ein Schulgebäude
Heftige Debatte im Weimarer Land: Buttelsteldter Schulteil "Am Lindenkreis" - hier sollen die Regelschüler zusammenziehen. Bildrechte: Martina Weyrauch

Bildung Kreistag vertagt Entscheidung zu Schulen im Weimarer Land

25. Mai 2023, 19:22 Uhr

Es ist ein emotionales Thema - eines, das die Gemüter erhitzt. Im Weimarer Land sollen etliche Schüler sprichwörtlich ihre Schultaschen packen und umziehen. Das Schulverwaltungsamt plant den Standortwechsel zwischen Berlstedt und Buttelstedt. Eine Entscheidung steht weiter aus.

Schulen erneut Thema im Kreistag

Der Kreistag im Weimarer Land hat eine Entscheidung zur Zukunft der Schulen im Nordkreis vertagt. In der nächsten Sitzung soll über den geplanten Umzug der Regelschule Berlstedt nach Buttelstedt entschieden werden - und damit auch über das Verlegen des Buttelstedter Gymnasiums nach Berstledt.

Den Antrag dazu hatte CDU-Fraktionschef Mike Mohring gestellt. Man müsse den Schulleiterinnen und Eltern mehr Zeit geben, miteinander zu diskutieren, sagte Mohring.

Damit bleibt zunächst offen, wo die Kinder im Nordkreis im kommenden Schuljahr lernen werden. Zu wenige Plätze am Gymnasium und fehlende Lehrer an der Regelschule waren unter anderem Argumente für den Tausch.

Vor Beginn der Kreistagssitzung gab es Protest: Einige Eltern und Regelschüler wehrten sich lautstark gegen die Pläne des Kreises. Sie wollen am Standort Berlstedt bleiben.

Schüler und Eltern halten Plakate für ihren Schulstandort hoch.
Schüler und Eltern protestierten am Donnerstag gegen die Schulpläne des Kreises. Bildrechte: MDR/Cornelia Mauroner

Erhitzte Gemüter bei Debatte um Schulwechsel

40 Bewerbungen gibt es auf die 16 vorhandenen Gymnasialplätze. Der gymnasiale Schulteil in der Buttelstedter Schule "Am Lindenkreis" platzt aus allen Nähten. Eine Situation wie vor einem Jahr in der benachbarten Mellinger Schule will das Amt vermeiden. Ein Losverfahren konnte dort nur abgewendet werden, weil die Gemeinde Schulräume im Ort zur Verfügung gestellt hat.

Ein Standortwechsel von Buttelstedt nach Berlstedt scheint im aktuellen Fall die Lösung. Mit ihm würden gleich viele Probleme ausgelöscht, argumentiert die Behörde. Allen voran würden Plätze für angehende Gymnasiasten geschaffen.

Die Situation aktuell

In der Berlstedter Schule "An der Via Regia" gibt es sechs Regelschulklassen. Sie lernen gemeinsam mit Grundschülern auf einem Campus. In Buttelstedt lernen am Schulteil des Lyonel-Feininger-Gymnasiums aktuell sieben Klassen angehender Abiturienten, neben elf Klassen Regelschülern und Grundschülern.

Der Plan

Die Grundschüler bleiben, wo sie sind. Sie bleiben von den Plänen unberührt. Anders die älteren Kinder: Die Regelschüler der Berlstedter Schule sollen nach Buttelstedt und dafür die Gymnasiasten aus Buttelstedt nach Berlstedt ziehen.

Was wäre der Vorteil?

Thomas Heß (CDU), Bürgermeister der betroffenen Landgemeinde "Am Ettersberg", kann nichts entscheiden. Die Hoheit liegt beim Schulverwaltungsamt. Doch Thomas Heß kann vermitteln. Er zeigt die Vorteile der Standortwechsel auf: Die Gymnasiasten hätten mehr Platz. Ein Losverfahren könnte vermieden werden. Regelschüler und Abiturienten müssten sich nicht länger Fachkabinette teilen und die Regelschulen könnten Fachpersonal austauschen.

In Zeiten von Lehrermangel ein sehr wichtiger Punkt. So könnte man Unterrichtsausfall vermeiden.

