Rechter Terror Siegerentwurf für NSU-Gedenkort in Erfurt vorgestellt

01. Dezember 2022, 21:32 Uhr

Zehn Menschen wurden zwischen 2000 und 2007 vom "Nationalsozialistischen Untergrund" ermordet. Ein Gedenkort in Erfurt soll künftig an sie erinnern. Die Entscheidung für die Gestaltung des Gedenkorts wurde mit Angehörigen der Opfer und den Betroffenen der Sprengstoffanschläge gefällt.

In Erfurt ist am Donnerstag der Siegerentwurf des künftigen Gedenkorts für die Opfer des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) vorgestellt worden. Mit dem ersten Preis wurde die Arbeit "Schattenwurf" des Stuttgarter Künstlerduos Dagmar Korintenberg und Wolf Kipper ausgezeichnet. Wie Kulturstaatssekretärin Tina Beer sagte, thematisiert der ausgewählte Entwurf auf eindringliche Weise die Schatten, die die beispiellose Mord- und Anschlagsserie des NSU bis heute auf die Opferfamilien, aber auch auf unsere Gesellschaft werfe.

Gedenk- und Lernort am Thüringer Landtag

Der Gedenkort soll künftig vor dem Thüringer Landtag im Park stehen, eine Stahlkonstruktion mit sechs Torbögen. Darauf werden dem Entwurf zufolge Stahlplatten liegen - in zehn von ihnen werden die Namen der Mordopfer herausgelasert. Dadurch sollen ihre Namen als Schatten auf den Boden fallen. Zudem sind auf den Säulen Informationstexte und QR-Codes geplant. Damit soll laut Beer einerseits die Erinnerung an die Opfer des NSU wachgehalten werden. Andererseits soll ein Ort geschaffen werden, der zum Nachdenken über Rechtsextremismus und rassistische Strukturen in der Gesellschaft anregen soll.

Entscheidung mit Angehörigen getroffen

Insgesamt waren 15 Entwürfe für den Wettbewerb eingereicht worden. Alle waren im Vorfeld den Angehörigen der Opfer und den Betroffenen der Sprengstoffanschläge gezeigt worden. Die Opferbeauftragte Barbara John lobte, dass nicht über die Köpfe der Betroffenen hinweg entschieden worden sei.

Die Entscheidung für den Entwurf "Schattenwurf" fiel sowohl in der Jury als auch bei den Angehörigen einstimmig aus. Um den Gedenkort umzusetzen, stehen rund 200.000 Euro zur Verfügung. Vor fünf Jahren hatte der Landtag die Errichtung eines Erinnerungsortes für die Opfer des NSU beschlossen.

Der Nationalsozialistische Untergrund war eine neonazistische terroristische Vereinigung um die drei Haupttäter Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe. Zwischen den Jahren 2000 und 2007 ermordete der NSU neun Migranten und eine Polizistin, verübte 43 Mordversuche sowie mehrere Sprengstoffanschläge und Raubüberfälle.

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MDR (cfr)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 01. Dezember 2022 | 19:00 Uhr

7 Kommentare

Ralf G am 02.12.2022

@Harka - Eine mögliche Erklärung: Die linke Regierung steht für den Kampf gegen rechts. Dafür wird jede Menge Geld ausgeben, so wie für dieses Denkmal.
Mir wäre es wichtiger, das Geld für die Unterstützung ukrainischer Kriegsflüchtlinge einzusetzen.
Gleichzeitig lese ich auch, dass Erfurter Studenten aus Kostengründen die Bibliothek nur noch eingeschränkt nutzen können.

Harka2 am 02.12.2022

Den Hinweis auf die Kosten finde ich völlig unangemessen. Wir haben in Deutschland jede Menge inzwischen mitunter sogar fragwürdiger Denkmäler und Erinnerungsorte, da sollte es nicht am Geld scheitern, um an die unglaublichen Verbrechen des NSU zu erinnern.

Matthi am 02.12.2022

Die Taten waren kriminell und die Hintergründe auch das Versagen von Deutschen Dienststellen ist bis heute nicht vollständig geklärt, aber brauchen wir einen Gedenkort in Erfurt ? Was Kostet die Anlage dem Steuerzahler ?

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