Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben

ErfurtModellprojekt will Schüler für das Thema Mobbing sensibilisieren

15. Juli 2022, 17:20 Uhr

Bei einem Projekttag haben sich die Schüler der Regelschule Stotternheim mit dem Thema Mobbing beschäftigt. An verschiedenen Stationen gab es dazu sportliche Aktionen, ein Theaterstück, aber auch Gesprächsrunden mit einer Staatsanwältin oder der Polizei.

von Anna Hönig, MDR THÜRINGEN

"Stellt euch mal bitte an der blauen Linie auf, wir machen jetzt ein Spiel", sagt Laura Möhrstedt. Die Kinder der 5b meckern ein bisschen, aber stellen sich wie gewünscht auf.

Kettenhaschen steht auf dem Programm. Ein Fangspiel, bei dem der Fänger den Gefangenen an die Hand nehmen muss. Sobald vier Kinder eine Kette bilden, teilen sie sich wieder in Zweier-Ketten auf. Das geht so lange, bis alle gefangen sind und jemanden an der Hand haben. "Es geht jetzt einfach erstmal darum zu sehen, wie die Kinder miteinander interagieren", sagt Michelle Schick.

Möhrstedt und Schick kommen vom Erfurter Unternehmen Sporticus und betreuen eine der Station beim Mobbing-Projekttag im Erfurter Ortsteil Stotternheim.

Mobbing ist Alltag

Und schon während des Spiels sind die ersten Beleidigungen und Kommentare der Kinder zu hören. "Du tust mir leid, du musst jetzt DIE an die Hand nehmen", sagt jemand. Die Stationsleiterinnen nehmen die Äußerungen wahr und sprechen die Kinder nach dem Spiel darauf an: "Findet ihr das in Ordnung?" - "Ja, das ist doch nur Spaß", antworten die Schüler. Unter Freunden mache man das so, dass man sich gegenseitig beleidige, sagt ein Mädchen. Und die Nachfrage, ob das denn auch der Gegenüber immer als Spaß verstehen würde, bejahen die Fünftklässler.

Beim nächsten Spiel stellt sich heraus, dass die große Mehrheit der Klasse (nach eigenen Angaben) sowohl schon jemand anderen gemobbt hat als auch selbst gemobbt wurde. Auch hier sehen die Schüler kein Problem. Mobbing scheint für sie mittlerweile Alltag zu sein.

Persönliche Erfahrungsberichte können helfen

Um hier das Bewusstsein zu schärfen, hat Schulelternsprecherin Michelle Zimmermann zusammen mit der Schule das Mobbingprojekt organisiert. Ihre eigene Tochter hatte früher an einer anderen Schule sehr unter Mobbing gelitten und deshalb die Schule gewechselt. Damit es anderen Kindern nicht so ergeht, setzt Zimmermann sich aktiv dagegen ein. "Deshalb habe ich mir das so ein bisschen auf die Fahne geschrieben, die Schule dahingehend ein bisschen zu fordern und zu fördern", sagt Zimmermann.

Für die einzelnen Projektstationen hat sich die Elternsprecherin verschiedene Akteure mit ins Boot geholt. Unter anderem sind die Staatsanwaltschaft und die Polizei Erfurt dabei, aber auch eine Kampfsportschule, der Freizeittreff Stotternheim, und auch Zimmermann selbst erzählt von ihren eigenen Erfahrungen mit dem Thema.

Das Ziel des Tages ist es, bei den Kindern "Signale zu senden und Impulse zu streuen", erklärt Zimmermann mit Beratungs- und Vertrauenslehrer Carsten Lincke. Siebtklässlerin Victoria López findet den Projekttag gut. "Also ich finde es sehr interessant und manchmal auch erschreckend, wie manche Leute andere behandeln, nur weil sie selbst schlecht behandelt werden", sagt die 13-Jährige.

Auszeichnung als "Schule mit Courage"

Damit auch künftig alle sehen, dass der Regelschule Stotternheim das Thema Mobbing am Herzen liegt, erhält die Schule am Ende des Projekttages den Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" - ein klares Zeichen. "Wir wollen damit zeigen, dass die Probleme zwar da sind, aber wir sie nicht ignorieren, sondern bewusst dagegen angehen", sagt Lincke. Michelle Zimmermann ist für die Regelschule Stotternheim die Patin für die Courage-Auszeichnung und möchte auch künftig Aktionen wie das Mobbingprojekt organisieren.

MDR (dr)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten regional | 15. Juli 2022 | 17:00 Uhr

Kommentare

Laden ...
Alles anzeigen
Alles anzeigen