Bildung "Wollen mehr Leistungsorientierung": Kopfnoten und Sitzenbleiben vor Comeback an Thüringer Schulen

20. Januar 2025, 21:33 Uhr

Schon jetzt gibt es in Thüringen Kopfnoten, aber nicht in allen Klassenstufen. Die neue Koalition will das ändern - und die Schülerinnen und Schüler zu mehr Leistung anspornen.

Thüringens Schülerinnen und Schüler sollen bald wieder in allen Klassenstufen Kopfnoten erhalten. "Wir wollen, dass die Kinder Rückmeldungen über ihren Leistungsstand bekommen", sagte der neue Bildungsminister Christian Tischner (CDU) der Nachrichtenagentur "dpa" in Erfurt.

Schüler während einer Unterrichtsstunde.
Schüler und Schülerinnen sollen an Thüringer Grundschulen wieder Kopfnoten für Fleiß, Betragen oder Ordnung bekommen. (Symbolfoto) Bildrechte: imago images/photothek

Dafür soll auch das Sitzenbleiben zusätzlich zu den Klassen sechs und acht nun auch nach der siebten wieder eingeführt werden. "Wir wollen mehr Leistungsorientierung", sagte Tischner. Es gehe ums Fördern und Fordern.

Kopfnoten Mit Kopfnoten werden unter anderem Mitarbeit und soziales Verhalten der Schülerinnen und Schüler bewertet. Sie sind üblicherweise nicht relevant für die Versetzung der Schüler.

Die Bezeichnung Kopfnoten ist darauf zurückzuführen, dass diese Noten auf dem Zeugnis oberhalb der restlichen Noten - am Zeugnis-Kopf - stehen.

Nach Tischners Ansicht sollen die Kopfnoten als Worturteil vergeben werden, nicht als Zahl. "Es geht da wirklich um eine Rückmeldung über das Verhalten, über die Ordnung, über die Mitarbeit, die ein Schüler leistet", sagte Tischner. Details dazu sollen noch erarbeitet werden.

Die Wiedereinführung von Kopfnoten in allen Klassenstufen hat die Koalition aus CDU, BSW und SPD in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart. Dort heißt es: "In diesem Zusammenhang werden wir in allen Klassenstufen Betragen, Fleiß, Mitarbeit und Ordnung in den Zeugnissen verpflichtend verbal bewerten, und zwar in den Rubriken Mitarbeit und Verhalten."

Nach Angaben des Ministeriums ist für eine Entscheidung kein neues Gesetz nötig, sondern es reiche eine Änderung der Schulordnung. Diese könne der Minister festlegen. Im Landtag würde die Brombeer-Koalition von CDU, BSW und SPD mindestens eine Stimme von Linkspartei oder AfD benötigen, um ein Gesetz beschließen zu können.

Welche Reaktionen es auf den Plan der Thüringer Landesregierung gibt, lesen Sie hier in einer Analyse.

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MDR (rom)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 20. Januar 2025 | 11:00 Uhr

58 Kommentare

Horst Schlaemmer vor 3 Wochen

Der (N)ostalgische Rückblick ist noch kein Nachdenken an sich. Er verklärt gern die Vergangenheit und ignoriert, dass sich viele Bedingungen grundlegend geändert haben. Über das Schulsystem und die Volksbildung in der DDR ließe sich auch sehr, sehr viel Kritisches anmerken. Das Kindeswohl stand da nicht immer im Vordergrund. Mein Stabü-Lehrer verfolgte jedenfalls ganz andere Ziele. Aber sie haben durchaus recht, manche Länder haben damals sich eine gute Praxis durchaus auch abgeschaut (daher ja mein Plädoyer, das unsererseits heute auch zu tun). Zum Beispiel die viel längere Gemeinschaftsschule und der erst späte Wechsel zum Abitur oder das frühe Erlernen von Schreib- und Druckschrift. Kopfnoten und Sitzenbleiben gehörten freilich nie zu dieser "Best Practice".

Il Sassone vor 3 Wochen

Seltsam. Früher war unser Schulsystem, als es noch funktionierte, ein Vorbild für andere Länder, die es dann selbst eingeführt haben. Darüber würde ich an Ihrer Stelle mal nachdenken.

Il Sassone vor 3 Wochen

Die einen nennen es Populismus und für die anderen ist es das normalste der Welt, dass man Leistungen erbringen muss um weiterzukommen. Und was es gegen Ordnung und Disziplin einzuwenden gibt wird ihr Geheimnis bleiben.

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