Bildung Platzmangel am Albert-Schweizer-Gymnasium: Erfurter Stadtverwaltung weist Kritik zurück
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06. Mai 2023, 10:45 Uhr
Das Erfurter Albert-Schweizer-Gymnasium hat einen offenen Brief an die Stadtverwaltung geschrieben. Darin erklärt der Schulleiter, dass es dort keine Räume für eine zusätzliche Klasse gibt. Im Rathaus ist man überrascht. Schulleiter Sven Stötzer soll nun zu einem persönlichen Gespräch eingeladen werden.
Die Stadtverwaltung Erfurt weist die Kritik des Albert-Schweizer-Gymnasiums an der geplanten zusätzlichen Klasse zurück. Die Schule hatte vergangene Woche in einem offenen Brief erklärt, dass für eine weitere Klasse mit 25 Schülern die Räume fehlen. Es gebe keine Grundlage für die Kritik des Schulleiters Sven Stötzer, sagte Bürgermeisterin Anke Hofmann-Domke MDR THÜRINGEN .
Ende April hatte die Stadt verkündet, für 116 Fünftklässlerinnen und Fünftklässler zusätzliche Plätze zu schaffen. Unter anderem sollte es dafür am Albert-Schweizer-Gymnasium ab August dieses Jahres einen zusätzlichen Klassenzug und damit fünf statt vier fünfte Klassen geben. Das bedeutet nach Angaben der Stadt ein Plus von 25 Schülerinnen und Schülern. Die Aufstockung sollte noch in der Schulkonferenz besprochen werden.
Offener Brief an die Erfurter Stadtverwaltung
Am Donnerstag hatte sich das Gymnasium in einem offenen Brief an die Stadt gewandt. In diesem bemängelt der Schulleiter unter anderem, dass die Klassen- und Mensa-Räume nicht für weitere Schüler Platz bieten würden. Die Schule sei dreizügig konzipiert worden und habe bereits jetzt vier Klassen pro Jahrgang.
Auch die Kapazitäten für den Sport- und den naturwissenschaftlichen Fachunterricht seien ausgeschöpft. Ebenfalls sei zu wenig Platz in der Mensa, um die Schüler mit Essen zu versorgen. Die Thüringer Allgemeine hatte zuerst berichtet.
Stadtverwaltung: Kapazitäten sind ausreichend
Im Rathaus reagierte man überrascht auf diesen Brief, so Bürgermeisterin Hofmann-Domke. Nach der Berechnung von Bildungsamt und Schulamt hat das Gymnasium Kapazitäten für bis zu 840 Schüler. Derzeit seien 742 Schüler angemeldet.
Mit dem Weggang der Abschlussklassen zum Schuljahresende und dem Zugang der neuen fünften Klassen inklusive des zusätzlichen Klassenzuges käme man auf 810 Schüler. Auch seien nach Angaben von Hofmann-Domke durch das staatliche Schulamt genügend Wochenstunden für den Sportunterricht bewilligt worden.
Hilfe vom Schulamt gefordert
Probleme sieht die Stadt beim naturwissenschaftlichen Fachunterricht - die Fachräume am Albert-Schweizer-Gymnasium hätten ihre Kapazitätsgrenze erreicht. Dies könne man aber hoffentlich in Absprache mit Schulamt und Bildungsamt über umstrukturierte Stundenpläne klären, sagte Hofmann-Domke.
Das größte Problem des Gymnasiums ist aus Sicht der Stadt nicht der Platz-, sondern der Lehrermangel. Hier müsste durch das staatliche Schulamt nachgesteuert werden, die Stadt ist dafür nicht verantwortlich. Bereits Ende April hatte der Leiter des Schulamtes, Ralph Leipold, geäußert, die Lehrerkapazitäten in Erfurt, wo notwendig, aufzustocken.
Aufstockung soll besprochen werden
Die Stadtverwaltung möchte in der kommenden Woche noch eine offizielle Antwort zu dem offenen Brief des Albert-Schweizer-Gymnasiums verfassen und Schulleiter Sven Stötzer zu einem persönlichen Gespräch einladen. Außerdem soll die Aufstockung nach wie vor in der Schulkonferenz des Gymnasiums besprochen werden.
Nach Angaben des Bildungsamts kann die Schule die Pläne unter den gegebenen Umständen und laut Schulgesetz aber nicht ablehnen. Über die Probleme mit der Mensa- und Turnhallenbelegung sowie die Nutzung der Fachräume würde man bei der Konferenz aber natürlich sprechen.
MDR (co)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 05. Mai 2023 | 17:30 Uhr
Quantix am 07.05.2023
Der Sozialismus ist die letzte Instanz, die ich heranziehen würde, wenn es um gute Bildung geht. In der DDR war jedes Kind nur ein Zahnrad. Es wurde exakt auf das Leben im Betriebskollektiv hingebildet, bzw. -geformt. Und wenn man doch zu höherem berufen war, musste man totale Rotlichtbestrahlung über sich ergehen lassen. Es war auch klar, warum die SED nur 10% in die EOS ließ: Ein „Aufstieg“ durch Bildung war staatlicherseits weder erwünscht, noch wirtschaftlich finanzierbar.
Erichs Rache am 06.05.2023
"dass es dort keine Räume für eine zusätzliche Klasse gibt."
So ein Quatsch. Das Albert-Schweizer-Gymnasium hat genug Gänge, in denen auch mal gestanden werden kann.
Diskurs123 am 06.05.2023
Die Antwort der Stadtverwaltung ist beschämend. Die Berechnungen entbehren jeglicher Grundlage und sind realitätsfern. Der Sportunterricht musste zudem bereits gekürzt werden, das stand so auch im Brief des Schulleiters. Frau Domke gibt leider auch keine Auskunft, warum die Stadt Erfurt offensichtlich bewusst Segregation fördert und das Thema Migration von den Schulen im Süden der Stadt fern hält. Kein Wort von ihr dazu, dass es sträflich versäumt wurde, neue Schulen zu bauen. Schuld ist natürlich der Lehrermangel, damit ist mein fein raus.