Energiewende Erfurt will Fernwärme für mehr Haushalte - und tief bohren
Hauptinhalt
21. Dezember 2023, 16:40 Uhr
Die Erfurter Stadtwerke wollen das Netz für klimaneutrale Fernwärme ausbauen. Bis 2026 soll dafür nun ein Generalplan erstellt werden. Auch auf Tiefengeothermie will die Stadt bei der Energiegewinnung setzen. Die Kosten werden auf insgesamt eine Milliarde Euro geschätzt.
Aktuelle Nachrichten des Mitteldeutschen Rundfunks finden Sie jederzeit bei mdr.de und in der MDR Aktuell App.
Die Stadtwerke Erfurt wollen künftig mehr Haushalte an klimaneutral erzeugte Fernwärme anschließen. Hintergrund sind Vorgaben des Bundes, wonach bis zum Jahr 2045 alle Wärmenetze komplett aus Erneuerbaren Energien gespeist werden müssen.
Wärmeplan in Erfurt bis 2026
Wie das umgesetzt werden kann, soll laut Stadtwerken nun geplant werden. Spätestens im Juni 2026 muss der Generalplan für Erfurt vorliegen. Daraus soll hervorgehen, welcher Energieträger wo in Erfurt eingesetzt wird. Zudem soll der Plan öffentlich einsehbar sein.
Die Stadtwerke rechnen damit, dass sie in den kommenden 20 Jahren etwa eine Milliarde Euro in die Energiewende investieren müssen.
Erfurt möchte Geothermie nutzen
Großes Potenzial bei der Energiegewinnung sieht die Stadt weiterhin in der Tiefen-Geothermie. Dabei müsste bis zu 6.000 Meter in die Gesteinsschicht gebohrt werden. Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Zaiß beschreibt das Verfahren als "Fußbodenheizung in fünf bis sechs Kilometern Tiefe". Dabei werde kaltes Wasser in die Tiefe geleitet und erhitzt wieder an die Oberfläche transportiert.
Die Kosten für eine Probebohrung belaufen sich auf etwa 30 Millionen Euro. Sie soll in der Nähe des Gas- und Dampfturbinenkraftwerks im Nordosten der Landeshauptstadt vorgenommen werden. Bislang wird das laut Stadt vom Bund jedoch nicht gefördert. Der Vorteil der Geothermie laut Stadt: Nach den ersten hohen Investitionskosten handle es sich um "eine sehr kostengünstige und effiziente Methode zur Wärmegewinnung".
Auch Wasserstoff im Fokus
Eine andere wichtige Säule soll den Angaben nach Wasserstoff sein. Dieser sei ausreichend verfügbar und lasse sich innerhalb Europas gut importieren. Zwischen 2030 und 2035 könnten die Leitungen gelegt sein.
Heizungsgesetz beschleunigt die Planung
Das Thema ist eng verzahnt mit dem Heizungsgesetz, das Heizen durch einen schrittweisen Austausch von Öl- und Gasheizungen klimafreundlicher machen soll. Im Kern sieht es vor, dass künftig jede neu eingebaute Heizung auf Basis von 65 Prozent Erneuerbaren Energien betrieben werden soll.
Es soll Anfang 2024 in Kraft treten - aber unmittelbar erst einmal nur für Neubaugebiete gelten. Für Bestandsbauten soll die kommunale Wärmeplanung maßgeblich sein, anhand derer Eigentümer entscheiden können, auf welche Heizungsart sie künftig setzen sollten.
MDR (soh/dst)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 20. Dezember 2023 | 19:00 Uhr
emlo am 22.12.2023
Vielleicht sollten wir besser auf Atomkraftwerke setzen. Wenn die Planung sofort beginnt, stehen die Chancen nicht schlecht, dass das erste davon um 2050 den Betrieb aufnehmen kann.
Ralf G am 21.12.2023
Wasserstoff "sei ausreichend verfügbar". Der Satz verwundert schon. Oder geht es um grauen Wasserstoff aus fossilen Energieträgern?
Bisher galt, dass grüner Wasserstoff kaum für Prozesstechnik in der Industrie reicht, geschweige denn zum Heizen.
Auch der Betrieb geplanter Gaskraftwerke ist perspektivisch mit H2 nicht annähernd gesichert.
ElBuffo am 22.12.2023
Müsste ja irgendwo sein, wo man auch nix gegen Stromleitungen hat. Welche Gegend in Thüringen zeichnet sich da gegenwärtig aus?