Stadtleben Lärm und Dreck in Erfurter Parks: Umfrage will Lösungen finden
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Laute Musik und Müll in den Parks sorgen in Erfurt seit Jahren für erhitzte Gemüter. Nun will eine Online-Umfrage Lösungen für das Problem finden. Am 30. Juni sollen die Vorschläge öffentlich diskutiert werden.
Jugendliche, die lautstark in den Parkanlagen bis in die Nacht feiern und viel Müll dabei hinterlassen - dieses Phänomen beschäftigt die Stadt Erfurt nun schon mehrere Jahre. In den Sommermonaten, gerade am Freitag und an den Wochenenden, sind manchmal mehrere hundert Jugendliche im Brühler Garten, dem Nordpark und im Klein Venedig. Auch die Öffnung der Clubs nach den Lockdowns hat daran nicht viel geändert. Alle Versuche, dem Problem mit Alkoholverboten, Polizei- und Ordnungsaktionen zu Leibe zu rücken, waren bislang wenig erfolgreich.
Anwohner berichten, dass kaum nachdem die Polizei nach einer Kontrolle wieder abgezogen ist, die Lautstärke wieder unerträglich sei. Im Juni vergangenen Jahres wurde sogar ein 61-Jahre alter Anwohner zusammengeschlagen, als er sich gegen 2:30 Uhr über den Lärm beschwerte. Solche Meldungen lassen die Feiernden in keinem guten Licht dastehen. Doch die tatsächliche Lage ist nicht nur schwarz-weiß. Denn unter den vielen Menschen, die dort zu finden sind, verhalten sich die meisten ganz friedlich. Sie wollen einfach den Sommer genießen. Genauso, wie das vielleicht auch ihre Eltern in ihrer Jugend taten.
Musikverbot scheitert im Stadtrat
Natürlich muss es Regeln geben, um Anwohner und Parkbesucher nicht mit Lärm und Müll zur Weißglut zu treiben. Doch auch die polarisieren. Zuletzt war Ende November eine Änderung der Grünanlagensatzung im Stadtrat gescheitert. Laut ihr sollte zwischen 22 und 6 Uhr keine elektronisch verstärkte Musik mehr erlaubt sein. Auch nächtliche Ansprechpartner bei der Stadt fielen in der Sitzung durch.
Dann gibt es da noch den privaten Sicherheitsdienst, der in der Nacht in den Parkanlagen unterwegs ist. Der aber ist wie ein zahnloser Tiger. Er kann die Jugendlichen ansprechen und um Einsicht bitten, doch alles andere ist Aufgabe der Polizei. Und die hat auch so schon genug zu tun. Jetzt wird im Rathaus wieder auf einen Dialog zwischen Anwohnern und Jugendlichen, Initiativen und Behörden gesetzt. Dezernent Andreas Horn (CDU) dazu: "Wenn wir eine Lösung für die Parkanlagen haben wollen, braucht es einen ganzheitlichen Ansatz, das heißt mit den Jugendlichen zusammen und mit den Nutzern der Parkanlagen zusammen."
Online-Umfrage sammelt Vorschläge
In einem ersten Schritt wurden dazu per Onlineumfrage Vorschläge von allen Beteiligten eingeholt, organisiert durch das Jugendbüro BÄMM! im Auftrag der Stadt. Thomas Forthaus, Beteiligungsreferent des Büros, ist über die Menge und Qualität der eingegangenen Vorschläge mehr als erfreut: "Insgesamt sind 38 Vorschläge und Ideen eingereicht worden, mit denen man jetzt weiterarbeiten kann. Das klingt vielleicht erst einmal nicht nach viel, aber hinter vielen Vorschlägen stehen größere Gruppen, die sich Gedanken darüber gemacht haben, wie man die Situation verbessern kann."
Wenn wir eine Lösung für die Parkanlagen haben wollen, braucht es einen ganzheitlichen Ansatz.
Die Vorschläge wurden diese Woche sortiert und in Kategorien eingeteilt. Darunter sind zum Beispiel spezielle Plätze zum Feiern, rechtliche Änderungen der Parkordnung, architektonische Lösungen, um den Lärm einzudämmen oder einen speziellen Ansprechpartner bei der Stadt für die Parks. Aber auch Verbote von elektronisch verstärkter Musik, die Installation von Überwachungskameras und kein Partylärm nach 22 Uhr sind mit dabei.
"Verbote sind der falsche Weg"
Auch die 23-jährige Studentin Lara Rosenkranz aus Erfurt hat sich an der Befragung beteiligt. Sie sieht vor allem Potenzial bei der Eindämmung des Lärms durch bauliche Maßnahmen, aber auch bei einfachen praktischen Lösungen, wie zum Beispiel größeren Papierkörben und rund um die Uhr zugänglichen, kostenfreien Toiletten.
Ich hoffe das wirklich Lösungen gefunden werden, so dass auch die Anwohner sich mit einer lebendigen Stadt identifizieren können.
Aus ihrer Sicht sind Verbote der falsche Weg. Die Stadt müsse auch für Jugendliche lebenswert sein. Und dazu gehöre eben auch das Feiern. "Ich hoffe das wirklich Lösungen gefunden werden, so dass auch die Anwohner sich mit einer lebendigen Stadt identifizieren können." Bei einer Veranstaltung am 30. Juni sollen alle Vorschläge öffentlich vorgestellt und gemeinsam mit Anwohnern, Jugendlichen und Kommunalpolitiken diskutiert werden.
MDR (cfr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 17. Juni 2022 | 19:00 Uhr
Ruedigernichtsotief94 am 19.06.2022
Ich habe jahrelang direkt am Brühler Garten in Erfurt gewohnt. Die jugendlichen Nachgeister auf der Mauer bei den Straßenbahngleisen hatte ich aber sogar ein bisschen lieb gewonnen. Natürlich war da jede Nacht Action. Generell würde ich jedem empfehlen, wer Ruhe braucht, nicht in eine Innenstadt zuziehen. Auf St.Pauli kann man als Anwohner ja auch nicht erwarten, nicht auf Betrunkene zutreffen.
knarf2 am 19.06.2022
Burgfalke:Das liegt wie Sie
richtig feststellen an unserer egoistischen Ellenbogengesellschaft!
Und die Erziehung fängt im Elternhaus an wo noch
sehr vieles im Argen liegt!
zapzap am 19.06.2022
Inwieweit vereinnahmt diese Online-Umfrage die Betroffenen?
Sei es von den Anwohnern, den Feiernden, die Aufräumenden, die Polizei und Sicherheitsdienste, vielleicht sogar die Sanitäter.
Wieso ist kein Link dazu hier angegeben?
So könnten Leser direkt ihre Meinung und Lösungsansätze einfügen.
Bis dahin wird dieser Artikel, wie die Wochen davor, nur die Gemüter immer wieder auf's neue erhitzen.