Prozessbeginn Neonazis wegen Drogenhandel in Erfurt vor Gericht

29. Juni 2022, 11:42 Uhr

In der Messe Erfurt hat am Mittwoch der erste Großprozess gegen die rechtsextreme Bruderschaft Thüringen begonnen. Wegen der großen Zahl an Angeklagten und des großen öffentlichen Interesses findet der Prozess nicht im Gerichtsgebäude statt, sondern in einem dafür angemieteten Saal der Erfurter Messe.

Wegen Drogenhandel müssen sich seit Mittwoch mehrere mutmaßliche Thüringer Rechtsextremisten vor dem Landgericht Erfurt verantworten. Die neun Männer und Frauen im Alter zwischen 25 und 57 Jahren sollen laut Anklage in den Jahren 2020 und 2021 in insgesamt 198 Fällen als Bande mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge gehandelt und damit mehr als 800.000 Euro umgesetzt haben.

Zu Prozessauftakt am Mittwoch wurden über drei Stunden zunächst die Anklagepunkte verlesen. Die Angeklagten selbst schwiegen. Die Verteidiger erklärten, dass sich ihre Mandanten nicht zu den ihnen zur Last gelegten Vorwürfen äußern wollten. Nächster Prozesstag ist der 11. Juli. Das Gericht hat Fortsetzungstermine bis Mitte Dezember angesetzt.

Drogenversteck bei der Oma

Zu Beginn des Prozesses wurden zahlreiche Details zur mutmaßlichen Arbeitsweise bei den angeklagten Drogengeschäften öffentlich. So habe eine der Angeklagten nicht nur ihre eigene Wohnung in Gotha für die Lagerung und Zuteilung der Drogen genutzt, sondern auch Räume der Mutter und Großmutter in der Stadt genutzt, so eine Vertreterin der Staatsanwaltschaft Gera. Diese ist in Thüringen für die Verfolgung von Straftaten der Organisierten Kriminalität zuständig.

Thüringenweite Drogengeschäfte

Hinter den Straftaten soll der Anklage zufolge eine im Jahr 2015 von einem der Angeklagten und anderen gegründete rechtsextremistische Vereinigung stehen. 2019 soll ein weiterer Angeklagter mit gesondert Verfolgten eine Bande gegründet haben, um thüringenweit Drogen wie Marihuana, Kokain und Crystal zu verkaufen und davon zumindest teilweise den Lebensunterhalt zu bestreiten. Die anderen Angeklagten sollen sich später der Bande angeschlossen haben.

Zwei Razzien im Nazi-Milieu

Im Februar 2021 gingen Ermittler mit einer Razzia gegen das mutmaßliche kriminelle Netzwerk und Mitglieder der "Turonen" und "Garde 20" vor und durchsuchten zahlreiche Wohnungen und Geschäftsräume, darunter in Ballstädt im Kreis Gotha. Bei den Durchsuchungen wurden unter anderem Waffen, Bargeld, Drogen und rechte Devotionalien gefunden.

Das Besondere ist, dass offenbar Rechtsextremisten ein Drogenkartell errichtet haben. Dies ist in der bundesdeutschen Kriminalgeschichte bisher einmalig.

(dpa,ifl)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 29. Juni 2022 | 11:30 Uhr

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