Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben
Bodo Ramelow spricht bei der Eröffnung des ersten Thüringer Gesundheitskiosks in Urleben im Unstrut-Hainich-Kreis. Bildrechte: IMAGO/ari

Landtagswahl 2024Kommentar zu Ramelow: Auf zum letzten Gefecht

04. November 2022, 16:53 Uhr

Bodo Ramelow hat verkündet, was alle erwartet haben: Er will bei der Landtagswahl 2024 in Thüringen noch einmal als Spitzenkandidat der Linken antreten. Ein Kommentar.

Eigentlich war alles ganz anders geplant. Eigentlich wollten sich die Granden der Thüringer Linken am 26. November mit Bodo Ramelow zusammensetzen und hinterher die allseits erwartete Entscheidung verkünden. Aber dann prescht der Frontmann doch vor und verkündet in der überregionalen Presse, dass er es noch einmal wissen will. Dass er sich 2024 noch einmal dem Votum der Thüringerinnen und Thüringer stellen will - als Spitzenkandidat seiner Partei bei der Landtagswahl.

Tatsächlich kann seine Partei gar nicht anders. Niemand hat bei den Linken auch bundesweit so wie Ramelow gezeigt, dass sich über klassische Parteibindungen hinaus Wähler gewinnen lassen. Bei öffentlichen Veranstaltungen trifft der ehemalige Gewerkschaftler den Nerv seiner Zuhörer meistens recht zielsicher – und bedient sich dabei seiner speziellen Ramelow-Methode: Wer ihn als Linken anspricht, dem antwortet er als Ministerpräsident "aller Thüringer". Wer ihm mit Karl Marx kommt, dem begegnet er, der bekennende Christ, mit der Bergpredigt. Wenn es um Schule und Bildung geht, erzählt er von seiner Legasthenie. Und das alles garniert mit einem emphatischen Blick, der sagen soll, dass die Welt mit mehr Solidarität ein besserer Ort wäre.

Gleichwohl muss Linke personelle Alternative aufbauen

Dieses überparteiliche Wesen macht der politischen Konkurrenz Angst. Das geht bis zu dem Gedanken, dass Ramelow der Linken Wahlergebnisse beschert, die ohne ihn nicht zu haben wären. Selbst aus der rot-rot-grünen Koalition war zu hören, Ramelow möge nicht mehr antreten.

Aber: Ohne den Ramelow-Bonus würde die Thüringer Linke genauso dastehen wie in Sachsen oder Sachsen-Anhalt und bliebe bei der Regierungsbildung außen vor. Ein wohlfeiler Wunsch, der an Ramelow und seiner Partei freilich abperlen wird. Wer in der Politik gewinnen will, muss selber siegen, statt auf die Schwäche der anderen zu vertrauen.

Ein abermaliger Spitzenkandidat Ramelow könnte seiner Partei zumindest eine Chance auf den Machterhalt erhalten - mehr lässt sich im politisch notorisch unberechenbaren Thüringen nicht vorhersagen. Und unabhängig vom Wahlausgang werden die Linken die Zeit nach Ramelow dann personell vordenken müssen. Bisher hat die Partei keine Alternative zu Ramelow aufgebaut - weil sie keine hatte und weil sie sich auf ihn verlassen konnte. Aber: 2024 wird Ramelow 68 Jahre alt sein.

Mehr zu Bodo Ramelow

MDR (seg)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 04. November 2022 | 19:00 Uhr

Kommentare

Laden ...
Alles anzeigen
Alles anzeigen