Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben

Direktkandidaten im PorträtChristel Werner (SPD) | Wahlkreis 33 (Saale-Orla-Kreis I)

Zur Landtagswahl 2019 in Thüringen haben wir den Direktkandidatinnen und -kandidaten Fragen zur Person sowie zu politischen Themen gestellt. Lesen Sie hier die Antworten von Christel Werner.

Zur Person

  • Alter: 34
  • Schulausbildung: Abitur
  • Beruf: selbstständige Producerin/Eventmanagerin
  • Familienstand: ledig
  • Wohnort: Schleiz

Politischer Werdegang

parteilose Kandidatin für die SPD bei der Landtagswahl in Thüringen 2019

Privates

Was ist Ihre größte Stärke?

Mein Organisationstalent

Was ist Ihre größte Schwäche?

Mein Perfektionismus

Wo erholen Sie sich in Thüringen am liebsten?

Auf dem einsam gelegenen Bauernhof meiner Eltern, dort im Speziellen in unserer Kirschplantage im Gartenhaus. Nirgendwo kann man mehr Ruhe genießen.

Welche drei Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?

Unseren Hund, mein Schweizer Taschenmesser und die Bibel.

Politisches

Warum haben Sie sich als Direktkandidatin zur Wahl gestellt?

Weil ich meine Thüringer Heimat liebe und ich mich aktiv dafür einsetzen möchte, etwas zu bewegen und mitzugestalten.

Wenn Sie gewählt werden, was ist Ihr wichtigstes Ziel für die kommende Legislaturperiode?

Das ist ganz klar die Stärkung des ländlichen Raumes, da ich selbst auf dem Land groß geworden bin und die Belange des viel zitierten ländlichen Raums und der Bevölkerung dort sehr gut nachvollziehen kann.

Was wollen Sie für Thüringen erreichen ...

... im Bereich Bildung:

Der Unterrichtsausfall und Lehrermangel muss bekämpft werden. Viele meiner Schulfreunde, die Lehrer geworden sind, haben in den vergangenen Jahren keine Anstellung in Thüringen gefunden und sind somit in andere Bundesländer gegangen. Jetzt herrscht hier ein Lehrermangel, also muss man etwas dafür tun, dass ein paar von den "ausgewandertem" zurück in die alte Heimat kommen. Mir ist es wichtig, dass kleine Schulen erhalten werden. Denn langes, gemeinsames Lernen ist notwendig und hat ja meiner Generation und denen vor uns auch nicht geschadet. Darüber hinaus ist es wichtig, den weiteren Ausbau von Privatschulen in Thüringen kritisch zu hinterfragen.

... im Bereich Forschung und Entwicklung:

Forschung und Lehre sind der Schlüssel zum Erfolg. Thüringen hat sehr gute, breit aufgestellte Hochschulen und muss sich als Wissenschaft - und Forschungsland nicht verstecken. Daher müssen die bisherigen Anstrengungen in der Wissenschaftsförderung weiter ausgebaut werden. Damit Freiheit von Forschung und Lehre gewährleistet werden kann, ist es wichtig, die Unabhängigkeit der Thüringer Hochschulen von der privaten Wirtschaft zu stärken. Es ist nach wie vor ein Fehler, dass die Landesregierung bisher in der Region um Gera keine Hochschule außer der Dualen Hochschule Gera - Eisenach und der SRH Hochschule für Gesundheit angesiedelt hat. Hier nach Ostthüringen gehört eine richtige Hochschule! Es gibt keine Region in Thüringen, wo es so notwendig wäre, dass eine Bundeseinrichtung für Forschung und Wissenschaft angesiedelt werden muss, wie in Ostthüringen - und zwar jenseits von Jena. In Gera gibt es ausreichend bezahlbaren Wohnraum und es wäre gut, wenn die Konzepte der Dualen Hochschule und der SRH Hochschule in Gera ausgebaut werden könnten.

