Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben

MDR LIVE | 17.08.2024Schule, Gendern, Wählen ab 16: So stehen Erstwähler zu politischen Themen

17. August 2024, 22:10 Uhr

Knapp 80.000 junge Menschen dürfen erstmals bei der Landtagswahl wählen. 48 von ihnen waren am Samstag im MDR-Studio und sagten ihre Meinung zu einigen Themen, die dann mit den Positionen der Parteien verglichen wurden.

von MDR THÜRINGEN

Im politischen Alltagsbetrieb sind junge Menschen und ihre Themen oft unsichtbar. Manche sprechen sogar von einem politischen Generationenkonflikt. Aber pünktlich nach jeder Wahl gucken Nachrichtenmacher auf die Erstwählerinnen und Erstwähler.

Erstwähler kommen selbst zu Wort

Vor der Thüringer Landtagswahl am 1. September wollte der MDR aber nicht nur über, sondern vor allem mit Erstwählerinnen und Erstwählern sprechen.

48 von ihnen besuchten also am Samstag in Erfurt ein interaktives Studio. So konnte beispielsweise mit einem Klick auf dem Handy gezeigt werden, wo in Thüringen die jungen Gäste zu Hause sind. Der Ablauf war schnell erklärt und dann konnte es auch schon losgehen.

"Erst mal zur Wahl - dein Kreuz für Thüringen" heißt das neue Format. Die Teilnehmenden waren zwischen 18 und 23 Jahren alt. Die Fragen sollten relevant sein für junge Menschen und wurden mit der Haltung der Parteien abgeglichen, die bereits im Thüringer Landtag vertreten sind. Dazu kam das BSW.

Bewegung und Kommunikation - Ablauf der Sendung

Damit sie über die zentralen Wahl-Themen sprechen konnten, mussten sich die Studiogäste erst einmal im Raum positionieren - und zwar so ähnlich wie bei der Spiel-Show "1, 2 oder 3". Sarah Parvanta und Lars Sänger stellten die Thesen in den Raum und befragten dann die Erstwähler zu den Gründen für ihre Position bei "Ja", "Nein" oder "Neutral".

Vom Eichsfeld bis nach Südthüringen waren Erstwähler eingeladen. Bildrechte: MDR/Levin Schwarzkopf

Worüber wurde geredet und was sagten die jungen Menschen?

These: "An Thüringer Schulen soll das Sitzenbleiben generell abgeschafft werden."

Ganz klar würde beim Sitzenbleiben der Schaden jeden Nutzen überwiegen, hieß es vom "Ja"-Feld. "Wenn man in eine völlig neue Klasse muss, fehlt doch jede Motivation. Das Interesse an der Schule verschwindet noch mehr."

Befürworter des Sitzenbleibens bezogen sich eher auf die Situation, dass jemand sich in seiner Klasse ausgegrenzt fühlt und durch den Wechsel quasi "gerettet" wird. Entsprechend schlug einer vom "Neutral"-Feld ein freiwilliges Sitzenbleiben als Option vor.

Mit den Handys konnte abgestimmt werden, welcher Partei man die jeweiligen Positionen zuordnet. Bildrechte: MDR/Levin Schwarzkopf

These: "In Thüringer Schulen sollen sprachliche Formen verwendet werden dürfen, die neben männlich und weiblich auch weitere Geschlechter abbilden."

Hier waren sich die meisten Erstwähler einig, dass man das die Menschen selbst entscheiden lassen solle. "Ich versuche immer, wenn ich spreche oder schreibe, so viele Menschen wie möglich mit zu meinen." Wenn aber jemand nicht gendert, soll es auch keine Strafen geben. Ein junger Mann fand, dass das Gendern Distanz schafft und "Ausländer, die Deutsch lernen wollen, dadurch verwirrt" würden. Er stand auf dem "Nein"-Feld bei dieser These.

Ihm widersprach jemand vom "Ja"-Feld: "Das Gendern zeigt Respekt und Aufmerksamkeit. Es vermittelt die Sicherheit, dass ich mein Gegenüber so annehme, wie es ist."

