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Eröffnung in der PandemieBuga-Start in Erfurt: Was lange währt, wird endlich …

23. April 2021, 16:16 Uhr

Die Bundesgartenschau in Erfurt ist eröffnet. Am Freitagmorgen gaben Buga-Chefin Kathrin Weiß, Oberbürgermeister Andreas Bausewein und Ministerpräsident Bodo Ramelow den offiziellen Startschuss zu einer Buga, die es - und das steht dank Corona jetzt schon fest - so noch nie gegeben hat.

von Andreas Kehrer, MDR THÜRINGEN

Die Buga Erfurt 21 ist eröffnet! Was lange währt, wird endlich … Ja, was eigentlich? Kann eine Buga in der Corona-Pandemie "gut" werden?

"Stein vom Herzen gefallen"

Bei der feierlichen Eröffnungsfeier am Freitagmorgen zeigten sich die Verantwortlichen vor allem erleichtert. "Die Gesichter der Menschen zu sehen, die heute hier aufs Gelände gekommen sind, war unglaublich berührend. Ich denke, nicht nur mir persönlich ist ein Stein vom Herzen gefallen, dass wir eröffnen konnten", sagte Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke), der die Buga-Eröffnung auch als wichtiges Signal versteht. Gerade wegen Corona bräuchten die Menschen Hoffnung und Perspektive und genau das verbinde er mit der Buga in Erfurt.  

Mit einer Mischung aus Erleichterung und Optimismus äußerte sich auch Buga-Chefin Kathrin Weiß: "Ich freue mich, dass wir öffnen und den Menschen etwas Schönes anbieten dürfen. Die Besucher können hier genießen und ich glaube, dass die Pandemie sich positiver entwickeln wird als bisher."

Wer Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) zuhörte, konnte sogar den Eindruck bekommen, dass die 190-Millionen-Euro-Buga entgegen aller Vorzeichen sogar ein Überraschungserfolg werden könnte: "Ich bin Optimist und denke, dass sich die Corona-Lage in den kommenden Wochen grundlegend ändern wird, die Impfquote steigt und das Wetter wird besser. Wir haben ein halbes Jahr Buga vor uns und können mit dem Hygienekonzept jeden Tag 24.000 Menschen aufs Gelände lassen."

Wann wäre die Buga 2021 ein Erfolg?

Über Erfolg oder Misserfolg entscheiden bei einer Bundesgartenschau vor allem die Besucherzahlen. In den vergangenen 20 Jahren lagen diese in der Regel zwischen einer und zwei Millionen. Herausragend gut war dabei eigentlich nur die Buga 2011 in Koblenz mit 3,5 Millionen Besuchern, die auch einen satten Gewinn von 13 Millionen Euro einspielte.

Ein solch traumhaftes Ergebnis erwartet in Erfurt wohl niemand. Vor Corona prognostizierte die Thüringer Landeshauptstadt 1,9 Millionen Besucher, was bei einer Buga dieser Größe auch einen leichten Gewinn bedeuten würde. "Ökonomisch gesehen, ist die Buga ein Erfolg ab 1,855 Millionen Besucher. Dann würden wir mit einer schwarzen Null abschließen", rechnete Andreas Bausewein vor und fügte hinzu: "Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Zahl zu schaffen ist."

Bausewein hofft auf einen "Jetzt erst recht"-Effekt

Insgeheim macht sich Erfurts Oberbürgermeister aber Hoffnungen, die Prognose auch wegen Corona zu überbieten. Er hofft, dass die Corona-Pandemie einen "Jetzt-erst-Recht"-Effekt bei vielen Besuchern auslöst. "Es ist ja vieles im letzten halben Jahr ausgefallen und ich glaube, dass die Menschen ausgezehrt sind und wieder etwas sehen und erleben wollen und das wird der Buga helfen", sagte er. Dieser Optimismus ist nicht unbegründet, denn mit rund 40.000 verkauften Dauerkarten und einem Vorverkauf, der 50 Prozent über den Erwartungen lag, hat er dafür starke Argumente.

