
Handwerk Hufschmied Przybilla sorgt sich um Nachwuchs
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23. März 2019, 13:43 Uhr
Was im Volksmund Hufschmied heißt, wird korrekt als "staatlich anerkannter Hufbeschlagschmied" bezeichnet. Als solcher ist auch Torsten Przybilla aus Elxleben mit seiner rollenden Werkstatt zu seinen Kunden unterwegs. Allerdings fehlt es an Nachwuchs. Die lange Ausbildungszeit und die unregelmäßigen Arbeitszeiten schrecken viele ab.
Für Torsten Przybilla war schon immer klar, dass er einmal Hufschmied werden würde. Bereits in der fünften Generation steht er am Amboss und beschlägt Pferde. Nach seinem Maschinenbaustudium war er zunächst als Ingenieur tätig. 1995 fasste er dann den Entschluss, sich als Hufschmied selbstständig zu machen. Bereut hat er das nie. Przybilla stammt aus Elxleben im Ilm-Kreis und ist mit seiner mobilen Schmiede in ganz Thüringen unterwegs - mitunter auch über die Landesgrenzen hinaus.
Auch wenn sein Beruf ein traditioneller ist, hat sich in der Branche viel verändert. Das Nutzverhalten, aber auch Eingriffe in die Zucht hinterlassen Spuren. Sichtbar seien diese am Körperbau wie auch an der Konstitution der Pferde, sagt er. Sie seien sensibler und anfälliger für orthopädische Probleme.
Hufschmieden fehlt der Nachwuchs
Und auch der Beruf selbst hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Heute ist das kein Lehrberuf mehr. Um Hufbeschlagschmied zu werden, gibt es zwei Möglichkeiten. Zum einen den direkten Weg: Nach einer speziellen Metallbauer-Ausbildung (Kernbereich Hufbeschlag) absolviert man einen viermonatigen Kurs an einer Hufbeschlagschule.
Alternativ gibt es einen Weg auch für Seiteneinsteiger: Voraussetzung ist eine abgeschlossene Berufsausbildung, egal welche. Auch ein abgeschlossenes Studium wird anerkannt. Für Torsten Przybilla sollte die Fachrichtung allerdings passen. Tierpfleger oder Pferdewirt beispielsweise. Nach einem fachlichen Einführungslehrgang muss ein zweijähriges Praktikum bei einem Schmied absolviert werden.
Allerdings handelt es sich hier um eine "sozialversicherungspflichtige, hauptberufliche Beschäftigung". Und genau das ist das Problem. Vor allem, seit das Mindestlohngesetz in Kraft ist. Denn die Hufschmiede sind fast alle Einzelunternehmer. Kaum einer kann sich leisten, einen Mitarbeiter einzustellen, der keine volle Arbeitskraft ist.
Auch hier folgt dann der viermonatige Kurs zum staatlich geprüften Hufbeschlagschmied. Und am Ende gibt es die Hufbeschlagprüfung.
Dass kaum Nachwuchs da ist, merken die Hufschmiede am Arbeitspensum. Besonders im Frühjahr häufen sich die Anfragen, denn dann wechseln die Tiere ihr Fell und das Horn der Hufe wächst schneller.
Zuständig für die Anerkennung von Hufschmieden ist das Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz (TLV), konkret die Abteilung "Allgemeines Veterinärwesen, Tierseuchenbekämpfung, Tierschutz“. In Thüringen haben bisher 27 Hufschmiede eine Anerkennung vom TLV bekommen.
Die genaue Zahl der aktiven Hufschmiede in Deutschland ist dagegen nur schwer zu ermitteln. Im Ersten Deutschen Hufbeschlagschmiede-Verband (EDHV) sind rund 500 Mitglieder registriert. Das sind aber bei weitem nicht alle in Deutschland tätigen Hufschmiede. Der Verband begleitet die zweijährigen Praktika des Nachwuchses, bietet aber auch Weiterbildungen für Hufschmiede und Pferdebesitzer an.
Die Pferde in Deutschland sind da schon leichter zu zählen: Über eine Million gibt es hierzulande. Und da die meisten von ihnen alle sechs bis acht Wochen beschlagen werden müssen, kann man sich die Menge der Arbeit für die Hufschmiede vorstellen. Torsten Przybilla jedenfalls hat einen vollen Terminkalender. Doch weil er seinen Beruf nach wie vor liebt, stört ihn das auch nicht.
Quelle: MDR THÜRINGEN
Dieses Thema im Programm: MDR S-ANHALT | MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 07. Januar 2019 | 19:55 Uhr