Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben

BildungKommentar: Schule aus, und jetzt Ruhe bitte

15. Juli 2022, 12:07 Uhr

Am heutigen Freitag haben in Thüringen Schülerinnen und Schüler Zeugnisse bekommen. Unser Kommentator wünscht sich jetzt eine "Ferienruhe" vor den Widrigkeiten unseres Bildungssystems.

von Sebastian Großert, MDR THÜRINGEN

Für die meisten Eltern von Thüringer Schülerinnen und Schülern geht ein halbwegs normales Schulhalbjahr zuende. Seit die Maskenpflicht in den Schulen Anfang April weggefallen ist, seit die Corona-Testpflicht zu Pfingsten ausgesetzt wurde, zeigte sich die Pandemie nur noch durch die vielen individuellen Ausfälle erkrankter Lehrer und Schüler.

Als Vater habe ich mit meinem schulpflichtigen Kind seitdem vor allem den Anforderungen des gewöhnlichen Schulbetriebes standhalten müssen. Etliche Klassenarbeiten und Tests waren auf der Zielgeraden kurz vor Schuljahresende vorzubereiten und zu absolvieren. "Beschaffungsaufträge" für dieses und jenes kamen gerne einmal ultra-kurzfristig herein.

Eure Chance - Ihr seid dran

Aber egal: Aus und vorbei. Es sind Ferien. In Thüringen geht es an den Schulen erst am 29. August weiter. Bis dahin wünsche ich mir zwei Dinge: Dass ich als Vater und Journalist allenfalls sehr, sehr selten mit schulischen Angelegenheiten behelligt werde - und dass sich die Akteure im Bildungssystem jetzt unter Ausschluss der Öffentlichkeit effektiv vorbereiten. Sie haben jetzt sechs Wochen lang freie Schulflure; kein lärmender Pennäler wird sie in ihrem Tun bremsen.

Bitte keine Löcher in den Stundenplänen

Aus meiner Sicht gilt es nun, Vorsorge zu treffen - mit Blick auf die Corona-Inzidenzen zum Beispiel, die voraussichtlich bis Schuljahresbeginn weiter steigen werden. Damit wächst auch die Ansteckungsgefahr für Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler wieder. Sind die Personalpläne so gestrickt, dass corona-kranke Lehrer nicht noch mehr Löcher in die Stundenpläne reißen?

Weiter: Von Schuljahresbeginn bis zum Start der Heizperiode sind es nur wenige Wochen. Funktioniert die Schulcloud für das interaktive Lernen, falls Klassen oder ganze Schulen wieder in den Distanzuntericht müssen? Gibt es eigentlich inzwischen genug Luftfilter - und haben die Kommunen das Budget, die stromfressenden Geräte auch zu betreiben?

Hohe Energiepreise sollten kein Argument sein

Zum Schluss sei eine Zusatzbitte geäußert: Mir ist vollkommen klar, dass die Heizkosten für Schulen schon zu Zeiten normaler Energiepreise beträchtlich sind. Im kommenden Winter werden sie nach Lage der Dinge astronomisch sein. Ich würde mich außerordentlich freuen, wenn die politisch Verantwortlichen mein Nervenkostüm nicht dadurch strapazierten, dass sie im Bemühen um mehr Geld von sonstwoher öffentlich von Schulschließungen und Distanzunterricht aus (Heiz-)Kostengründen fabulieren würden.

Und jetzt wünsche ich meinem Kind und allen Eltern, Schülern und Lehrern schöne Ferien.

MDR

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 15. Juli 2022 | 19:00 Uhr