Corona wirft schon jetzt Pläne über den Haufen

Vielleicht ist der Zweckoptimismus von Andreas Bausewein genau das richtige Mittel, um sich vom bleiernen Corona-Pessimismus zu befreien. Aber es gibt auch Gründe anzunehmen, dass ihn die Realität einholen könnte. Denn wenn wir aus über einem Jahr Pandemie etwas gelernt haben, dann, dass Corona keinesfalls zu unterschätzen ist.

Das spürten die Buga-Verantwortlichen auch in den vergangenen Tagen, als die Pandemie viele Pläne für die Eröffnung über den Haufen warf: Zunächst sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seinen Besuch ab, weil er sich um das geänderte Infektionsschutzgesetz kümmern musste. Das wiederum sorgt jetzt dafür, dass für Buga-Besucher ab Samstag eine Testpflicht gilt.

Zugangsmanagement wird zur Herausforderung

Damit wird das Zugangsmanagement zu einer großen Herausforderung für die Buga. Ticketkauf, Terminbuchung, Testen - diese Prozedur kommt auf jeden einzelnen der täglich bis zu 24.000 Besucher zu, die das Hauptgelände - sprich den Erfurter Petersberg und den Egapark - betreten können (sämtliche Außenstandorte sind frei zugänglich).

Zur Kontaktnachverfolgung braucht jeder Besucher neben dem Ticket nämlich auch eine Zutrittskarte, die nach einer Online-Terminbuchung ausgedruckt werden kann. Dafür gibt es auf dem Domplatz auch eine Anlaufstelle.

Mit der Testpflicht kommt ab Samstag eine dritte Zugangsvoraussetzung hinzu, für die die Buga-Verantwortlichen zusätzliche Testkapazitäten schaffen wollen. Geplant ist ab Mitte nächster Woche ein Testzentrum auf dem Messegelände neben dem Buga-Gelände. Hier sollen allein 1.200 Menschen pro Stunde kostenlos getestet werden können. Das negative Testergebnis darf maximal 24 Stunden alt sein und muss von einer offiziellen Teststelle zertifiziert sein.

Besucher brauchen Geduld und Nachsicht

Jeder Besucher sollte sich also auf Einlasskontrollen und lange Schlangen einstellen. Um das so gut es geht zu verhindern, seien zusätzliche Eingänge geöffnet worden, sagte Buga-Chefin Weiß. Sie verwies darauf, dass die Online-Registrierung und ein von Besuchern mitgebrachtes Testergebnis den Einlass zusätzlich beschleunigen würden.

Auf dem Gelände selbst müssen sich die Besucher auf viele Einschränkungen gefasst machen: Gastronomische Gaumenfreuden gibt es nur zum Mitnehmen, Alkohol wird gar nicht ausgeschenkt und teilweise besteht eine Maskenpflicht. Viele Indoor-Attraktionen wie das Danakil-Haus bleiben vorerst geschlossen. Darüber hinaus werden Veranstaltungen zunächst gar nicht und später wohl nur eingeschränkt möglich sein. Allein am ersten Wochenende fallen alle 90 geplanten Veranstaltungen aus.

Blüten sind noch keine Früchte

Zu diesen pandemiebedingten Schwierigkeiten gesellt sich dieser Tage auch eine kritische öffentliche Wahrnehmung. Es wird eine Herausforderung, den Menschen zu erklären, warum die Buga öffnen darf, während Schulen aufgrund der Bundesnotbremse zum Teil geschlossen werden.

Vor diesen Hintergründen bleibt es also zunächst abzuwarten, ob die Buga 2021 in Erfurt ein Erfolg oder Misserfolg wird. Ein Sprichwort, das oft in Gartenkalendern zu lesen ist, lautete: "Blüten sind noch keine Früchte." In Analogie zur Bundesgartenschau heißt das also: Eine eröffnete Buga ist noch keine "gute" Buga.

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Quelle: MDR THÜRINGEN

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 23. April 2021 | 19:00 Uhr

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