Auszählung der Stimmzettel in Eckstedt.
Wie läuft eine Landtagswahl im Wahllokal ab? Wir haben den kleinen Ort Eckstedt besucht Bildrechte: MDR/Grit Hasselmann

Landtagswahl Thüringen Blick ins Wahllokal: Der Sonntag in einem 600-Einwohner-Dorf

27. Oktober 2019, 20:39 Uhr

Rund 1,7 Millionen Menschen konnten in Thüringen einen neuen Landtag wählen. 453 davon in Eckstedt im Landkreis Sömmerda. Zur Kommunalwahl im Mai hatte hier die AfD ihr höchstes Ergebnis im Landkreis mit 26,9 Prozent. Wie lief die Wahl am Sonntag in dem 600-Einwohner-Dorf ab?

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Die Hälfte der Eckstedter hatte ihre Stimme schon 14 Uhr abgegeben. Damit lag die Gemeinde in der Verwaltungsgemeinschaft "An der Marke" deutlich über dem Durchschnitt. Eine Besonderheit gibt es in Eckstedt. Hier leben gleich zwei Direktkandidaten für die Wahl: Rita Schmidtke kandidiert im Wahlkreis 17 für die CDU und Stefan Schröder im Wahlkreis 16 für die AfD.

Und Bürgermeisterin Sabine Schnabel weiß noch etwas Besonderes zu erzählen: Sie hatte als Wahlvorstand keine Schwierigkeiten, Wahlhelfer zu finden. Sieben wurden gebraucht, mehr als zehn hatten sich gemeldet. Von der Studentin bis zur Pensionärin waren alle Altersgruppen vertreten.

Wahlhelfer aus Überzeugung

Die erste "Schicht" war bis zum Mittag im Einsatz, danach wurde gewechselt. Erst zur Auszählung um 18 Uhr kamen wieder alle im Wahlraum zusammen. Peggy Brater und Roswitha Kneise machen das nicht zum ersten Mal. "Wir sind eine eingespielte Truppe. Und deshalb macht das auch Spaß. Außerdem lernt man so auch alle Zugezogenen gleich kennen."

Aber auch neue Gesichter waren dieses Jahr dabei: Lisa-Marie Kulke stammt aus Eckstedt und studiert mittlerweile in Leipzig. Warum opfert sie ihr Wochenende für die Wahl? "Gerade in der heutigen Zeit, wo viel gemeckert wird, ist es für mich wichtig, mich einzubringen. Und als Wahlhelferin unterstütze ich die Demokratie, ohne mich zu sehr positionieren zu müssen. Ich bin ja noch sehr jung."

Lästige Pflicht ist das hier für keinen. Einer hat Kuchen mitgebracht, einer den Kaffee, es wurde geredet, viel gelacht und für eine Wählerin, die am Wahlsonntag Geburtstag feierte, wurde sogar ein Ständchen gesungen. Die Kinder bekamen Süßigkeiten und fast immer war auch Zeit für einen Plausch über Gott und die Welt.

Stimmabgabe am Wahlsonntag wurde genau beobachtet

Auch Infratest Dimap saß am Sonntag im Wahlraum in Eckstedt. In etwa 200 Wahllokalen waren deren Wahlforscherinnen vor Ort, um im Auftrag der ARD Hochrechnungen zu erstellen. Dafür wurden die Wähler gebeten, nach ihrer Stimmabgabe freiwillig und anonym über ihre Stimmabgabe Auskunft zu geben.

Pünktlich um 18 Uhr wurde das Wahllokal geschlossen. Eine Minute vorher kamen die letzten Wähler. 319 der 453 Wahlberechtigten haben ihre Stimme am Sonntag im Wahllokal abgegeben. Die Briefwahl wurde nicht in Eckstedt ausgezählt. Private Wahlbeobachter kamen, anders als erwartet, nicht zur Stimmauszählung.

Und auch wenn es nicht die erste Wahl in Eckstedt ist, der Moment, in dem die Wahlurne geöffnet wird, ist für alle Beteiligten immer wieder etwas Besonderes. Bürgermeisterin Schnabel ist stolz auf ihre Gemeinde: "Die hohe Wahlbeteiligung zeigt, dass die Eckstedter Verantwortung übernehmen und Demokratie leben."

Auszählung verlangt Konzentration

Nachdem die Wahlurne aufgeschlossen, das Siegel entfernt und alle Stimmzettel auf den Tisch gekippt worden waren, begann das Zählen. Das Wahlhelfer-Team war tatsächlich so eingespielt, dass es kaum Worte brauchte beim Sortieren der Stimmzettel. So ruhig war es den ganzen Tag nicht im Wahllokal in Eckstedt. Man hörte Papier rascheln, hin und wieder klang der Name einer Partei durch den Raum, gefolgt von einem knappen "Ja" von der Wahlhelferin, die den jeweiligen Stapel "verwaltete". Bereits 18:30 Uhr waren die Stimmzettel gezählt, bei denen das Kreuz beim Direktkandidaten und bei der entsprechenden Partei übereinstimmten. Sechs ungültige Stimmzettel wurden aussortiert.

Der folgende Schritt war schon etwas komplizierter: Manche Leute hatten Erst- und Zweitstimme unterschiedlich verteilt. Zunächst wurden die Zweitstimmen ausgezählt. 18 Parteien standen auf der Landesliste. Als letztes kamen dann die Stimmen, die auf die acht Direktkandidaten entfielen.

Und immer wieder mussten die fertig gezählten Stimmen addiert und geprüft werden, ob deren Gesamtzahl mit den abgegebenen übereinstimmte. Wenn das nämlich nicht passt, muss alles nochmal von vorne gezählt werden.

Aber es lief alles glatt. Schon kurz nach 19 Uhr konnte Wahlvorständin Sabine Schnabel telefonisch die Ergebnisse aus Eckstedt an den Wahlleiter durchgeben. Als viertes Wahllokal im Landkreis übrigens.

Quelle: MDR THÜRINGEN

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 27. Oktober 2019 | 18:00 Uhr

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