Energieversorger Strompreise für Teag-Kunden bleiben hoch

01. April 2023, 06:11 Uhr

Für den kommunalen Energieversorger Teag war das vergangene Jahr eines der schwierigsten. Dennoch gelang ein Abschluss mit stabilem Überschuss. Für Kunden aber könnte es noch lange hohe Energiepreise geben.

Der kommunale Energieversorger Teag rechnet mit weiter hohen Strompreisen für die Kunden. Zwar gebe es derzeit auf den Energiemärkten eine Beruhigung, sagte Vorstandschef Stefan Reindl am Freitag. Aber eine Entwarnung sei das nicht.

Große Unternehmen wie die Teag kauften Energie drei Jahre im Voraus. "Und der Kunde bekommt dann von den Energieversorgern einen Durchschnittspreis." Fakt sei, dass der Preis eine ganze Weile zwei- bis dreimal höher sein werde als vor der Krise. "Daran gibt es nichts zu deuteln."

Überschuss in Millionenhöhe

Der Energieversorger, der zu 100 Prozent in kommunaler Hand ist, schloss nach eigenen Angaben 2022 mit einem Überschuss von rund 68 Millionen Euro ab. Damit liege man ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres.

Es sei das schwierigste und anspruchsvollste Jahr gewesen, das er bei in 25 Dienstjahren bei der Teag erlebt habe, so Reindl. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hatte die Energiebranche unter Druck gesetzt. 50 Stromvertriebe mussten in der Krise Insolvenz anmelden.

Für die Teag bedeutete das Zehntausende Neukunden, die quasi über Nacht in der Grundversorgung landeten. Das seien rund zehn Prozent mehr Kunden, die beliefert werden mussten, hieß es. Für sie musste Strom teuer nachgekauft werden.

Verbraucher profitieren nicht von Preisänderung

Zwar sinken derzeit die Strompreise am Markt, die Teag kalkuliere aber langfristig und könne deswegen nicht jede Preisänderung an den Verbraucher weitergeben.

Die Energiepreise werden sich laut Reindl in diesem Jahr stabilisieren. Preissenkungen sieht er für die kommenden zwei Jahre trotzdem nicht. Das hänge auch mit den steigenden Investitionskosten zusammen.

Im Schnitt investierte das Unternehmen in den vergangenen Jahren 150 Millionen Euro pro Jahr. 2022 wurde eine Rekordsumme von 202 Millionen Euro erreicht, das Geld floss voranging in den Ausbau des Strom- und Glasfasernetzes und in die Energieerzeugung.

Energieversorgung muss "zukunftsfähig" werden

Diese Investitionskosten werden - so die Prognosen - weiter steigen. Bis zu 300 Millionen Euro pro Jahr werde man in die Hand nehmen müssen, um die Energieversorgung zukunftsfähig umzubauen, ist der Vorstand sicher. Gelingen soll das auch mit Wasserstoff. Die Leitungen werden derzeit fit gemacht.

Auch Gaskraftwerke, wie das für 80 Millionen Euro neugebaute Kraftwerk in Jena, können demnach mit Wasserstoff betrieben werden. Den gebe es bislang aber nicht in ausreichender Menge, so Reindl. Mit genügend Produktionskapazitäten rechnet er erst gegen Ende des Jahrzehnts.

Netzprobleme durch dezentrale Stromerzeugung

Viel Arbeit bereitet den Teag-Mitarbeitern aktuell die dezentrale Stromerzeugung. 2022 meldeten die Thüringer fast doppelt so viele Photovoltaikanlagen an wie im Vorjahr. Das lag zum einen an den steigenden Energiepreisen und dem Wunsch nach Unabhängigkeit, aber auch an Anpassungen im Erneuerbaren-Energien-Gesetz. Die Vielzahl der Anfragen führt nicht nur zu längeren Bearbeitungszeiten, sondern auch zu Netzproblemen.

Mittlerweile könne in Thüringen rechnerisch doppelt so viel Strom erzeugt werden wie benötigt werde, so Reindl. Die Stromnetze müssten ausgebaut werden, nicht um den Strom zu liefern, sondern um ihn zu transportieren.

Elektroauto der TEAG in Erfurt (Mutterkonzern der Thüringer Energienetze)
Die Elektro-Mobilität stellt die Stromerzeuger vor neue Herausforderungen. Bildrechte: MDR/Jens Falkowski

Der Aufsichtsrat der Teag beschloss, den Thüringer Bürgermeistern eine Dividende von 20 Euro je Aktie vorzuschlagen. Damit würde die Teag auch in diesem Jahr rund 63 Millionen Euro an die Kommunen ausschütten. Reindl kündigte an, das Investitionsvolumen noch einmal steigern zu wollen - man plane mit etwa 250 Millionen Euro.

Das Geld soll zu zwei Drittel in die Netze von Strom, Gas, Wasserstoff und Telekommunikation gehen. Ein Drittel soll in grüne Kraftwerke sowie IT und Digitalisierung fließen.

MDR (ar/gh)

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 31. März 2023 | 19:00 Uhr

15 Kommentare

ElBuffo am 01.04.2023

Es wird so sein, dass sich die Bestandskunden einfach abkassieren lassen. Bei der letzten Erhöhungsankündigung einfach vom Sonderkündigungsrecht Gebrauch gemacht und zu einem großen Anbieter gewechselt, der deutlich unter der Preisbremse und sogar noch unter dem des alten Anbieters vor der Erhöhungsankündigung liegt. Die lokalen Stadtwerke wollen aktuell gar mehr als das Doppelte plus höherer Grundgebühr haben. Klappt wohl nur, weil die Masse das hinnimmt. Dann hat sich der letztes Jahr in Rente gegangene Geschäftsführer seine üppige Alterversorgung auch redlich verdient, wenn er seine Kunden so im Griff hat.

beyer am 01.04.2023

Muß Ihnen Recht geben zumal auf die Grundversorgten die marktüblichen Preise (bis zum Verbot) umgelegt wurden... Das die Preise jetzt nicht gesenkt werden liegt wohl eher an der Preisbremse und der damit verbundenen Aussicht auf Geld vom Staat (Diffenzausgleich).

Lyn am 01.04.2023

camper21, ich hatte bis letztens einen Fond bei der Sparkasse, der mich in den letzten 2 Jahren 1500€ gekostet hat. Reiner Wertverlust.
Nie wieder.
Den Aussagen, dass das jetzt schnell anders wird, kann ich nach dem Desaster nicht mehr glauben.

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