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Reichlich Feuchtigkeit und Sonnenschein haben in den Wäldern für einen großen Pilzschub gesorgt. Bildrechte: Colourbox.de

PilzsaisonMann im Koma: Erfurter Giftnotruf registriert erste schwere Pilzvergiftungen

09. Oktober 2022, 19:35 Uhr

Seit September sind die Wälder in Mitteldeutschland voll mit Pilzen. Der Giftnotruf in Erfurt hat zwei schwere Pilzvergiftungen registriert. Die Nummer wurde in diesem Jahr bisher 175-mal gewählt. Die meisten Anrufe kommen aber nicht aus Thüringen.

von MDR THÜRINGEN

Der für Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zuständige Giftnotruf in Erfurt hat in diesem Jahr bereits schwere Pilzvergiftungen registriert. Zwei Erwachsene hätten nach dem Verzehr von giftigen Pilzen folgenschweren Reaktionen gezeigt, sagte die stellvertretende Leiterin des Gemeinsamen Giftinformationszentrums, Mandy Gollmann, der "Deutschen Presse-Agentur".

Einer der beiden Patienten habe wahrscheinlich einen Pantherpilz verspeist und sei danach ins Koma gefallen. Bei dem anderen sei die Leber nachhaltig geschädigt worden, denn er habe vermutlich einen Knollenblätterpilz gegessen. Beide schweren Pilzvergiftungen wurden aus Sachsen gemeldet.

Meisten Beratungsfälle kommen aus Sachsen

Insgesamt wählten wegen einer vermuteten Pilzvergiftung bis Anfang Oktober 175 Menschen den Giftnotruf in Erfurt. In der Pilzsaison 2021 erreichten das Zentrum insgesamt 260 Anfragen wegen möglicher Pilzvergiftungen. 2020 und 2019 waren es sogar 392 und 474 Anrufe. Die meisten Pilzfälle, die in Erfurt beraten wurden, kamen in der aktuellen Saison aus Sachsen (107), gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (32), Thüringen (20) und Sachsen-Anhalt (16).

Die Pilzsaison geht bis Ende November. Normalerweise startet sie Ende August. In diesem Jahr sei es aber erst so richtig im September losgegangen, sagte Gollmann. Die Wälder seien momentan voll mit Pilzen.

Vielfalt ist Herausforderung für Laien

Reichlich Feuchtigkeit und Sonnenschein hätten für einen großen Pilzschub gesorgt, sagte auch der Pilzsachverständige der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, Stefan Fischer. Die Vielfalt der Pilze, die aktuell in den Wäldern zu finden sei, stelle für Laien eine Herausforderung dar. Es seien gefährliche Sorten darunter, daher sei für Pilzsammlerinnen und Pilzsammler Vorsicht geboten.

Wichtig ist einfach, dass die Menschen wissen, welcher Pilz vor ihnen liegt und sichergehen, dass er essbar ist, riet Gollmann. Denn bei Pilzvergiftungen handele es sich meist um Verwechslungen. Häufig werde der sehr giftige Knollenblätterpilz mit dem essbaren Champignon verwechselt. Gerade bei kleinen Pilzen seien die Lamellen noch nicht so ausgeprägt und die Verwechslungsgefahr somit hoch.

Auch Röhrenpilze, die als vermeintliche Stein- oder Maronenpilze verspeist werden, kommen den Experten vom Giftnotruf häufig als Ursache unter. Nach dem Sammeln sollten zweifelnde Sammler ihre Fundstücke daher einem Pilzberater vorlegen. Apps und Bücher sind laut Gollmann ebenso wie einzelne Pilze "mit Vorsicht zu genießen".

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MDR (jn)/dpa

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 09. Oktober 2022 | 20:00 Uhr

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