Milchkühe im Stall
Mehr als 84.000 Milchkühe leben in Thüringen, doch ihre Zahl ging zuletzt deutlich zurück. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO/Funke Foto Services

Landwirtschaft Zahl der Milchviehbetriebe in Thüringen schrumpft weiter

13. März 2023, 08:06 Uhr

Beim Thüringer Milchtag am heutigen Montag in Erfurt geht es auch um hohe Auflagen, schrumpfende Einkommen und steigende Kosten. Dutzende Milchbauern im Freistaat haben ihre Tierhaltung bereits aufgegeben. Die Landesvereinigung Thüringer Milch regt eine Herkunftskennzeichnung für Milchprodukte an - ähnlich wie bei Obst und Gemüde.

Die Thüringer Milchwirtschaft ist in den vergangenen Jahren drastisch geschrumpft. Eine Trendwende sei derzeit nicht absehbar, sagte Silvio Reimann vom Thüringer Bauernverband vor dem Thüringer Milchtag am Montag in Erfurt.

Ende 2022 wurden demnach knapp 84.300 Milchkühe im Freistaat gehalten. Das sei im Vergleich zum Jahr 2020 ein Rückgang von fast acht Prozent. Die Zahl der Milchviehbetriebe nahm in diesem Zeitraum laut Verband um annähernd zehn Prozent ab - auf 470 Betriebe.

Steigende Kosten bei sinkenden Rohmilch-Preisen

Gründe für die sinkende Anzahl der Tierhalter sind laut Bauernverband immer höhere gesetzliche Auflagen, schrumpfende Einkommen sowie die Futterknappheit bei anhaltender Trockenheit in den vergangenen Jahren.

"Die Kosten waren höher als die Erlöse, viele haben daher aufgegeben, weil der Aufwand und die Belastung zu groß waren", sagte Reimann. Vor allem für Familienbetriebe sei mit den Jahren die Haltung immer unwirtschaftlicher geworden. Sorge bereiteten den Milchviehbauern zudem die derzeit wieder fallenden Preise für Rohmilch bei anhaltend hohen Kosten etwa für Diesel, Mineraldünger und Energie.

Früchtemüsli mit Milch
Auch wenn immer mehr Menschen zu pflanzlichen Alternativen greifen, gehört Milch für viele zur täglichen Ernährung dazu. Bildrechte: IMAGO / Shotshop

Milchbauern kritisieren bürokratische Hürden

Der Geschäftsführer der Landesvereinigung Thüringer Milch, Stefan Ritter, kritisierte bürokratische Hürden für die Landwirte. Notwendig seien klare Regelungen und Förderprogramme, die alle Betriebsstrukturen beim Umbau der Tierhaltung berücksichtigten. Nur eine EU-weite Harmonisierung - also gleiche Regeln für die europäische Landwirtschaft zum Beispiel für Tierwohl - könnten einer Produktionsverlagerung ins Ausland entgegenwirken.

Rufe nach Herkunftskennzeichnung der Milchprodukte

Zu der ab Jahresmitte geplanten staatlichen Tierhaltungskennzeichnung sagte Ritter: "Wir sind jetzt schon überschwemmt von Siegeln. Wir brauchen keine weitere Tierhaltungskennzeichnung." Viel wichtiger wäre eine staatlich verpflichtende Herkunftskennzeichnung, um den Verbrauchern die Kreisläufe beim Einkauf transparent zu machen. Verpflichtend angegeben werden muss das Herkunftsland bereits für viele Lebensmittel wie frisches Obst und Gemüse.

MDR (mm), dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 13. März 2023 | 09:00 Uhr

2 Kommentare

Brigitte Schmidt am 13.03.2023

"...hohe Auflagen, schrumpfende Einkommen und steigende Kosten. Dutzende Milchbauern im Freistaat haben ihre Tierhaltung bereits aufgegeben."

Erschreckende Aussichten, beängstigende Entwicklungen
Die weitere Entwicklung (der Landwirtschaft) kann bereits in den Niederlanden bewundert werden.
In Anbetracht einer steigenden Bevölkerung, weltweit aber eben auch in Europa kann einem nur Angst und Bange werden.
Aber wenn unsere Regelungen die letzten Bauern und Landwirte erdrückt haben, wir können ja immer noch Nahrungsmittel importieren.

Atze71 am 13.03.2023

Die 300 Milchkühe aus unserem Dorf geben jetzt bei einem polnischen Bauern ihre Milch. Warum? Weil es EU Förderung für Polen gibt und sich dort die Milchwirtschaft noch rechnet (Nebenkosten). Hier geht das nicht. Dort schon? Die Logik muss mir einer erklären! Obwohl ... Brüssel und Logik.... passt nicht!

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