Brandhaus in Apolda
Bei dem verheerenden Feuer in Apolda kamen im Sommer 2022 vier Menschen ums Leben. (Archivfoto) Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Feuer mit vier Todesopfern Mutmaßlicher Brandstifter von Apolda gesteht und bereut Tat

08. März 2023, 14:41 Uhr

Bei einem verheerenden Feuer in Apolda starben im vergangenen Sommer vier Menschen, es gab zahlreiche Verletzte. Der mutmaßliche Brandstifter steht nun vor Gericht - doch er gilt als nicht schuldfähig.

Nach dem Brand in Apolda mit vier Toten hat der Beschuldigte die Tat zu Beginn des Gerichtsverfahrens gestanden und bereut. Er habe niemanden umbringen wollen, sagte der 36 Jahre alte Bulgare vor dem Landgericht Erfurt. Nach der Tat habe er geweint.

Er sei im vergangenen Sommer mit zwei Benzinkanistern in das Mehrfamilienhaus gegangen. Dann habe er einen Rucksack neben die Kanister im Treppenhaus gestellt und angezündet. Damit habe er Schaden anrichten, aber niemanden töten wollen.

Ich wollte deren Tod nicht, ich wollte sie nur erschrecken.

Mutmaßlicher Brandstifter von Apolda im Sicherungsverfahren vor dem Landgericht Erfurt

Zuvor hatte der Beschuldigte in dem Sicherungsverfahren seine Kindheit in einem bulgarischen Waisenhaus geschildert. Es habe viel Gewalt und keine Bezugsperson gegeben. Nach der achten Klasse lebte er nach eigenen Angaben zeitweise auf der Straße und in Kellern. Mit Schrottdiebstahl hielt er sich demnach über Wasser.

Gutachten bescheinigt Mann schwere Schizophrenie

Die bulgarische Mafia, so sagte er wörtlich, habe ihn Anfang 2022 dann nach Deutschland geholt. Diese habe ihm Geld für den Abschluss von Handyverträgen und Diebstähle versprochen. Von den zunächst zugesagten 350 Euro habe er aber nur 100 Euro erhalten. Er habe über Monate den ausstehenden Betrag gefordert und sei auch bei der Polizei gewesen. In der Folge habe er das von bulgarischen Familien bewohnte Haus angezündet.

Ein vorläufiges Gutachten bescheinigt dem Mann laut seinem Verteidiger eine schwere Schizophrenie. Die Staatsanwaltschaft hält den Mann für schuldunfähig. In dem Verfahren geht es daher um die dauerhafte Unterbringung in einer psychiatrischen Einrichtung. Dem Bulgaren werden unter anderem vierfacher Mord und versuchter Mord in 14 weiteren Fällen vorgeworfen.

Vier Todesopfer und zahlreiche Verletzte durch Feuer

In dem von dem Feuer weitgehend zerstörten Haus hatten mehrere bulgarische Familien gewohnt. Ein 53-jähriger Mann kam bei dem Brand ums Leben, als er sich mit einem Sprung aus dem Gebäude zu retten versuchte. Zudem starben noch drei weitere Menschen, die Gäste der an diesem Wochenende gefeierten Schuleinführungsfeiern in dem Haus waren. Es gab zudem zahlreiche Verletzte.

Vor Gericht beteuerte der Beschuldigte, dass er keinen Plan zu der Tat gehabt habe - er habe denjenigen, mit denen er ihm Streit lag, "nur einen materiellen Schaden zufügen wollen". Ihm sei nicht bewusst gewesen, dass es so ein großer Brand werden würde.

Prozessauftakt am Landgericht Erfurt gegen mutmaßlichen Brandstifter
Vor Gericht schilderte der Beschuldigte seine Kindheit in einem bulgarischen Waisenhaus. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

MDR (kir/dpa/uka)

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Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 08. März 2023 | 19:00 Uhr

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