Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben
Pro Tag erkranken 40 Menschen in Thüringen neu an Krebs. Für sie und die Angehörigen ist das Netzwerk aus Beratungsstellen sehr wichtig. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / epd

GesundheitThüringische Krebsgesellschaft beklagt mangelnde Unterstützung durch das Land

06. Juni 2023, 20:58 Uhr

Die Thüringische Krebsgesellschaft wirft der Landesregierung mangelnde Unterstützung vor. Für Beratungsstellen in Jena und Mühlhausen fehlen mehr als 100.000 Euro. Die Beratungsstellen der Krebsgesellschaft unterstützen Betroffene und ihre Angehörigen mit ihrem Netzwerk.

von Claudia Götze, MDR THÜRINGEN

Die Thüringische Krebsgesellschaft muss mehr als 100.000 Euro für Personalkosten selbst aufbringen, obwohl der Bund per Gesetz die Kostenübernahme durchs Land geregelt hat. Betroffen sind zwei Beratungsstellen in Jena und Mühlhausen. Die vier anderen Thüringer Träger der Krebsberatung erhalten Geld aus dem Landeshaushalt.

Andreas Hochhaus, Vorstandschef der Thüringischen Krebsgesellschaft, sagte in Mühlhausen, dass ihm die Kofinanzierung zugesagt, aber bisher nicht erfolgt sei. Die Beratungsstelle für Krebskranke in Mühlhausen gibt es seit dem vergangenen Jahr; sie ist die einzige im ländlichen Bereich. In kurzer Zeit sind mehr als 2.000 Beratungen durchgeführt worden, engmaschig und ohne Wartezeiten. In diesem Jahr sind schon 89 Patienten dazugekommen.

Pro Tag erkranken 40 Menschen in Thüringen an Krebs

Pro Tag erkranken 40 Menschen in Thüringen neu an Krebs, sagt Andreas Hochhaus. Umso wichtiger sei das Netzwerk aus Beratungsstellen; für die Betroffenen selbst und deren Familien. Seit 2020 gilt, dass 80 Prozent der Kosten durch die Krankenkassen, 15 Prozent vom Land und die restlichen fünf Prozent selbst zu erwirtschaften sind. Auf mehr als 100.000 Euro Personalkosten ist die Gesellschaft seit dem Vorjahr sitzen geblieben. Das Land sagt, die Gesellschaft stehe finanziell gut da und brauche die 15 Prozent Förderung nicht.

Für die Mühlhäuser Gynäkologin Steffi Busch ist zum Beispiel schnelle psychologische Hilfe nur in den Beratungsstellen möglich. Für einen Termin beim Psychologen müsse man viele Wochen warten. Auch der Mühlhäuser Oberbürgermeister Johannes Bruns (SPD) kann nicht verstehen, warum das Land den gesetzlich geregelten Anteil nicht bezahlt. Im Einzugsgebiet leben mehr als 100.000 Menschen. Die einzige Thüringer Krebsberatung im ländlichen Raum in Mühlhausen schließt auch Versorgungslücken. Die Diagnose Krebs betrifft nicht nur den Erkrankten, sondern auch deren Umfeld. Die Beratungsstelle versucht, mit einem Netzwerk zu helfen.

Nur Thüringen zahlt nicht, was im Gesetz steht

Laut Krebsgesellschaft ist Thüringen das einzige Bundesland, das den 2020 beschlossenen Landesanteil von 15 Prozent der Gesamtkosten nicht zahlt. Das Gesundheitsministerium sieht keinen Förderbedarf, weil die Krebsgesellschaft diesen Anteil laut vorgelegtem Wirtschaftsplan selbst leisten könne. Die Krebsgesellschaft stehe finanziell gut da und brauche das Geld nicht.

Die Förderung der Krebsberatung aus Landesmitteln musste im Jahr 2022 neu organisiert werden, sagt Sprecherin Silke Wiesenthal vom Thüringer Gesundheitsministerium. Vorausgegangen war eine Änderung auf Bundesebene: Seit 1. September 2021 erhalten die Träger psychoonkologischer Beratungsstellen eine 80-Prozent-Förderung von den gesetzlichen Krankenversicherungen. Zu dieser Regelfinanzierung kann eine ergänzende Landesförderung in Höhe von 15 Prozent hinzukommen.

Zur Umsetzung der Förderung waren in der ersten Hälfte des Jahres 2022 zahlreiche haushaltsrechtliche Fragen zu klären. Hierzu wurden von allen fünf in Thüringen tätigen Trägern von ambulanten Krebsberatungsstellen erforderliche Unterlagen und Angaben erbeten.

Die eingereichten Unterlagen wurden geprüft. Nach Abschluss des Verfahrens hat die Prüfung ergeben, dass vier Träger psychoonkologischer Beratungsstellen eine Landesförderung erhalten konnten. Diese vier Träger sind: die Elterninitiative für krebskranke Kinder Jena, das SRH-Wald-Klinikum Gera, das SRH-Zentralklinikum Suhl und das Universitätsklinikum Jena

Land: Bei Förderung droht "Überfinanzierung"

Dem Antrag der Thüringischen Krebsgesellschaft auf ergänzende Förderung konnte leider aus haushaltsrechtlichen Gründen nicht entsprochen werden, heißt es vom Land.

Der von der Thüringischen Krebsgesellschaft eingereichte Haushalts- und Wirtschaftsplan ermöglichte keine zusätzliche Förderung aus Landesmitteln. Laut der Planung seien alle Ausgaben auch ohne Landesförderung abgesichert. Mit einer Bezuschussung durch das Land würde sich laut dem vorgelegten Wirtschaftsplan eine Überfinanzierung ergeben, was laut den Vorgaben der Landeshaushaltsordnung ausgeschlossen sein muss.

Der Thüringischen Krebsgesellschaft wurden die Hintergründe der Entscheidung in einem persönlichen Gespräch erläutert. Noch offene Fragen sollen in einem weiteren Gespräch geklärt werden, hieß es vom Land.

Richtlinie für Projektförderung in Arbeit

Darüber hinaus soll für 2023 und die kommenden Jahre geschaut werden, wie alle Thüringer Träger von Krebsberatungsstellen auch eine Landesförderung erhalten können. Entsprechende Finanzmittel sind im Landeshaushalt eingestellt, so Wiesenthal. Dazu werde  beispielsweise auch eine Richtlinie zur ergänzenden Förderung der ambulanten Krebsberatungsstellen in Thüringen als Projektförderung vorbereitet.

Mehr zum Thema Krebs

MDR (cgo/cfr)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 06. Juni 2023 | 18:00 Uhr

Kommentare

Laden ...
Alles anzeigen
Alles anzeigen