Des Weiteren ist es wichtig, das Meister-BAföG sozial erträglicher zu gestalten, damit die Belastung für Absolventen geringer wird. Zudem sollte eine stärkere Förderung der Meisterausbildung geprüft werden, wenn der Absolvent danach in die Selbständigkeit geht.

im Bereich Wirtschaft und Verkehr

Durch mein Kernthema der Stärkung des ländlichen Raums möchte ich einen besonderen Fokus auf Handwerksbetriebe legen, da ich selbst ein Handwerkerkind bin. Aktuell floriert das Handwerk wie nie. Wer einen Handwerker benötigt, kann teilweise monatelang auf einen freien Termin warten. Doch die Handwerksbetriebe plagen Nachwuchssorgen und durch den demographischen Wandel wird es in naher Zukunft einen Fachkräftemangel geben. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass mehr junge Leute frühzeitig die Möglichkeit bekommen, ein Talent für einen Handwerksberuf zu entdecken beim Ausbau seiner Fähigkeiten gefördert zu werden. Sonst wird es bei fortschreitender Digitalisierung zwar künftig viele junge Menschen geben, welche die tollsten Maschinen, Gebäude oder Möbel am Computer entwerfen und berechnen können. Doch was nützt das, wenn niemand mehr da ist, der in der Lage ist, eine Elektroinstallation zu machen oder einen Dachstuhl zu bauen? Ich möchte mich klar dafür einsetzen, dass handwerkliche Berufe für junge Menschen wieder attraktiver werden.

Im ländlichen Raum ist es zwingend notwendig, dass es einen bezahlbaren Individualverkehr gibt, welcher auch ökologisch vertretbar ist. Ergänzend dazu braucht es ein kluges ÖPNV-System, wie etwa Rufbusse, Kleinbusse, E-Busse, Bedarfshaltestellen oder das Organisieren von Einkaufsfahrten z.B. am Wochenmarkttag in der nahegelegenen Stadt.

Viele Menschen, auch in der Generation 70+ benutzen Computer und Tablets. Eine wichtige Innovation, um dem ländlichen Raum lebenswert und attraktiv zu machen, wäre die Online-Bestellung im Supermarkt via Tablet der PC, so dass ein älterer Mensch mit eingeschränkter Mobilität somit virtuell durch die Kaufhalle gehen kann. Anschließend wird die Bestellung direkt nach Hause geliefert, so wie Rewe das in vielen Städten schon anbietet. Ich werde mich dafür einsetzen, dass in Zukunft das Wirtschaftsministerium ein solches Programm auflegt. Dafür bedarf es natürlich als Grundlage einer guten Netzqualität, auch im ländlichen Raum.

... im Bereich Innere Sicherheit:

Innere Sicherheit ist für mich nicht nur die notwendige Stärkung der Polizei und das Durchsetzen von Recht und Ordnung. Gut bezahlte und motivierte Polizisten sind enorm wichtig, wie auch ein konsequentes und schnelles Sanktionieren von Fehlverhalten durch die Justiz. Die Landesregierung muss für die entsprechenden Voraussetzungen bürgen: Es müssen ausreichend Polizisten angestellt sein, um eine Überlastung der Dienststellen zu vermeiden und vor allem auch eine Bearbeitung der Fälle zu ermöglichen.

Besonders wichtig ist mir die Stärkung der Ehrenamtlichen im Brand- und Katastrophenschutz. Das ist für mich eine Herzensangelegenheit, da es in meiner Familie tragische Schicksalsschläge gegeben hat, wobei das richtige Handeln von Feuerwehrleuten ein Leben retten konnte. Häufig erhalten die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren, die für ihr Engagement nicht nur ihre Freizeit opfern, sondern oft ihre eigene Gesundheit und manchmal sogar ihr Leben riskieren, zu wenig Anerkennung und Respekt für dieses wertvolle Ehrenamt. Auch schwere Waldbrände durch klimabedingte Wetterextreme haben unlängst gezeigt, dass unsere Kommunen auf das Engagement von ehrenamtlichen Feuerwehrleuten angewiesen sind. Deshalb möchte ich mich dafür einsetzen, dass man neue Aktive für dieses herausfordernde Ehrenamt gewinnen kann und dieses eben auch von der Gesellschaft mehr Anerkennung bekommt. Auch die Entschädigungssätze für Feuerwehrleute müssen erhöht werden und die Landesfeuerwehrschule in Ostthüringen braucht Verbesserungen. Ebenso muss die Brandschutzerziehung verstetigt werden.

