Versandhandel Spatenstich für neues Amazon-Logistikzentrum in Erfurt-Stotternheim
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Im Erfurter Ortsteil Stotternheim ist der erste Spatenstich für das neue Amazon-Logistikzentrum gesetzt worden. Für den Bau wird wertvoller Ackerboden versiegelt. Der Spatenstich war von Protesten begleitet.

Der Online-Händler Amazon baut seinen Standort in Erfurt aus. Am Dienstagnachmittag wurde in Erfurt-Stotternheim der symbolische erste Spatenstich für ein zweites Logistikgebäude gesetzt. Bauherr ist die Firma Atmira aus München. Ein Sprecher von Amazon sagte MDR THÜRINGEN, das Unternehmen werde die Immobilie langfristig mieten. Amazon freue sich, "unser Logistiknetzwerk in Thüringen zu erweitern und attraktive Arbeitsplätze mit Perspektive in Erfurt zu schaffen".
Nach Angaben von Atmira-Geschäftsführer Tim Wiesener ist die Fertigstellung für Ende 2023 geplant. Insgesamt werde Atmira rund eine halbe Milliarde Euro in den Standort investieren, zu dem aber noch ein weiteres Logistikzentrum für einen anderen Mieter gehöre. Dieses zweite, kleinere Gebäude werde auch früher fertiggestellt sein.
Anwohner und Deutscher Gewerkschaftsbund protestieren
Der Spatenstich war begleitet von Protesten von Anwohnern, des Deutschen Gewerkschaftsbundes sowie der Fraktion "Mehrwertstadt" im Erfurter Stadtrat. Die Fraktion warf Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) eine falsche Ansiedlungspolitik vor. Diese begünstige Großunternehmen wie Amazon und benachteilige die Einzelhändler vor Ort, sagten die Stadträtinnen Jana Rötsch und Tina Morgenroth.
Anwohner aus Stotternheim forderten mehr Ausgleichsmaßnahmen für die Flächenversiegelung. Es gehe unter anderem darum, den Teil des Bebauungsplanes umzusetzen, der eine Begrünung vorsehe, sagte Ortsteilrat Bernd Wilhelm. Auch ein ursprünglich geplanter Rundwanderweg solle realisiert werden.
Ortsteilbürgermeisterin Bianca Wendt kritisierte, dass durch das neue Logistikzentrum mit einer Gesamtfläche von über 50.000 Quadratmetern wertvoller Ackerboden versiegelt werde. Erfurts Oberbürgermeister Bausewein hob dagegen hervor, dass die neue Investition den Logistikstandort Erfurt weiter stärken werde. "Unsere Gesellschaft lebt von Logistik", sagte er.
Atmira plant "Naturpark" und "Trucker-Lounge"
Atmira-Geschäftsführer Wiesener verwies darauf, dass als Ausgleichsmaßnahmen unter anderem eine Dachbegrünung und eine Solaranlage vorgesehen seien. Außerdem wolle man gemeinsam mit den Anwohnern einen "Naturpark" errichten. Zudem sei im Vergleich zu bisherigen Logistikprojekten der Flächenverbrauch um 70 Prozent reduziert worden. Das neue Gebäude werde mehrgeschossig gebaut.
Für Lkw-Fahrer soll es laut Wiesener eine "Trucker-Lounge" für 40 bis 50 Fahrer mit WC, Duschen, Umkleide- und Aufenthaltsräumen geben. Außerdem werde auf dem Gelände eine größere Rückstau-Fläche für Lkw eingerichtet, um die Belastung der angrenzenden Straßen gering zu halten.
Amazon in Thüringen: Logistikzentrum neben Verteilzentrum in Erfurt
Amazon betreibt seit 2019 in Erfurt-Stotternheim ein Verteilzentrum, von dem aus Waren direkt an Kunden geliefert werden. Das nun geplante zweite Gebäude soll als Logistikzentrum dienen. Dort werden Waren von den Produzenten angeliefert und entsprechend der Kundenbestellungen verpackt. Über Sortierzentren werden die Pakete nach Regionen sortiert an Verteilzentren geliefert. Von diesen Verteilzentren aus werden die Pakete dann direkt an die Kunden ausgeliefert.
Im Jahr 2021 hat Amazon in Gera ein Logistikzentrum mit inzwischen fast 2.000 Beschäftigten eröffnet. Das Logistikzentrum in Erfurt werde ebenso groß sein, sagte der Amazon-Sprecher. Wie lange der Online-Händler das Gebäude von Atmira mietet, wollten beide Unternehmen auf Anfrage nicht mitteilen. Üblicherweise werden Mietverträge für solche Immobilien für 20 Jahre oder länger geschlossen.
MDR (dr/fno)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 24. Mai 2022 | 19:00 Uhr
olav vor 6 Wochen
Ich finde es gut das Amazon in Erfurt- Stotternheim baut. Hoffe nur das nicht letztendlich die Natur und ihre Tiere und Pflanzen darunter leiden,denn dann würd ich dies keineswegs gut heißen.
Mcfei vor 6 Wochen
Da ich mit Amazon schon beruflich Erfahrung machen musste kann ich nur sagen dieses Unternehmen soll erstmal steuern in unserem Land zahlen. Die Firma Amazon vertritt die Meinung mein Eigentum meine regeln oder wie es mir ein Mitarbeiter von Amazon ins Gesicht sagte die Regeln eurer Regierung interessieren uns nicht . Eine Nachfrage beim Petitionsausschuss ob diese Aussage richtig wäre endete für mich mit einer Entlassung durch meinen Arbeitgeber da dieser die Firma Amazon nicht als Auftraggeber verlieren wollte und mein Recht auf Petition würde ignoriert. Amazon hat mehr Rechte in unserem Land als jede Behörde und Regierung und sie beweisen es jeden Tag
meckersack vor 6 Wochen
Letztendlich stimmt der Verbraucher mit der Maus, oder mit seinem Touchscreen, über Amazon ab und weniger die Lokalpolitik. Und wenn nicht in Erfurt, dann ist die nächste strukturschwache Gemeinde nicht weit, die mit Handkuss empfängt. Amazon bezahlt so viel Lohn, das genügend Leute dort anfangen und der Laden läuft. Aber man hat ja langsam das Gefühl die Leute sind einfach gegen alles. Der eine hat Angst davor ein Jobangebot von Amazon zu bekommen, der andere trauert dem versiegelten Boden hinterher. Und die Mehrwertstadt ist sowieso gegen jeden Neubau. Ist das wirklich so schlimm, oder jammern auf hohem Niveau?