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Ein prominentes Gebäude: Die ehemalige Reichsbahndirektion am Erfurter Hauptbahnhof. Bildrechte: MDR/Anna Hönig

StadtentwicklungStadtrat gibt Okay: Warum Erfurt ihr Vorkaufsrecht für die frühere Reichsbahndirektion nutzt

12. Dezember 2024, 13:41 Uhr

Die Stadt Erfurt nutzt ihr Vorkaufsrecht für die frühere Reichsbahndirektion. Zusammen mit dem Bahnhallenquartier dahinter soll das Gelände am Hauptbahnhof Teil eines umfassenden Stadtentwicklungsprojekts werden. Der Stadtrat hat am Mittwochabend den Plänen zugestimmt.

Die ehemalige Reichsbahndirektion in Erfurt soll von der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) gekauft werden. Der Erfurter Stadtrat hat am Mittwoch beschlossen, dass die Stadt von ihrem Vorkaufsrecht zugunsten der LEG Gebrauch machen will. Die LEG kann die Reichsbahndirektion dann für rund 12,6 Millionen Euro kaufen.

Ein entsprechender Vertrag war im Vorfeld mit der LEG bereits ausgehandelt worden. Das Vorkaufsrecht muss bis 11. Januar genutzt werden, dann verstreicht die Frist. Die Stadt hätte die ehemalige Reichsbahndirektion schon seit längerem im Blick, sagt Stadtentwicklungsdezernent Tobias Knoblich.

Durch das Vorkaufsrecht der Stadt kann die LEG den Gebäudekomplex für den marktgerechten Preis von 12,6 Millionen Euro kaufen. Im vergangenen Jahr war das Gebäude im Internet noch für 17,2 Millionen Euro gehandelt worden. Aber was soll mit dem Gebäude passieren?

Erweiterung des Bahnhallenquartiers

Schon seit über 20 Jahren gibt es den Plan, das Bahnhallenquartier am Erfurter Hauptbahnhof zu entwickeln. Es handelt sich um das ehemalige Königliche Bahnbetriebswerk nördlich der Eisenbahn- und westlich der Straßenbahngleise. Seit August dieses Jahres ist das Gelände im Besitz der LEG - durch den Kauf der ehemaligen Reichsbahndirektion soll das Gebiet erweitert werden.

Denkmal oder Ruine? Neues Leben im königlichen Bahnbetriebswerk Erfurt?

Podiumsdiskussion mit dem "Forum Rosengasse", einer Initiative für das ehemalige Bahnbetriebswerk: Im April 2018 haben Erfurter Bürger, Stadträte, LEG und Stadtplanungsspezialisten aus ganz Deutschland diskutiert, wie es mit dem Areal am Erfurter Hauptbahnhof weitergehen könnte. Leider abwesend: das Stadtplanungsamt der Stadt Erfurt. Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
Bei einem Rundgang konnten sich Interessierte einen Einblick in das Ensemble mit seinen acht Hallen verschaffen. Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
Mark Escherich (r.) erläuterte die Geschichte des alten Bahnwerkes, die bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückreicht. Im Bild ein Plan der ursprünglichen Bebauung - damals noch mit Lokschuppen. Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
Eine "tragende Rolle" spielte Jan Kobel (m.) auch als Moderator der Diskussion. Der Arnstädter engagiert sich seit Jahren für das Baudenkmal Milchhof in seiner Heimatstadt. Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
Nach Verlegung der Gleise dienten die Hallen der Bahn als Autowerkstatt. Mit guten Augen und etwas Fantasie kann man zumindest noch den Teil "...Reparatur" im Schriftzug erkennen. Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
Von der einstigen Lokomotiv-Werkstatt... Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
... steht nur noch die Fassade. Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
Weitläufig ist auch das Areal um die Hallen. Viel Platz für Freizeit, Kultur, Veranstaltungen oder Kleingewerbe. Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
Eine alte Luftaufnahme verdeutlicht die Ausmaße des Quartiers. Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
Reichlich Platz bietet auch die große Halle des Bahnbetriebswerkes, nur 200 Meter westlich des Erfurter Bahnhofsvorplatzes. Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
Neugierig versuchen die Gäste... Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
... einen Blick durch die Bauzäune zu erhaschen. Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
Die große Halle diente einst als Richthalle. Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
Mit ihrer stattlichen Größe... Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
... bietet sie heute Platz für Ideen. Und die sind dringend gefragt... Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
... im Angesicht des Verfalls. An allen Gebäuden herrscht enormer Handlungsbedarf. Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
Möglicherweise reifen schon einige Ideen in den Köpfen der Besucher heran. Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
So schön konnten Industriebauten einst sein: Liebevolle und verspielte Details an der Fassade der großen Halle... Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
... treffen an der Nachbarhalle auf klare Linien und Strukturen. Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
Notdürftig sichert ein Netz vor herabfallenden Teilen des Daches. Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
Einfahrt verboten: Mit diesem Gebäude grenzt das Areal an die ehemalige Reichsbahndirektion. Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
Einst die Haupteinfahrt des Geländes - heute Parkplatz. Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
Der "Leuchtturm" des Bahnbetriebswerks: Weithin sichtbar ist das einstige Verwaltungsgebäude mit seinem Turm. Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
Wann hier wohl das letzte Mal Strom geflossen ist? Einig waren sich alle Besucher: Hier sollte erhalten werden, was noch erhaltbar ist. Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
Zwar ist es für einige Nebengebäude bereits zu spät,... Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn
...doch der Hauptteil des Ensembles könnten noch aus seinem Dornröschen-Schlaf geweckt werden. Einer Landeshauptstadt würde dieses einmalige Gelände sicher gut zu Gesicht stehen. Bildrechte: MDR / Christoph Falkenhahn

Im November hatte der Stadtrat neue Sanierungsziele für das Gelände beschlossen. Demnach soll die Reichsbahndirektion als Durchgang zu den Bahnhallen genutzt und "aufgebrochen" werden, wie Dezernent Knoblich erklärt. Bis spätestens 11. Januar kommenden Jahres muss die Stadt das Vorkaufsrecht genutzt haben.

Ein Projekt für das kommende Jahrzehnt

Die LEG selbst wollte sich im Vorfeld wegen des schwebenden Kaufverfahrens nicht zur Reichsbahndirektion äußern. Aber für das Bahnhallenquartier gibt es bereits Pläne. Laut LEG-Sprecher Holger Wiemers soll zunächst eine Bestandsaufnahme gemacht werden. "Wir schauen also, was ist einsturzgefährdet, was kann gerettet werden. Wir wollen möglichst viel von der historischen Bausubstanz erhalten", so Wiemers.

Die ehemalige Reichsbahndirektion am Hauptbahnhof: Für das Bahnhallenquartier gibt es bereits Pläne. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Außerdem soll Wildwuchs entfernt und "aufgeräumt" werden. Die anschließende Gebäudesicherung wird laut Wiemers mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Wie das Gelände dann künftig genutzt werden soll, ist noch offen. Stadt und LEG wollen bei der Entwicklung eng zusammenarbeiten. "Wir wollen natürlich auch eine Bürgerbeteiligung machen", sagt Dezernent Knoblich. Vor 2030 werden laut LEG aber wohl keine Bagger rollen.

Die Reichsbahndirektion soll das verbindende Element, der Weg zu den Bahnhallen werden. Wie das Gebiet künftig aussehen wird, ist ein Projekt für das kommende Jahrzehnt.

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MDR (Dominik Knauft)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten Mittelthüringen | 11. Dezember 2024 | 09:30 Uhr

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