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ArchitekturAusstellung in Erfurt wirbt für Sanierung statt Neubau

02. August 2024, 14:00 Uhr

Die Ausstellung "Sorge um den Bestand" im Bahnhallenquartier Erfurt betrachtet ab Freitag die Chancen und Risiken beim Sanieren älterer Gebäude. Die Schau wird vom Bund deutscher Architektinnen und Architekten kuratiert und befasst sich mit städtebaulichen, finanziellen, ökologischen und sozialen Aspekten.

Im Bahnhallenquartier in Erfurt ist ab Freitag die Ausstellung "Sorge um den Bestand" zu sehen, die vom Bund deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) kuratiert wird. Es geht darin um Strategien und Empfehlungen für den Umgang und die Weiternutzung bestehender historischer Gebäude. Die Schau beschäftigt sich mit der Wertschätzung des Vorhandenen und der Frage, wie man heute den Bestand von Industriekultur in Städten klug sanieren und zukunftsfest machen kann. Sie dauert bis zum 31. Oktober.

Ökologisch von Vorteil

Der BDA möchte Stadtplaner, Politiker und Investoren dafür sensibilisieren und begeistern, dass sich das Bauen im Bestand lohnt. Olaf Bahner, Kurator der Ausstellung, sagte MDR KULTUR, man wolle damit vor allem für die ökologische Komponente werben. Derzeit seien etwa 50 Prozent des Müllaufkommens vom Bausektor zu verantworten – man hätte also einen riesigen Hebel, um ökologische Vorteile für die Gesellschaft zu erreichen.

Wenn die Bevölkerung sieht, dass sich Räume gestalten lassen, gibt es auch ein großes Interesse am Umbau.

Olaf Bahner, Kurator der Erfurter Ausstellung

Bahner betonte auch den sozialen Wert: "Nur wenn wir den Bestand weiterentwickeln, vorsichtig und angemessen, können wir bezahlbare Mieten in den Städten und den Regionen halten."

Lohnt sich Sanierung?

Aber lohnt sich das Sanieren tatsächlich – angesichts der hohen Preise für Material, Handwerk, Bauleistung, Energie- und Heizkosten? Und wer will das noch machen?

Im konkreten Fall in Erfurt handelt es sich um ein 3,5 Hektar großes Areal des ehemaligen Königlichen Bahnbetriebswerkes, ganz in der Nähe des Bahnhofes. Dazu gehören etliche Hallen, manche sind verfallen, andere notdürftig erhalten, Teile der Architektur auch durch den Denkmalschutz geschützt.

Eines der Ausstellungsobjekte: Streichhölzer umgeben ein fragiles Objekt. Bildrechte: Leon Lenk Fotografie

Für die einen ist es nostalgische Backsteinarchitektur – für andere ein Schandfleck mit umgestürzten Mauern, undichten Dächern sowie Gras und Bäumen, die durch die Mauerreste aus dem 19. Jahrhundert wuchern.

Neue Standards können helfen

Das Areal in Erfurt könnte in den kommenden Jahren erschlossen und saniert werden. Die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen (LEG) signalisiert als künftige Eigentümerin große Offenheit. 

Auch Bahner zeigt sich zuversichtlich: "Wenn die Bevölkerung sieht, dass sich Räume gestalten lassen, gibt es auch ein großes Interesse am Umbau." Aber es brauche auch neue Standards.

Die Ausstellung zeigt historische Bausubstanz. Bildrechte: Leon Lenk Fotografie

Das Land Niedersachsen habe gerade eine Umbauordnung erlassen, in der festgelegt sei, dass der Umbau nur Standards erfüllen müsse, die zum Jahr der Bauzeit gültig gewesen seien. Nur beim Brandschutz dürften keine Eingriffe vorgenommen werden, sagt Bahner und erläutert: "Diese ganzen Komfortstandards, die wir aufgebaut haben, ein Netz von Wohlfühl- und Sicherheitsstandards, mit allen detaillierten Vorstellungen, wie man Treppen benutzt, Türen öffnet – die sind zu hinterfragen."

Wenn Bestand erhalten werden soll, gehe es heute um achtsames Erhalten, Reparieren, Weiterdenken und Wertschätzen des Bestehenden, so der Tenor der Kuratoren der Erfurter Ausstellung.

Quelle: MDR KULTUR (Blanka Weber)
Redaktionelle Bearbeitung: op, hki

Mehr Informationen

"Sorge um den Bestand"
Ausstellung im Bahnquartier Erfurt
Westhalle (Eingang Rosengasse), 99084 Erfurt

2. August bis 31. Oktober 2024

Öffnungszeiten:
Donnerstag bis Sonntag, 15 bis 18 Uhr

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 01. August 2024 | 16:30 Uhr