Maschine auf dem Rollfeld in Erfurt
In Erfurt ist ein Flugzeug mit ehemaligen Ortskräften der Bundeswehr und ihren Familien gelandet. Bildrechte: MDR/Michael Hesse

Flughafen Erfurt Nach Flucht vor Taliban: Ehemalige Ortskräfte der Bundeswehr aus Afghanistan gelandet

15. November 2024, 05:23 Uhr

Über Jahre haben sie als Dolmetscher oder Fahrer für deutsche Behörden ihr Leben riskiert: Nach dem Abzug der Nato aus Afghanistan versuchten viele Ortskräfte deshalb vor den Taliban zu fliehen. Am Donnerstag kamen einige von ihnen mit einem neuen Charterflug in Deutschland an - auf dem Erfurter Flughafen.

Auf dem Erfurter Flughafen sind am Donnerstagabend ehemalige Mitarbeiter der Bundeswehr aus Afghanistan und ihre Familien gelandet. Es sind knapp 200 Männer, Frauen und Kinder. Das Auswärtige Amt hat die Ortskräfte aus Islamabad über Dubai und Thessaloniki mit einem Charterflug ausgeflogen. Nach der Machtübernahme der Taliban mussten sie in Afghanistan um ihr Leben fürchten und hatten sich nach Pakistan gerettet.

Die Flüchtlinge wurden nach ihrer Ankunft zunächst von Mitarbeitern des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge in Empfang genommen und dann mit Bussen in ein Aufnahmelager in Friedland in Niedersachsen gebracht.

Ortskräfte bei Mehrjähriger Nato-Mission aktiv

Deutschland hatte sich mit der Bundeswehr von 2001 bis 2021 an mehreren Nato-Missionen zur Bekämpfung des Terrorismus in Afghanistan beteiligt. Im Jahr 2021 zog sie aus dem Land ab, nachdem die radikalislamischen Taliban dort wieder die Macht übernommen hatten.

Als Ortskräfte werden Afghaninnen und Afghanen bezeichnet, die in ihrem Heimatland für deutsche Behörden gearbeitet haben. Für die Bundeswehr zum Beispiel als Übersetzer, Fahrer oder Koch. Sie waren aber auch für andere Behörden, wie für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), tätig.

Welche Wege gibt es für Ortskräfte aus Afghanistan heraus?

Für ehemalige afghanische Ortskräfte ist es nach wie vor schwierig, nach Deutschland zu kommen.

Nach der Machtübernahme im August 2021 hat die Bundesregierung das Bundesaufnahmeprogramm für besonders gefährdete Menschen aus Afghanistan gestartet: Deutsche Hilfsorganisationen können darüber auch Ortskräfte vorschlagen, die nach Deutschland geholt werden sollen. Wie es mit dem Programm weitergeht, ist angesichts der fragilen Mehrheitsverhältnisse im Bundestag und des noch nicht beschlossenen Haushalts 2025 unklar.

Auch Thüringen hat 2022 ein Aufnahmeprogramm ins Leben gerufen, damit im Freistaat lebende Afghanen (enge) Familienangehörige nachholen können.

Wie kompliziert der Nachzug von Familienangehörigen nach Deutschland aber ist, sehen Sie in der Reportage:

Dokumentation zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr:

Bundeswehrsoldaten zwischen afghanischen Menschen 44 min
Der Krieg, der offiziell keiner war, dauerte länger und war verlustreicher als jede andere Bundeswehr-Mission. 59 Soldaten verloren ihr Leben, die Kosten werden auf über 20 Milliarden Euro geschätzt. Die Bilanz fällt zwiespältig aus. Zwar ist das ursprüngliche Ziel erreicht und die Terrorgruppe Al-Qaida in Afghanistan ausgeschaltet. Frauen können an vielen Orten studieren und sogar mitregieren. Die Infrastruktur wurde ausgebaut. Aber ein Großteil der Hilfsgelder ist in den Händen korrupter Politiker gelandet, und wurde statt in Schulen etwa in Dubai-Luxusvillen investiert. Die Taliban rücken scheinbar unaufhaltsam vor. Droht dem Land das gleiche Schicksal wie vor 40 Jahren nach dem Abzug der Russen, als wenige Jahre später eine finstere Religionsdiktatur errichtet wurde? (Archivbild) Bildrechte: MDR
44 min

Die Korrespondenten Sibylle Licht und Markus Spieker begleiten den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan und geben ein Resümee der letzten Jahre, in denen sich die Bundeswehr auf Beratung und Ausbildung beschränkte.

Mi 16.03.2022 10:36Uhr 44:01 min

https://www.mdr.de/unternehmen/kommunikation/video-vorfuehrraum/saal/video-605734.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

MDR (mh/dr)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 14. November 2024 | 21:30 Uhr

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