Gartenbau Thüringer Gärtner auf der Bundesgartenschau 2023 in Mannheim
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Nachdem die Bundesgartenschau (Buga) 2021 in Erfurt ihre Tore schloss, bereitet sich Mannheim in Baden-Württemberg auf die kommende Gartenausstellung vor. Bei der Buga 2023 werden auch Thüringer Gartenbaubetriebe vertreten sein. Sie rechnen sich gute Chancen auf Medaillen aus.

- Der traditionsreiche Thüringer Gartenbau ist bundesweit als Partner gefragt - auch bei der Bundesgartenschau 2023 in Mannheim. So haben Betriebe aus Bad Langensalza und Erfurt hunderte Rosen und Stauden geliefert.
- Der heiße Sommer hat zu Umsatzeinbrüchen bei Gärtnereien geführt. Von der Schau erhoffen die Unternehmen sich einen Aufschwung.
- Nicht nur Gärtnereien aus Thüringen sind in Mannheim aktiv: Die gebürtige Zeulenrodaerin Lydia Frotscher ist maßgeblich an der Ausrichtung der Buga 2023 beteiligt.
Nach der Bundesgartenschau (Buga) 2021 in Erfurt bereitet sich derzeit Mannheim, immerhin die zweitgrößte Stadt in Baden-Württemberg, auf die kommende Buga 2023 vor. Im gärtnerischen Wettbewerb im Freiland haben auch Thüringer Gartenbaubetriebe gute Chancen auf Medaillen.
Seit 1995 auf allen Bundesgartenschauen vertreten
Für Volker Rönigk vom gleichnamigen Rosenhof in Bad Langensalza ist die Teilnahme bei Bundesgartenschauen Pflicht und Kür zugleich. Seit 1995 war er mit seinen Rosen auf allen Schauen vertreten und hat Dutzende Medaillen für seine Pflanzen mit nach Thüringen gebracht. Im vergangenen Jahr gab es im Rahmen der Buga in Erfurt einen Ehrenpreis für die Bewahrung traditioneller Rosensorten der DDR. Gewürdigt wurde zudem sein herausragendes Engagement und Expertenwissen.
Nach Mannheim hat Volker Rönigk bereits vor einem Jahr zahlreiche Rosen geliefert. "Für uns ist die Teilnahme an so einem gärtnerischen Wettbewerb wichtig, denn es geht um Qualität und Vielfalt", sagt Volker Rönigk. "Wir haben rund 400 Rosen geliefert, insgesamt 20 neue Sorten, die Zeit bekommen haben, sich auf den Flächen zu etablieren und dann im kommenden Jahr hoffentlich richtig aufblühen werden."
Die kommende Buga kann mit etwas Glück auch das derzeit maue Geschäft im Gartenbau etwas ankurbeln. In Sachen Energiepreise kommen auf Rönigk zwar weit weniger Probleme zu als auf Kollegen im Zierpflanzen- und Gemüseanbau, aber Konsumenten sind gerade zurückhaltend. "Das Niveau beim Verkauf ist mit der Vor-Corona-Zeit zu vergleichen", sagt Rönigk, "Die Kosten allerdings liegen auf dem Nach-Corona-Niveau."
Medaillen sind ein guter Image-Faktor
Auch für Björn Poltermann gehören gärtnerische Wettbewerbe zum Geschäft. Derzeit stehen auf seinen Flächen Hunderttausende Container mit frischer Ware für den Herbst. Der Staudenproduzent in Erfurt nimmt mit zehn weiteren Staudengärtnereien aus dem gesamten Bundesgebiet am Freilandwettbewerb "Stauden" teil. Hier präsentiert jeder Staudengärtner sein Wunschsortiment für jeweils einen bestimmten Lebensbereich.
"Wir verwenden in Mannheim die Mischpflanzung mit dem Namen 'Thüringer Blütensaum', die vom Lehr- und Versuchzentrum Gartenbau Erfurt entwickelt wurde", erzählt Björn Poltermann. "In diesem Fall ist es eine bewährte Mischung für den Bereich Halbschatten und Schatten." Verwendet wurden mehr als 700 Stauden in 20 verschiedenen Arten und Sorten. Bei der Buga 2021 Erfurt gab es für den größten Staudenproduzenten in Thüringen neben Gold- und Silbermedaillen auch einen Ehrenpreis für das Gesamtsortiment.
Wir verwenden in Mannheim die Mischpflanzung mit dem Namen Thüringer Blütensaum, die vom Lehr- und Versuchzentrum Gartenbau Erfurt entwickelt wurde.
Für Poltermann gehören Wettbewerbe einfach dazu. "Es ergeben sich für uns als Betrieb Chancen auf Medaillen, die sind ein guter Image-Faktor und zeigen unsere Qualität. Leider machen Jahr für Jahr weniger Staudengärtnereien mit, weil die Ausschreibungen immer komplizierter werden."
Im Bund deutscher Staudengärtner (BdS) sind rund 100 Staudengärtnereien organisiert. Nur eine Handvoll beteiligt sich indes an dem Wettbewerb im Freiland in Mannheim.
Rosen aus Tiefthal für Mannheim
Mit dabei ist auch ein weiteren Rosenproduzent: Die Firma Baum- und Rosenschulen Kühr aus Erfurt-Tiefthal nimmt als einer von bundesweit 13 Ausstellern an dem Freilandwettbewerb "Rosen" teil. Geliefert wurden Beetrosen, Kleinstrauchrosen, Strauchrosen, Wildrosen, Zwergrosen. Thomas Kühr senior sieht die Teilnahme eher pragmatisch. "Wir wurden angeschrieben, ob wir Rosen im Sortiment für die Buga liefern können und haben geliefert", sagt er. "Es ist ein Kleinstauftrag."
