Tarifverhandlungen Leere Kitas und volle Mülltonnen: Warnstreiks in Erfurt und Weimar

21. Februar 2023, 13:01 Uhr

Am Dienstag bleiben die Mülltonnen in Erfurt und Weimar wegen Warnstreiks voll. Auch in den Kitas in Erfurt ist der Betrieb eingeschränkt - mehrere Hundert Menschen haben in der Thüringer Landeshauptstadt demonstriert. Die Gewerkschaften wollen damit Druck in den aktuell laufenden Tarifverhandlungen mit den kommunalen Arbeitgebern ausüben.

Mindestens 500 Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes haben am Dienstagvormittag in Erfurt gestreikt. Laut Polizei starteten die Teilnehmenden am Hauptbahnhof und zogen weiter zum Fischmarkt. Nach einer Kundgebung sollte der Zug weiter über die Schlösserstraße und den Anger bis zur Schillerstraße führen. Verkehrsteilnehmer mussten mit Behinderungen rechnen. Auch Straßenbahnen fuhren eingeschränkt.

Zum Streik hatten die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Verdi aufgerufen. Ihren Angaben zufolge beteiligten sich unter anderem Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Müllabfuhr, der Arbeitsagentur, der Friedhofsverwaltung sowie Erzieher und Erzieherinnen an dem Streik.

Sechs Kitas zu: Eltern müssen selbst Lösungen finden

Sechs von 18 Kitas bleiben laut GEW am Dienstag deshalb in Erfurt dicht. Die weiteren zwölf arbeiten im verkürzten Notbetrieb. Die Eltern seien bereits in der vergangenen Woche über die Warnstreiks informiert worden. Ausweichplätze gibt es allerdings nicht - Eltern müssen sich also eigene Betreuungsalternativen suchen.

"Bei den Erzieherinnen und Erziehern drückt der Schuh am meisten beim Geld, also mit der hohen Inflation und dem geringen Tarifabschluss der letzten Runde fehlt den Kollegen tatsächlich einfach das Geld", sagt Nadine Hübener, Bildungs-Referentin bei der GEW. "Am Monatsende ist nicht mehr viel übrig und da muss eine Gehaltserhöhung her." Negative Reaktionen von den Eltern habe sie nicht erhalten, so Hübener.

Warnstreik bei der Müllabfuhr: Tonnen bleiben voll

Wegen des Streiks werden in Erfurt und Weimar am Dienstag auch keine Mülltonnen entsorgt. Das bestätigte eine Sprecherin der Gewerkschaft Verdi MDR THÜRINGEN. Entsorgt werde zum nächsten regulären Termin. Betroffen sind den Angaben nach alle Stadtteile in Erfurt und Weimar und alle Abfall-Arten.

Auch an den Wertstoffhöfen wird am Dienstag nichts angenommen. Darüber hinaus soll es in dieser Woche laut Verdi-Sprecherin keine weiteren Warnstreiks oder Aktionen geben.

Weitere Verhandlungen diese Woche

Auch in Sachsen-Anhalt ruft Verdi zu Warnstreiks im Öffentlichen Dienst auf. Bei den Tarifverhandlungen für die Beschäftigten von Bund und Kommunen verlangen die Gewerkschaften 10,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber 500 Euro bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.

Die zweite Verhandlungsrunde in dem Tarifkonflikt für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten im Öffentlichen Dienst ist für Mittwoch und Donnerstag in Potsdam geplant. Die kommunalen Arbeitgeber lehnen die Gewerkschaftsforderungen bisher als wirtschaftlich nicht verkraftbar ab, Verdi dagegen drohte mit einer Ausweitung der Warnstreiks.

Es müsse "substanzielle Vorschläge" zur Lösung des Tarifstreits geben, sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Frank Werneke der "Rheinischen Post". Wenn die Verhandlungen in der dritten Runde Ende März scheitern sollten, komme eine Urabstimmung in Betracht, sagte Werneke weiter.

MDR (jhi/dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 21. Februar 2023 | 08:00 Uhr

10 Kommentare

Anita L. am 22.02.2023

Sie vergessen in Ihrer Rede, dass auch jene, die da gerade für eine gerechte Entlohnung ihres Dienstes am Kunden streiken, zu den Steuern beitragen, von denen sie bezahlt werden.
Dass der Öffentliche Dienst "immer als erstes und am lautesten" schreie, ist erstens eine sehr subjektive Sichtweise, dass dazu im Gegensatz "genug Berufszweige" keine "Sicherheit und weitere [?] Erleichterungen" hätten, zweitens nicht Schuld des Öffentlichen Dienstes. Dann müssen sich die "genug Berufszweige" eben eine anständige Arbeitnehmervertretung leisten.
Der Wunsch, "die Politik sollte die Abgabenlast für Alle senken", hat mit dem Wunsch, anständig bezahlt zu werden, gar nichts zu tun. Aber wie Sozialberuflerin schon schrieb: Wenn Sie das Gefühl haben, im Öffentlichen Dienst werde man bereits "fair bezahlt", dann bewerben Sie sich doch auf eine der freien Stellen.

Sozialberuflerin am 22.02.2023

Eine faire Forderungen, mit fairen Mitteln!!
Danke an alle Beteiligten, die diesen "Kampf" mit bestreiten.

In diesem Streik mag es "nur" um höhere Löhne gehen.

Es geht aber im Grunde um viel mehr!




Fakt am 21.02.2023

@Nawienn:

Wertstoffhöfe werden i. d. R. von den auch für die Müllabfuhr zuständigen Abfallwirtschaftsbetrieben betrieben.
Kurzes googeln hilft: In Erfurt werden die Wertstoffhöfe von den Stadtwerken betrieben, die auch für die Müllabfuhr zuständig sind. Und Stadtwerke gehören üblicherweise zum öffentlichen Dienst.

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