... im Bereich Umwelt/ Klimaschutz:

Ich möchte mich für einen Klimaschutz MIT und nicht GEGEN die Landbevölkerung stark machen. Natürlich müssen wir dem Klimawandel entgegentreten und CO2 abbauen. Dafür benötigen wir dringend eine ökologische Wende. Doch dies darf nicht aus grüner Großstadtsicht passieren. Nicht alles, was dem Gutverdiener in der Stadt einfach erscheint, funktioniert auf dem Land. Es ist ein Irrglauben, dass man flächendeckend einen Nahverkehr erzeugen kann, sondern es muss ein ökologischer und bezahlbarer Individualverkehr ermöglicht werden u. dies in Kombination mit einem möglichst guten ÖPNV. Wo kein funktionsfähiger öffentlicher Nahverkehr herrscht, dort bezahlt die Bevölkerung die Zeche für mögliche grüne Politik-Versprechen. Es ist nun einmal so: Bei uns auf dem Land leben auch eher einkommensschwachen Schichten mit einer obendrein schlechten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und langen Arbeitswegen.

Ich bin schon viele Jahre Mitglied im NABU und mir ist die Bewahrung der Schöpfung und der Schutz der Natur sehr wichtig. Aber die Landbevölkerung darf für Forderungen des Klimaschutzes nicht am Ende die Zeche zahlen! Klimaschutz ja - aber bitte auch sozial gerecht. Handwerksbetriebe, von denen viele auf dem Land angesiedelt sind, brauchen nun einmal ihr Dieselfahrzeug, um damit zum Kunden oder zu weit entfernten Baustellen und auf Montage zu fahren. Die Handwerksbetriebe haben nicht nur Nachwuchssorgen, sondern sollen möglicherweise neben oft langen Fahrtwegen zukünftig auch noch mit hohen CO2-Steuern belastet werden? Nein! Wir müssen andere Lösungen finden – und das geht nur, wenn wir uns auch mit den Problemen vor Ort auseinandersetzen.

Vervollständigen Sie bitte den Satz: In fünf Jahren sollte es in Thüringen ...

... mehr Menschen geben, die ihre Kinder auf dem Land großziehen können und hierfür in den Bereichen Kinderbetreuung, Schule und Infrastruktur die passenden Bedingungen vorfinden. Die Schulen auf dem Land sollen gesichert bleiben und durch engagierte ehrenamtlich Tätige ein sportliches und kulturelles Leben ermöglicht wird. 80 Prozent Thüringens gehört zum ländlichen Raum - deshalb muss dieser für die dort lebende Bevölkerung gestärkt werden und die Abwanderung junger Leute in die Städte verhindert werden. Es ist ja Tatsache, dass im ländlichen Raum überdurchschnittlich ältere und hochbetagte Menschen wohnen, darum muss ein besonderes Augenmerk auf die Bereiche Gesundheit, Versorgung und Pflege gelegt werden. Das wir eines meiner Ziele sein, dass die Versorgung und Pflege von Angehörigen gesichert ist. Auch will ich in 5 Jahren Modellprojekte zum Online-Einkaufen im Supermarkt am Laufen haben, so dass alte, in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen ihren Einkauf nach Hause geliefert bekommen. Wer ansprechende Bedingungen auf dem Land vorfindet, bleibt auch gerne dort wohnen.

Quelle: MDR THÜRINGEN