochmittag mitteilte, hat sich der Belag auf der Straße zwischen Stadtlengsfeld und dem Bad Salzunger Ortsteil Hämbach aufgrund der hohen Temperaturen verflüssigt. Laut Polizei soll die Straße zunächst bis Donnerstag gesperrt bleiben. Umleitungen seien ausgeschildert.

Sonneberg | Höchste Waldbrandgefahrenstufe erreicht

Die Forstämter in Heldburg (Kreis Hildburghausen) und Sonneberg haben mit der Stufe fünf die höchste Waldbrandgefahr erreicht. Waldflächen in der betroffenen Region können ab sofort für Besucher gesperrt werden. Wie ein Sprecher des Forstamtes Sonneberg sagte, sind vor allem die höher gelegenen Regionen um Hasenthal und Haselbach betroffen. Die Flächen dort sind für Besucher bereits gesperrt.

Selbst am Rennsteig haben die Temperaturen am Mittwoch die Marke von 30 Grad geknackt. Vielerorts mussten die Feuerwehren kleinere Brände löschen. In Grümpen im Landkreis Sonneberg brannte es an einer Hausfassade. Verletzt wurde niemand. Leichte Entspannung hat am Donnerstagmorgen etwas Regen in weiten Teilen Südthüringens gebracht.

Nordhausen | Fünf Hektar Wald in Flammen

Nach Angaben der Polizei vom Mittwochnachmittag wütet ein Brand in einem Wald bei Wernrode, nahe Bleicherode im Landkreis Nordhausen. Dort brennen fünf Hektar Wald und drei Hektar Getreidefeld. Das Feuer fraß sich den Angaben nach rasant durch das Feld. Die Flammen drohten auch auf eine Pferdekoppel überzugreifen. Die Feuerwehr ließ die Pferde vorsichtshalber frei und konnte ein Übergreifen des Feuers auf die Koppel verhindern. Der Wind trieb die Flammen vom Feld zum Wald. Etwa 150 Feuerwehrleute aus 15 Feuerwehren rückten aus.

Saale-Orla-Kreis | Feuerwehr löscht Waldbrand

Der große Feld und Waldbrand im Saale-Orla-Kreis bei Pößneck ist gelöscht. Am Dienstag hatte es zwischen Peuschen und Wernburg auf einer Fläche von 58 Hektar gebrannt. Wie die Polizei am Mittwochmorgen mitteilte, zogen sich die Löscharbeiten bis in die späten Abendstunden hin.

Thüringen | Bauarbeiter ächzen unter Hitze

Verzögerungen am Bau wegen der Hitze sind in Thüringen nach Einschätzung des Bauindustrieverbands kein Thema. "Man kann nicht sagen, dass wir in Probleme oder Verzögerungen kommen", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Burkhard Siebert. Es gehe um eine Situation von drei oder vier Tagen. Viele Unternehmen fingen früher am Morgen an und verteilten etwa Sonnenschutzmittel an die Mitarbeiter.

Bauarbeiter bei hohen Temparaturen
Wer bei Rekordhitze draußen arbeiten muss, leidet darunter. Bildrechte: IMAGO / Seeliger

Die Temperaturen seien jedoch eine Belastung, sagte er. Es gelte, die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen. Eine absolute Grenze, ab welcher Temperatur etwa im Straßenbau nicht mehr gearbeitet werden dürfe, gebe es aber nicht.

In Sachsen-Anhalt hatte der Baugewerbe-Verband gewarnt, dass viele Baustellen wegen der Hitze nicht fristgerecht abgearbeitet werden könnten. Schwere Arbeit sei unter der Extremhitze nicht dauerhaft leistbar. Besonders betroffen seien etwa Straßenbauer, Zimmerer, Dachdecker oder Maurer.

MDR (fra/jn)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag | 21. Juli 2022 | 10:46 Uhr

Mehr aus Thüringen

Auf über 400 Hektar haben sich seit 2003 mehr als 20 Firmen angesiedelt, im gesamten Gebiet sind über 9000 Arbeitsplätze entstanden. mit Video
Auf über 400 Hektar haben sich seit 2003 mehr als 20 Firmen angesiedelt, im gesamten Gebiet sind über 9000 Arbeitsplätze entstanden. Bildrechte: MDR/Christian Görmer