Bürgermeister Thomas Heß (CDU)

Acht Regelschullehrer würden mit von Berlstedt nach Buttelstedt ziehen und das Team dort verstärken. "In Zeiten von Lehrermangel ein sehr wichtiger Punkt. So könnte man Unterrichtsausfall vermeiden." Beide Orte könnten partizipieren. "Aber natürlich verstehe ich auch die Eltern, die ihre Kinder weiter nach Berlstedt geben wollen. Sie wollen längere Schulwege vermeiden", sagt Heß.

Wie ist die Stimmung?

Viele Eltern sind aufgebracht. Mehr als 800 haben eine Online-Petition unterschrieben. "Die Schule ist ein Stück Heimat", argumentieren sie. Etliche Kinder müssten mit dem Wechsel weitere Schulwege in Kauf nehmen und nun in die Schulbusse steigen. "Jetzt, wo die Renovierung unserer Schule fast fertig ist, da sollen wir das Gebäude wechseln", beschwert sich ein Schüler. "Und wir sind dann künftig in diesem Haus, welches fast zerfällt und Löcher in der Decke sind."

Ein Schulgebäude
Die Schule "An der Via Regia" in Berlstedt soll künftig Standort für die Gymnasiasten werden. Bildrechte: Martina Weyrauch

Die Schulleitung versucht zu beschwichtigen. In einem Elternbrief zeigt sich Leiterin Martina Weyrauch verständnisvoll. "Uns ist klar, dass es für die Berlstedter Kinder und Jugendlichen kein leichter Schritt sein wird. (...) Die Mädchen und Jungen werden in ihren gewohnten Klassen bleiben, ihre Klassenlehrer behalten", heißt es. Auch die vom Schulförderverein angeschafften Sitzmöbel, der Pavillon und das Insektenhaus werden mit umziehen.

Unzufriedenheit bleibt

Die Wut vieler Eltern bleibt. Sie fühlen sich übergangen und in die Entscheidung nicht einbezogen. Die Runden mit Schulleitern und Behörde hat es aber gegeben. Auf dieser Ebene wurde sich intensiv ausgetauscht. Im kommenden Schuljahr soll es schon so weit sein. Dann sollen die Schulteile schon gewechselt haben.

Nachdem die eigentlich für Donnerstag vorgesehene Entscheidung über die Zukunft der Schulen vertagt wurde, heißt es weiter abwarten. Das letzte Wort haben Schulamt und Bildungsministerium. Auch sie müssen den Plänen noch zustimmen.

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MDR (leo)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 25. Mai 2023 | 08:00 Uhr

6 Kommentare

Einheimischer vor 46 Wochen

Wieviele der Schüler wohnen denn in Berlstedt? Alle anderen mussten bisher auch schon Bus fahren. Dafür können dann Berlstedter Gymnasisten zu Fuß kommen. Außerdem sind doch die Schüler des Gymnasiums auch von hier, das ist doch keine feindliche Übernahme. Und jetzt mal ernsthaft: eine einzügige Regelschule muss unbedingt bleiben, obwohl es nur wenige Kilometer entfernt die nächste Schule gibt (mit der eh schon kooperiert wird) und die neuen Gymnasiasten sollen dann nach Apolda fahren, oder wie?

6574839 vor 46 Wochen

Gott sei Dank leben wir ja nicht mehr in 1970! Und es geht nicht, um die 7 km.
Wie im Artikel zu lesen ist, ist das gerade nicht das wichtigste Problem.
Gott sei Dank darf auch jeder mittlerweile frei seine Meinung sagen! Hiermit werden nämlich keine Probleme beseitigt, sondern nur neue geschaffen.
Und natürlich ist es wichtig das ganze Medienwirksam zu tun.
Kein Problem erledigen sich dadurch, sie werden einfach nur verschoben.
Und da reden wir noch gar nicht über das Thema der öffentlichen Anbindung auf dem Land!

Mitteldeutsch vor 46 Wochen

echt thüringer problemchen wegen 7 km oder prinzipienreiterei
wir hatten 1970 weiteren weg und mit fahrrad kein problem, die heimkinder kamen in gruppen zu fuß und heute wird medienwirksam rumgemault

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