Bildung Verband: An Thüringer Schulen fehlen 2.000 Lehrer

23. Juli 2024, 17:30 Uhr

In Thüringen fehlen rund 2.000 Lehrerinnen und Lehrer an den staatlichen Schulen. Das geht aus einer Schätzung des Lehrerverbandes hervor. Doch die Zahl der Schülerinnen und Schüler legte deutlich zu. Besonders Sonderpädagogen gibt es zu wenige.

Dem Thüringer Lehrerverband (TLV) zufolge fehlen zum 1. August, dem Schuljahresstart, rund 2.000 Pädagogen an den Schulen. Hauptgrund dafür ist aus Sicht des Verbands, dass nach wie vor deutlich mehr Lehrerinnen und Lehrer aus Altersgründen ausscheiden oder wegen Krankheit fehlen, als neu eingestellt werden. 967 freie Lehrerstellen seien im Karriereportal des Landes gemeldet, teilte der Verband mit. Das seien 151 mehr als vor einem Jahr.

Seit 2014 sind nach Angaben des TLV rund 17.320 Schüler hinzugekommen. Die Zahl der Pädagogen sei aber im selben Zeitraum um 263 gesunken. Die Folge dieser Entwicklung: Nur noch in sechs Prozent der befragten Schulen wird der Unterricht laut Stundentafel vollständig abgehalten. Jede vierte Schule beklagt den Ausfall von mehr als 50 Unterrichtsstunden pro Woche.

Deutliche Fortschritte bei Digitalisierung an Thüringer Schulen

Deutliche Fortschritte gibt es immerhin bei der Digitalisierung der Schulen. Mittlerweile haben drei von vier Schulen in Fachräumen und Klassenzimmern Breitband oder Wlan. 2023 war es nur die Hälfte der Schulen.

Insgesamt fühlen sich die Pädagogen vom Bildungsministerium jedoch ungenügend unterstützt und informiert - zum Beispiel zum neuen Fach Medienbildung.

18 Sonderpädagogen für 1.600 Kinder

Dramatisch sei dagegen die Situation inklusiv betreuter Schülerinnen und Schüler. Im Laufe der vergangenen elf Jahre seien 1.632 Kinder und Jugendliche mit besonderem Förderbedarf hinzugekommen. Doch nur zusätzliche 18 Sonderpädagogen mehr als 2014 würden in den Schulen unterrichten.

"Das heißt, die schulische Inklusion wird hauptsächlich von den Lehrkräften gestemmt, die wegen des Mangels ohnehin schon mehr belastet sind als noch vor zehn Jahren", erklärte der Landesvorsitzende Tim Reukauf. 

Von der scheidenden und der neuen Landesregierung forderte der Verband unter anderem einen Abbau von Bürokratie sowie Assistenten für die Verwaltung an jeder Schule. Außerdem müssten zusätzliche Aufgaben durch Anrechnungsstunden anerkannt werden.

Quereinsteiger und Hortner als Lösung?

Ein Mittel gegen den steigenden Lehrermangel sei die Einstellung von Quereinsteigern. In zwei von drei Schulen seien Seiteneinsteiger inzwischen im Einsatz. Laut Lehrerverband müssten diese jedoch vor Ort qualifiziert werden, was wiederum die Lehrer zusätzlich belaste.

Als eine Fehlentwicklung bezeichnete Reukauf auch die häufige Einbeziehung von Hortnerinnen und Hortnern als Vertretungslehrer. Erlaubt sei in diesen Fällen nur die Aufsicht. Aus gutem Willen würden die Erzieher oftmals aber dennoch unterrichten. Vergütet bekämen sie diese Zusatzaufgabe allerdings nicht.

Mehr zum Lehrermangel und zum Zustand der Schulen in Thüringen sehen Sie im Film von MDR Investigativ.

MDR (dvs), dpa/epd

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 23. Juli 2024 | 19:00 Uhr

14 Kommentare

maddin vor 34 Wochen

@Tschingis
Wenn Sie mir einen „Zugangskanal“ zu Herrn Holter herstellen, frage ich ihn sehr gern. Ich hätte da gewiss keine „Manschetten“.
Haushalt und Budget? Nicht meine Aufgabe, sondern die von Ramelow-Holter-Taubert. Die werden doch dafür bezahlt mit all ihren Staatssekretären usw. oder etwa nicht? Es wird dermaßen viel Geld für irgendwelchen Schmarren herausgeballert, da wäre sicher viel mehr für die Bildung drin. Aber ich merke schon, die „Bedenkenträger“ sind schon wieder da!

maddin vor 34 Wochen

@Tschingis1
Aber gerne doch!
1. Wegfall aller unnötigen bürokratischen Hemmnisse z. B. bei der Klassenleitertätigkeit.
2. Konzentration auf die reine Unterrichtstätigkeit.
3. Sofortiger Einsatz aller ausgebildeten Lehrer, die in Schulämtern, in Ministerien oder sonstwo mit reinen Verwaltungaufgaben beschäftigt sind.
4. Lehrern, die vor der normalen Altersgrenze ausscheiden und noch ausreichend fit sind, ein Angebot machen, das sie eigentlich nicht (!) ablehnen können.
5. Ein Sofortprogramm, das allen (!) befähigten und dazu bereiten Lehramtsstudenten den zeitlich begrenzten Einsatz an Schulen ermöglicht.
Das kostet natürlich Geld. Aber das hätte man schon - wenn auch nicht gleich 2014 - aber mit einer gewissen Vorlaufzeit wenigstens seit 2018 praktisch umsetzen können.

Tschingis1 vor 34 Wochen

@maddin
"Auf die Zukunft braucht hier keiner zu verweisen, jetzt sofort muss etwas geschehen."

Besteht die Möglichkeit Ihre Forderung/ Vorwurf in umsetzbare Sofortmaßnahmen zu benennen?

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