Ein Haus auf einem Platz wird umgebaut.
Einen Fußballverein gibt es in Azmannsdorf nicht mehr. Das leerstehende Sportlerheim wird jetzt zum Sitz der örtlichen freiwilligen Feuerwehr umgebaut. Bildrechte: MDR/Anna-Helene Hönig

Azmannsdorf Nach langem Kampf: Feuerwehrleute bauen ihr Haus selbst

05. Oktober 2022, 11:08 Uhr

Es war ein langer Kampf für die Feuerwehrleute in Azmannsdorf - bis der Erfurter Stadtrat im Juli sein Okay gab. Seitdem sind die Kameraden dabei, das alte Sportlerheim in den neuen Sitz der Freiwilligen Feuerwehr zu verwandeln. Doch jetzt bauen die Männer das Heim selbst um und viele Ex-Kameraden kommen zurück.

Donnerstagabend in Azmannsdorf, einem Ortsteil von Erfurt. Sobald man sich dem Sportplatz nähert, hört man die Klopf- und Bohrgeräusche, die aus dem Inneren des ehemaligen Sportlerheims dringen. Ein kleines, unscheinbares Häuschen, dem gerade neues Leben und eine neue Bedeutung eingehaucht wird - oder besser: eingehämmert. Vor dem Gebäude wartet Jens Bose, Ortsteilbürgermeister und ebenfalls Feuerwehrmann in Azmannsdorf. Dass er und seine Kameraden jetzt das Sportlerheim umbauen können, war ein langer Weg.

16 von 18 Feuerwehrleuten waren ausgetreten

"Aber am Ende haben wir das bekommen, was wir uns gewünscht haben. Es ist ideal. Wir sind happy damit", sagt Bose und lächelt, als er auf das Gebäude schaut. Im Dezember 2021 waren 16 von 18 Feuerwehrleuten aus der Freiwilligen Feuerwehr in Azmannsdorf ausgetreten. Der Grund: das kleine, kaputte Feuerwehrhaus im Ort. Nicht mehr als eine Garage, in die gerade so das Einsatzfahrzeug passte, in der sich aber die Kameraden im Einsatzfall auch umziehen mussten.

Die Feuerwehr-Unfallkasse hatte das Gebäude wegen der vielen Mängel ohnehin kurz nach dem Austritt der Feuerwehrleute dicht gemacht. Ersatz musste her. Viele Optionen wurden besprochen und wieder verworfen, bis der Erfurter Stadtrat im Juli sein Okay gab für das leerstehende Sportlerheim und eine Leichtbauhalle für das Einsatzfahrzeug. Prompt begannen die Azmannsdorfer Kameraden mit den Renovierungsarbeiten.

8.000 Euro und noch viel mehr an Eigenleistung

8.000 Euro Ortsmittel und viele helfende Hände machen den Umbau möglich. "Und der Rest sind dann eben Spendengelder, Eigenleistung und Firmen, die unentgeltlich für uns arbeiten, die uns mit unterstützen. Also da muss man sagen, Hut ab, das funktioniert auf dem Dorf ganz gut", erzählt Bose. Bis zu acht Mann arbeiten nach Feierabend gleichzeitig auf der Baustelle. Sonst war der Donnerstagabend immer Feuerwehr-Abend, bei einem oder zwei Bier saßen die Männer zusammen.

Die Stimmung ist gut, denn alle haben ein Ziel, wollen, dass es fertig wird und dass alle wieder dabei sind. Es liegt auch an der Gruppe, das ist so. Sonst würde das alles nicht funktionieren hier.

Jens Bose Ortsteilbürgermeister

Seit Juli treffen sie sich jetzt auf der Baustelle - und haben in der Zeit viel geschafft. Das Sportlerheim hat ein neues Dach, neuen Estrich, eine Wand wurde rausgerissen, Bad- und Sanitäranlagen saniert, und gerade geht es der alten Elektrik an den Kragen. Neben dem Gebäude wurde von der Stadt die Betonplatte für die Leichtbauhalle - die Garage für das Einsatzfahrzeug - gegossen. Rund 60 Quadratmeter stehen den Männern dann zur Verfügung: Eine Umkleide, ein Bad mit Dusche und ein Auftenthalts- bzw. Schulungsraum. "Das ist fünf Mal so groß wie das, was wir vorher hatten - und da stand noch das Auto mit drin", sagt Bose.

Zum Jahresende wieder einsatzbereit: 19 Rückkehrer

19 Kameraden wollen wieder in die Feuerwehr eintreten, sobald alles fertig ist - darunter sind jetzt schon drei neue Mitglieder. "Und wir machen auch noch mal ordentlich Werbung hier und im Nachbarort, in Linderbach", kündigt der Ortsteilbürgermeister an. Bis Ende des Jahres soll alles fertig sein. An der Motivation der Männer werde es sicher nicht scheitern.

"Die Stimmung ist gut, denn alle haben ein Ziel, wollen dass es fertig wird und dass alle wieder dabei sind. Es liegt auch an der Gruppe, das ist so. Sonst würde das alles nicht funktionieren hier. Ich sag mal, wenige Feuerwehrleute stellen sich hin und sanieren nach Feierabend selber ihr Gebäude, das hat man sehr, sehr selten". Bose ist sichtlich stolz auf seine Truppe. Das Feierabend-Bier haben sich die Männer auch heute wieder verdient.

MDR (co)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 04. Oktober 2022 | 18:20 Uhr

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