Rechtsextremismus Landgericht Erfurt verhandelt Überfall auf Männer aus Guinea

30. November 2022, 18:37 Uhr

Im Sommer 2020 sollen am Erfurter Herrenberg einschlägig bekannte Rechtsextreme drei Männer aus Guinea angegriffen und zwei von ihnen schwer verletzt haben. Zum Prozessauftakt erhob einer der Angeklagten Vorwürfe gegen die Opfer. Der Richter und eine Staatsanwältin äußerten Zweifel an dieser Darstellung.

Unter großem Zuschauerandrang hat am Landgericht Erfurt der Prozess gegen eine Neonazi-Bande begonnen. Die Staatsanwaltschaft Erfurt wirft insgesamt neun Männern und einer Frau vor, in den frühen Morgenstunden des 1. August 2020 drei Männer aus Guinea in Erfurt angegriffen zu haben.

Zwei der Opfer wurden damals schwer verletzt. Nach Zeugenaussagen wurden die drei zudem massiv rassistisch beschimpft. Beim Prozess gibt es wegen der großen Zahl von Angeklagten erhöhte Sicherheitsvorkehrungen.

Richter zweifelt an Aussage eines Angeklagten

Zum Prozessauftakt am Mittwoch erhob einer der Angeklagten Vorwürfe gegen die Opfer. Er gab an, dass ihn mindestens zwei Opfer zuerst attackiert hätten. Der Vorsitzende Richter und eine Staatsanwältin äußerten Zweifel an Details dieser Darstellung.

Der Angeklagte sagte, dass er eines der drei Opfer als angeblichen Ladendieb erkannt habe. Er habe sich nicht wehren können, unter anderem weil er an dem Abend sehr betrunken gewesen sei. Der Vorsitzende Richter sagte, ihm sei unklar, wie der Angeklagte den Mann eindeutig erkannt haben wolle, wenn er damals so viel Alkohol konsumiert habe, wie er selbst sage. Eine Staatsanwältin äußerte sich ähnlich.

Polizeiabsperrung an Immobilie der rechten Szene
Einstiger Treff der rechten Szene: Hier war es 2020 laut Staatsanwaltschaft zum Angriff auf drei Männer aus Guinea gekommen. Bildrechte: MDR/Olaf Nenninger

Angeklagte als Rechtsextremisten bekannt

Die Tat soll sich 2020 am Vereinshaus der rechtsextremen Gruppe "Neue Stärke Erfurt" ereignet haben. Nach dem Überfall flüchtete die Bande, wurde aber kurz darauf von der Polizei gestellt. Die meisten der mutmaßlichen Schläger sind bei den Sicherheitsbehörden als rechtsextremistisch bekannt. Der Übergriff hatte damals bundesweites Entsetzen ausgelöst.

MDR (ahem/sar)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 30. November 2022 | 19:00 Uhr

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