Erfurter Staudengärtner wird Markt betreiben
Eine besondere Rolle spielt Pascal Klenart mit seiner Erfurter Staudengärtnerei auf der Buga in Mannheim. Weil sein Konzept des Gärtnermarktes auf der Buga 2021 in Erfurt die Deutschen Gartengartenschau-Gesellschaft als Veranstalter des Events überzeugt und begeistert hat, wird der Staudenproduzent auch in Mannheim den wichtigen Gartenmarkt betreiben. Dort wird er täglich mit Besuchern in Kontakt kommen. "Ich habe in den vergangenen Jahren wirklich viele Erfahrungen auf Landesgartenschauen und zuletzt auf der Buga in Erfurt gesammelt", erzählt Pascal Klenart.
"Mannheim wird eine logistische Herausforderung, auf die ich mich freue. Aber natürlich werde ich auch weiterhin mit meinen Pflanzen bei den verschiedenen thematischen Hallenschauen mitmachen." Mit 35 Gold-, 25 Silber- und 14 Bronzemedaillen sowie dreimal der Auszeichnung "Großes Gold" und zwei Ehrenpreisen war der Staudenspezialist einer der großen Gewinner im vergangenen Jahr.
Mannheim wird eine logistische Herausforderung, auf die ich mich freue.
Im Sommer gingen die Umsätze um mehr als die Hälfte zurück
Mit der nächsten Schau hofft Staudenzüchter Klenart auch, dass das Geschäft angekurbelt wird. Im heißen Sommer gingen die Umsätze um mehr als die Hälfte zurück, weil nicht gepflanzt werden konnte. Die Kosten für Dünger, Substrat und Co. stiegen zeitgleich an. "Es war ein schwieriges Jahr für viele Gärtnereien und ein wirklicher Kontrast zum Vorjahr", sagt Klenart.
"Ich bin froh, dass wir mit unserem Sortiment an winterharten Stauden nicht noch den Druck bei den Energiepreisen spüren." Nach Baden-Württemberg nimmt der Staudenexperte nicht nur eigene Pflanzen mit, sondern er kooperiert mit weiteren Thüringer Kollegen und auch mit Betrieben vor Ort.
Erste Erfahrungen bei der Buga in Heilbronn gesammelt
Noch eine Thüringerin ist in Mannheim beinahe täglich anzutreffen. Die gebürtige Zeulenrodaerin Lydia Frotscher fungiert als Buga-Ausstellungsbevollmächtigte der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft. Sie verantwortet in Mannheim den gesamten gärtnerischen Wettbewerb im Freiland und bei den Hallenschauen.
Eine Mammutaufgabe für die junge Frau, die erste Erfahrungen bei der Buga Heilbronn gesammelt hat. "Besonders spannend werden die Blumenhallenschauen, die im Ambiente einer ehemaligen Lagerhalle eine absolut außergewöhnliche Atmosphäre schaffen werden", hofft Frotscher.
"Insgesamt 19 wechselnde Schauen sind konzipiert, die Themen vielfältig und immer mit Bezug zu Mannheim und mit Pflanzen der besten deutschen Gartenbaubetriebe."
Bundesgartenschau 2023 vom 14. April bis 8. Oktober in Mannheim
Die Bundesgartenschau Mannheim findet vom 14. April bis zum 8. Oktober 2023 statt. Wie schon in Erfurt wird es auch in Baden-Württemberg zwei Ausstellungsflächen geben, die kaum unterschiedlicher sein könnten: Während der Luisenpark nach dem Vorbild englischer Landschaftsparks entstanden ist und erstmals in den 1970er-Jahren modernisiert wurde, ist das Spinelli-Gelände geprägt durch seine frühere militärische Nutzung des US-amerikanischen Militärs. Eine Seilbahn soll dann beide Ausstellungsbereiche verbinden.
"Die Buga 23 ist als Experimentierfeld, Blumenschau und Sommerfest konzipiert", so Lydia Frotscher. Im Rahmen der Buga wird ein Teil des Grünzugs Nordost realisiert, der rund 230 Hektar Grünflächen bis in die Mannheimer Innenstadt miteinander verbindet. Mehr als 62 Hektar Fläche auf dem ehemaligen Kasernengelände "Spinelli-Barracks" wurden entsiegelt und zur Bundesgartenschau 2023 neu gestaltet.
Über Radschnellweg sind mehrere Stadtteile an die Innenstadt angebunden
Nach der 178-tägigen Gartenschau wird die Fläche dann in den städtischen Grünzug Nordost integriert und frei zugänglich. Es entsteht ein neues Naherholungsgebiet und ein wichtiger Frischluftkorridor zum Neckar, der das Stadtklima positiv verändern soll.
"Darüber hinaus werden mit einem sechs Kilometer langen Radschnellweg gleich mehrere Stadtteile an die Innenstadt angebunden. Zugleich wird das Gelände der Bundesgartenschau mit rund 62 Hektar zu einem der größten Artenschutzgebiete in der Metropolregion Rhein-Neckar entwickelt", so Frotscher.
MDR (co,uka)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 12. September 2022 | 19:00 Uhr
martin vor 38 Wochen
Gutes Gelingen allen Beteiligten und ein wenig Werbung für den Thüringer Gartenbau schadet sicher auch nicht.