EKMBischof Kramer entschuldigt sich bei queerer Gemeinschaft
Seit dem Coming-out von Mitarbeitenden der Katholischen Kirche wird in Deutschland über #OutInChurch diskutiert. In Erfurt hat sich nun der evangelische Landesbischof Kramer an die queere Gemeinschaft gewandt - und ein Schuldbekenntnis abgelegt.
Der mitteldeutsche Landesbischof Friedrich Kramer hat sich im Namen seiner Kirche bei allen Menschen entschuldigt, die in der Vergangenheit wegen ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität Unrecht erfahren haben. Er entschuldige sich stellvertretend "für all das Leid, das seitens der Kirche bis heute mit verursacht und toleriert wurde", teilte die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) am Montag in Erfurt mit.
Das Schuldeingeständnis gegenüber der sogenannten queeren Gemeinschaft sei Teil eines aufgezeichneten Gottesdienstes der EKM-Onlinekirche im Queer-History-Month. Unter dem Motto "Vielfalt und Glaube" werbe Kramer für Umkehr und Erneuerung.
Landesbischof Kramer: "Wir haben uns schuldig gemacht"
Das Schuldbekenntnis beginne Kramer mit dem Satz: "Ich bekenne für unsere Kirche, wir haben uns schuldig gemacht, indem wir die Vielfalt der göttlichen Schöpfung nicht wahrgenommen und wertgeschätzt haben, sondern sie abgewertet haben." Er entschuldige sich für das Beitragen und das Schweigen zu Ausgrenzung, Diskriminierung, Leid, Verfolgung bis hin zu Verletzung und Ermordung in der Vergangenheit. "Wir sind Liebe, Anerkennung und Respekt schuldig geblieben und dies tut uns leid. Es tut mir leid", zitierte die EKM den Bischof. Für alles, was er gesagt und getan habe, was verletzend gewesen sei, dafür bitte er um Vergebung. Kramers Auftritt ende mit den Worten: "Lasst es uns besser machen. Dazu helfe uns Gott."
Die Landeskirche gehe zwar offen mit Betroffenen um, sagt Online-Pfarrerin Jennifer Scherf, die laut EKM mit Frau und Kind in Leipzig lebt und damit selbst zur queeren Gemeinschaft gehört. "Ich bin dankbar, in einer Kirche arbeiten zu können, die sich schon seit Jahren stark macht für die Rechte aller Menschen", so Scherf. Die Richtlinien der EKM und auch der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) seien diesbezüglich sehr klar. Dennoch gebe es Landeskirchen und überall auch Gemeinden, Christinnen und Christen, die diese Offenheit nicht lebten.
Der Begriff "queer" wird heute positiv als Selbstbezeichnung von und für Menschen gebraucht, die ihre Identität als "außerhalb der gesellschaftlichen Norm" etwa als lesbisch, schwul, bisexuell, trans und intersexuell ansehen. Außerdem kann er als Überbegriff für alle benutzt werden, die nicht in die gängigen geschlechtlichen Normen passen. Der Queer-History-Month findet in vielen Ländern im Februar statt, um für Teilhabe zu werben.
#OutInChurch löst Diskussion aus
Zuletzt hatte die Aktion #OutInChurch für Diskussionen gesorgt, bei der sich 125 Mitarbeitende der Katholischen Kirche als queer outeten und ein Ende ihrer Diskriminierung forderten. Unter ihnen sind Priester, Gemeinde- und Pastoralreferentinnen, Religionslehrer, aber auch Mitarbeitende aus der kirchlichen Verwaltung.
Sie fordern eine Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts, sodass die sexuelle Orientierung und die geschlechtliche Identität künftig kein Kündigungsgrund mehr sind. Außerdem sollen diffamierende Aussagen zu Geschlechtlichkeit und Sexualität aus der kirchlichen Lehre gestrichen werden. Der Zugang zu den katholischen Sakramenten und zu allen Berufsfeldern der Kirche dürfe ihnen nicht mehr vorenthalten werden. Im vergangenen März hatte der Vatikan noch einmal klargestellt, dass homosexuelle Partnerschaften nicht den Plänen Gottes entsprächen.
Quelle: MDR(maf),epd,dpa
Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 31. Januar 2022 | 14:00 Uhr