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HochschulenGute Noten gegen Sex: Uni-Professor wird entlassen

21. März 2023, 19:54 Uhr

Ein Professor der Universität Erfurt wird wegen sexueller Nötigung entlassen. Das Thüringer Oberverwaltungsgericht ging damit über das erste Urteil hinaus. Am Rande des Verfahrens gab es Proteste.

von MDR THÜRINGEN

Das Thüringer Oberverwaltungsgericht hat entschieden, dass ein suspendierter Erfurter Philosophie-Professor nach sexuellen Kontakten zu Studentinnen aus seinem Dienstverhältnis entlassen werden muss. Ihm war vorgeworfen worden, Studentinnen mit dem Versprechen auf gute Noten zum Sex genötigt zu haben.

Der Mann soll unter anderem eine Studentin zum Oralsex genötigt und eine weitere in ähnlicher Weise bedrängt haben. Eine weitere Studentin hatte seine sexuell motivierten Kontaktversuche zurückgewiesen. Die Vorfälle ereigneten sich im Jahr 2015.

Das Verwaltungsgericht Meiningen hatte in seinem Urteil 2020 zwar festgestellt, dass der Hochschullehrer seine Dienstpflichten "gravierend" verletzt hatte. Trotzdem rechtfertige die Anbahnung von Sex in der Uni zwischen Lehrenden und Studierenden für das Meininger Gericht noch nicht, den Betroffenen aus dem Beamtenverhältnis zu entfernen.

Berufung gegen Gehaltskürzung des Professors

Begründet wurde das damit, dass die volljährigen Studentinnen keine Schutzbefohlenen mehr seien, sondern Erwachsene. Das Verwaltungsgericht verhängte schließlich lediglich eine Gehaltskürzung gegen den Professor.

Das Thüringer Wissenschaftsministerium sowie der Philosophie-Professor legten beide Berufung gegen das Urteil ein. Das Ministerium strebte nach Angaben einer Sprecherin die endgültige Entlassung aus dem Hochschuldienst an. Diesem Antrag gab das Oberverwaltungsgericht nun statt. Eine Revision zum Bundesverwaltungsgericht wurde nicht zugelassen. Das Wissenschaftsministerium begrüßte das Urteil. Ein Sprecher sagte, es habe gravierende Verstöße gegen Dienstpflichten gegeben. Das Gericht sei dieser Auffassung gefolgt.

Der Hochschulprofessor hatte dagegen vergeblich versucht, das Disziplinarverfahren vor allem wegen formaler Gründe einstellen zu lassen.

Kundgebung von Dutzenden Studierenden

Der Studierendenrat der Universität Erfurt hatte das Berufungsverfahren im Vorfeld begrüßt und zu einer Kundgebung "gegen sexualisierte Gewalt und patriarchale Machtstrukturen" aufgerufen. Mehr als 30 Studentinnen und Studenten demonstrierten vor dem Justizzentrum und forderten die endgültige Entlassung des Professors aus dem Unibetrieb.

MDR (ch/co)/dpa

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 21. März 2023 | 12:00 Uhr