Ein junger Mann vom "Neutral"-Feld verwies hier auf Artikel 5 des Grundgesetzes (Meinungsfreiheit). "Ich will weder Verbote von rechts noch einen moralischen Zeigefinger. Es ist meine individuelle Entscheidung."

These: "Die Bundeswehr soll weiterhin Veranstaltungen an Thüringer Schulen durchführen dürfen."

Kaum jemand stimmte dieser These vorbehaltlos zu. Selbst vom "Ja"-Feld hieß es: "Wenn, dann aber nicht als Werbung, zum Rekrutieren, sondern nur als Berufsberatung." Es gab aber sofort eine Gegenstimme: "Andere Firmen können das ja auch nicht machen."

Mehrere der Erstwähler gaben zu bedenken, dass 14-jährige zu jung sind, das einzuordnen. Außerdem könne man nicht zeigen, was man hat, ohne Werbung für sich zu machen. "Und niemand spricht dort davon, dass die Schüler vielleicht später an die Front müssen." Nur vom guten Verdienst und der tollen Ausbildung sei die Rede.

Nach dem Platzieren auf einem der Felder wurde noch nach der Begründung dafür gefragt. Bildrechte: MDR/Levin Schwarzkopf

These: "Jugendliche sollen bei Landtagswahlen in Thüringen ab 16 Jahren wählen dürfen."

Die Erstwähler auf dem "Neutral"-Feld fanden, dass man mit 16 eher andere Interessen habe als Politik, dass das aber andererseits auch sehr personenabhängig sei. Vom "Ja"-Feld hieß es, dass die 16-Jährigen sich ernst genommen fühlen würden, wenn sie wählen dürften und die Politik dann vielleicht auch mehr für junge Menschen machen würde.

Mit diesem Thema habe ich mich noch nicht beschäftigt. Ich finde, man soll keine Meinung abgeben, wenn man sich nicht damit auseinandergesetzt hat.

Teilnehmerin

Vom "Nein"-Feld kam das Argument, dass man in dem Alter zu leicht beeinflussbar sei. Man könne Fakenews nicht so gut erkennen. Aber, so entgegneten die Befürworter, das könne ja auch eine Motivation sein, sich mit den Themen Fakenews und Politik stärker auseinanderzusetzen. Außerdem stünde politische Bildung ja schließlich im Lehrplan.

These: Bei polizeilicher Ermittlungsarbeit soll künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt werden dürfen.

Vom "Neutral"-Feld kam eine ganz deutliche Antwort: "Mit diesem Thema habe ich mich noch nicht beschäftigt. Ich finde, man soll keine Meinung abgeben, wenn man sich nicht damit auseinandergesetzt hat."

Auch die Ablehnung dieser These war deutlich "Die KI lernt von Menschen. Sie kann also gar nicht neutral sein. Wir geben ihr auch all unsere Vorurteile, unseren Rassismus und unseren Klassismus."

Andere Erstwähler äußerten Bedenken wegen des Datenschutzes und bezeichneten die KI momentan als nicht ausgereift genug.

Die KI wird kommen, ob wir wollen oder nicht.

Teilnehmer

Die Befürworter des Einsatzes der KI sind der Meinung, dass sie in einem klar festgelegten Rahmen die Arbeit der Polizei erleichtern könne. "Die KI wird kommen, ob wir wollen oder nicht." Überwachung sei wichtig und man müsse dem Rechtsstaat vertrauen, dass das Material nicht missbraucht wird.

Auch ohne Mikrofon wurden die vorgestellten Thesen intensiv diskutiert. Bildrechte: MDR/Levin Schwarzkopf

Alle Argumente und alle behandelten Thesen finden sich im Video. Außerdem läuft die Sendung dann am 19. August ab 22:10 Uhr im MDR FERNSEHEN.

MDR (gh)

Mehr zu Jugendlichen und Politik

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Erst mal zur Wahl - dein Kreuz für Thüringen | 19. August 2024 | 22:10 Uhr

Kommentare

Laden ...
Alles anzeigen
Alles anzeigen