Impfung einer jungen Frau
In der Corona-Pandemie sind weniger Kinder und Jugendliche in Thüringen gegen andere Krankheiten als Covid geimpft worden als davor. Bildrechte: imago images/photothek

Bundesweiter Vergleich Thüringens Kinder und Jugendliche weniger geimpft als vor Corona

27. November 2022, 11:53 Uhr

Die Bereitschaft von Kindern und Jugendlichen in Thüringen, sich impfen zu lassen, ist im bundesweiten Vergleich vergleichsweise hoch. In der Corona-Pandemie gab es aber deutlich weniger Pikse, wie eine Auswertung zeigt. Vor allem eine Impfung wurde viel seltener verabreicht.

In der Corona-Pandemie sind weniger Kinder und Jugendliche in Thüringen gegen andere Krankheiten als Covid geimpft worden als davor.

Im Vergleich zum Jahr 2019 sind im Freistaat aktuell rund sechs Prozent weniger Jungen und Mädchen geimpft. Das geht aus dem Kinder- und Jugendreport der Krankenkasse DAK hervor, der der "Deutschen Presse-Agentur" vorlag. In die Analyse gingen Daten von rund 17.000 Kindern und Jugendlichen im Alter bis 17 Jahren ein, die in den Jahren 2019 bis 2021 bei der DAK-Gesundheit in Thüringen versichert waren.

DAK: Rund 24.000 Kinder und Jugendliche weniger geimpft

Nach Hochrechnungen des Versicherers, der in Thüringen rund 130.000 Mitglieder zählt, wurden somit rund 24.000 Kinder und Jugendliche weniger geimpft als im Vergleichsjahr 2019. Im Vergleich zum Bund, wo ein Rückgang von elf Prozent zu verzeichnen sei, sei die Abnahme in Thüringen aber deutlich geringer.

Insbesondere die Abnahme bei HPV-Impfungen gibt uns Anlass zur Sorge.

Marcus Kaiser DAK-Landeschef in Thüringen

Die meisten aller gesetzlich Krankenversicherten in Thüringen zählt die AOK Plus mit rund einer Million Versicherten (51,8 Prozent). Auch hier zeigte eine Auswertung einen Rückgang der Impfungen bei Kindern und Jugendlichen von rund neun Prozent.

Zahl der HPV-Impfungen besonders stark gesunken

Besonders ausgeprägt ist der Rückgang in den Auswertungen beider Krankenkassen bei Impfungen gegen das Papillomavirus (HPV). Das Virus kann unter anderem Gebärmutterhalskrebs auslösen. "Insbesondere die Abnahme bei HPV-Impfungen gibt uns Anlass zur Sorge", sagte der Landeschef der DAK-Gesundheit in Thüringen, Marcus Kaiser.

Im Vergleich zu den Gesamt-Impfdaten, welche sowohl Erst- als auch Letztimpfungen eines Impfzyklus berücksichtigen, seien insbesondere für die HPV-Erstimpfung bei Jungen und Mädchen während der Pandemie deutliche Rückgänge zu beobachten.

2021 ging die Zahl der HPV-Gesamtimpfungen hier um 33 Prozent im Vergleich zu 2019 zurück. Bei den Erstimpfungen betrug der Rückgang bei den Jungen rund 44 Prozent, bei den Mädchen blieb die Erstimpfung bei rund 18 Prozent aus. Während der Pandemie ausgefallene oder verschobene Erstimpfungen sollten möglichst zeitnah nachgeholt werden, empfahl Kaiser.

Die DAK-Daten sind fast deckungsgleich mit denen der AOK. Auch hier wurde bei einer Auswertung zur HPV-Impfung eine Abnahme von insgesamt rund 34 Prozent dokumentiert; wobei der Rückgang auch hier bei den Jungen (minus 43 Prozent) fast doppelt so hoch war wie bei den Mädchen (minus 23 Prozent). In die Analysen gingen jeweils versicherte Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 17 Jahren ein.

Bei der Analyse der DAK zeigte sich zudem, dass auch bei der Impfung gegen

  • Diphtherie
  • Keuchhusten
  • Tetanus
  • Kinderlähmung

die Impfzahlen während der Pandemie bei DAK-Versicherten mit minus 23 Prozent deutlich sanken. Sowohl die Vierer-Impfung als auch die HPV-Impfung sind zeitlich flexibel zu setzen.

AOK verweist auf ausgefallene Reiseimpfungen

"Bei der Interpretation der Ergebnisse muss beachtet werden, dass neben den von der Stiko empfohlenen Impfungen etwa gegen Masern, Röteln und Diphterie auch Reiseimpfungen wie Cholera und Tollwut eingerechnet sind", teilte die AOK mit Blick auf die Zahlen der DAK mit. Die Aussage, dass durch die Pandemie somit weniger Kinder und Jugendliche geimpft wurden, stimme also "nur bedingt". Ebenfalls solle berücksichtigt werden, dass Reisen nur eingeschränkt möglich waren und somit Reiseimpfungen nicht zwingend notwendig waren.

MDR (dpa/rom)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 27. November 2022 | 11:00 Uhr

9 Kommentare

Freies Moria am 28.11.2022

Tschingis1: 3G Regeln lassen Geimpfte rein auf Basis der Impfung ohne Tests durch. Diese Leute können durchaus positiv und infektiös sein. Das ist der Fehler, der jedem bekannt ist, der im Gesundheitsbereich tätig ist und seinen Kopf noch zum Denken benutzt. Komischerweise wird der Fehler nicht abgeschaltet, die denkenden Köpfe offensichtlich aber schon!

Tschingis1 am 28.11.2022

@Freies Moria
Ich kann nicht nachvollziehen, wie sie von 3G Regeln, auf seit Jahren bewährte Impfungen und hier zu den 4fach Impfungen für Kinder/ Jugendliche einen Vergleich ziehen und damit begründen, dass Vertrauen zerstört wurde.
Man kann zu den Corona Impfungen und den Einschränkungen, die ihren Ursprung in der Epidemie hatten, stehen wie man will, doch diese 4fach Impfung sowie die Impfung gegen HPV haben meiner Meinung nach nichts damit zu tun. Es handelt sich um sehr bewährte Impfstoffe.
Und als Mutter oder Vater einfach die Kinderärzte oder Hausärzte fragen, kann ja nicht die Hürde sein.
Ich denke eher, dass die Menschen sich durch Dritte sehr verunsichern ließen und nun auch den Bezug zu den empfohlenen Impfungen für Kinder und Jugendliche herstellen, obwohl dies nichts miteinander zu tun hat.

Atze71 am 27.11.2022

@Tschingis .... leider weiß eben keiner mehr ob die Inhaltsstoffe der bekannten Impfstoffe noch so enthalten sind. Wie oben das MDR Team schon schrieb: Fragen sie ihren Arzt....
mRNA Impfstoffe wollen eben viele nicht.

Mehr aus Thüringen