Energiekrise Egapark muss Strom sparen und sortiert Pflanzen aus - wie auf der Arche Noah

30. Juli 2022, 13:04 Uhr

Im Egapark stehen mehr als 1.000 Kübel- und Topfpflanzen. Jedes Jahr im Oktober werden sie ins Warme gebracht, um sie vor dem Winter zu schützen. Doch auch der Egapark muss Strom sparen. Manche Pflanzen müssen um ihren Platz im Warmen bangen.

Sie steht gleich am Eingang: die wertvollste und älteste Palme des Egaparks. Rund 300 Jahre alt ist die Kanarische Dattelpalme, zehn Meter hoch und wiegt 2.100 Kilogramm. Das Exemplar kam einst aus dem Schlosspark Sanssouci nach Erfurt. "Den Potsdamern war sie zu groß geworden", erzählt Ega-Betriebsleiter Chris Lange die Geschichte dieser Rarität. Sie genießt VIP-Status und wird auch im kommenden Winter in jedem Fall ins Überwinterungsgewächshaus einziehen.

Andere müssen um ihren Platz im Warmen bangen. Denn der Egapark muss Strom sparen und will diesmal ein Gewächshaus vom Netz nehmen. Bleiben nur zwei - und da wird es eng. "Ist nur für diesen Winter, da müssen wir durch. Wichtig ist, dass wir die historischen Sammlungen erhalten und die wertvollsten Pflanzen retten."

Palmen kommen in neues Überwinterungsgewächshaus

Im Egapark stehen mehr als 1.000 Kübel- und Topfpflanzen. Im Oktober beginnt alljährlich das große Rücken. Normalerweise werden auch die 750 Fuchsien, die Dutzenden Pelargonien, so wie sie sind, ins Winterquartier geräumt. Doch die großen Kübel nehmen jede Menge Platz weg und das Fuchsien-Gewächshaus wird in diesem Winter stillgelegt. "Das werden wir uns in sparen."

Also müssen alle ins Anzucht- und ins neugebaute Überwinterungsgewächshaus. Letzteres wurde zur Bundesgartenschau 2021 eröffnet und hat eine Fläche von 1.100 Quadratmetern. Das klingt viel, aber schon die Palmen beanspruchen einen Großteil der Fläche.

Egapark gehört zu deutschlandweitem Netzwerk

"Es ist ein bisschen wie auf der Arche Noah. Wir gucken, welche Sorten unbedingt erhalten werden müssen, und so wird es nicht jede Pflanze schaffen, aber von jeder Sorte wenigstens eine", erklärt Chris Lange. Die Gärtner erstellen gerade Listen, welche Pflanzen besonders schützenswert sind, welche die Ega erhalten muss und will - und welche Pflanzen abgegeben oder später nachgekauft oder getauscht werden können.

Der Park gehört dem "Netzwerk Pflanzensammlung in Deutschland" an, ist ein Hort für historische Fuchsien und Pelargonien. Innerhalb des Netzwerks laufen gerade Gespräche, welche Sorten vielleicht woanders untergestellt werden können und welche nicht überwintert werden.

Aktuell spielen die Gärtner einen Stellplan durch. Manche Pflanze wird nur als Steckling und nicht in ihrer ganzen Pracht, Fülle und Bereite überleben. Das betrifft zum Beispiel die hängenden Fuchsien. "Das verjüngt die Pflanzen aber auch" kann der Ega-Betriebschef der Situation sogar etwas Gutes abgewinnen. Die Stecklinge überwintern in kleinen Töpfen, werden im Frühjahr dann aber nicht für die sonst gewohnte Farbenpracht und -fülle sorgen.

Auch Egapark muss Energie sparen

Auf die Energiekrise müsse der Egapark reagieren, auch wenn es seit 2014 bereits ein Energiesparkonzept gibt und das Klima-Zonenhaus "Danakil" mit seiner modernen Bauweise mit vergleichsweise wenig Energie auskommt. Dennoch: Der Egapark verbraucht im Jahr eine Million Kilowattstunden Strom. Wie viel eingespart wird, wenn ein Gewächshaus kalt bleibt, ist noch nicht errechnet. Der Park hat aber auch weiteres Sparpotenzial erkundet.

So können die Laptops der Mitarbeiter in den Büros per Kippschalter in den Pausen ausgeschaltet werden, sprudeln die Springbrunnen jetzt früh erst eine halbe Stunde später und im Winter wird wohl die Wüste im Klimazonen-Haus "Danakil" kaltgestellt. "Das funktioniert bei den Wüstenpflanzen, bei den Urwaldpflanzen werden wir maximal auf 18 Grad runterdrehen."

MDR (jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 30. Juli 2022 | 19:00 Uhr

71 Kommentare

knarf2 am 01.08.2022

Der Beobachter:Was glauben Sie denn wer
unsere Waffenlieferungen bezahlt?Auch wir werden wie Sie es nennen geschröpft.Hinzu kommt die Verunsicherung der Bevölkerung was den nächsten Winter betrifft!Wir haben nur einen kleinen Vorteil gegenüber der russischen Bevölkerung,wir sind noch nicht so arm

camper21 am 01.08.2022

Knarf2, Sie haben recht, einige waren vorbereitet und hatten Notstromaggregate ,aber nicht alle funktionierten und andere hatten keine. Der Winter 78/79 hat unsere Wirtschaft um Jahre zurück geworfen.

knarf2 am 01.08.2022

Der Beobachter:Kann mir vorstellen dass diejenigen
die massenhaft Heizlüfter
aus Angst vor einer kalten Wohnung kaufen.Ob es so kommt kann momentan keiner Vorhersagen!

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