Wissenschaft Uni Erfurt darf Gebäude nicht mehr für Willy Brandt School nutzen

09. September 2022, 13:17 Uhr

Die Willy Brandt School of Public Policy gilt als internationales Aushängeschild der Universität Erfurt. Die Stadt - als Eigentümerin des Gebäudes an der Nordhäuser Straße - hat nun die Nutzung untersagt, aus Brandschutzgründen. Die Uni-Leitung sucht nach Alternativen.

Die Universität Erfurt kann mehrere Gebäude an der Nordhäuser Straße 84 aktuell nicht nutzen - unter anderem das Haus, in dem die Willy Brandt School of Public Policy untergebracht war. Laut Informationen von MDR THÜRINGEN teilte die Stadt - als Eigentümerin der Objekte - der Universität dies vor einigen Tagen mit.

"Die Nachricht der Stadt hat uns kalt erwischt und stellt uns angesichts unserer ohnehin vorhandenen Raumnot vor eine enorme Herausforderung", hieß es am Donnerstag aus der Pressestelle der Universität. Laut Schreiben der Stadt weise das bisherige Gebäude der Brandt School "gravierende technische Mängel" auf, die Entscheidung beruhe auf Brandschutzgründen.

Strom von heute auf morgen abgestellt

Problematisch für die Mitarbeiter: Bereits einen Tag nach dem Schreiben wurde der Strom abgeschaltet, die Büros mussten geräumt werden. Einige richteten sich - wie zu Lockdown-Zeiten - im Homeoffice ein, andere arbeiten vorerst in Räumen auf dem eigentlichen Campus der Universität, auf der westlichen Seite der Nordhäuser Straße. Viele Studentinnen und Studenten befinden sich derzeit in den Semesterferien und müssen sich nach ihrer Rückkehr auf die neue Situation einstellen.

Wie es für die Brandt School weitergeht, ist ungewiss. "Mitgeteilt wurde ebenfalls, dass sich die Stadt als Vermieterin auf lange Sicht nicht in der Lage sieht, das Gebäude entsprechend zu sanieren", sagte die Pressesprecherin der Uni. "Gleiches gilt für das benachbarte sogenannte 'Haus 38'". Dort hatte die Universität Erfurt unter anderem Arbeitsplätze für Stipendiatinnen und Stipendiaten bereitgestellt.

Die Stadtverwaltung bestätigte die Angaben zu den technischen Mängeln am Freitag: "Der Eingriff in das Gebäude ist so stark, dass ein Weiterbetrieb beziehungsweise eine Sanierung im bewirtschafteten Zustand ausgeschlossen ist", teilte eine Stadt-Sprecherin mit. Pläne für eine zukünftige Nutzung des Objekts gebe es nicht. "Vorher ist zu klären, in welchen Zeitrahmen und in welcher Trägerschaft eine Generalsanierung des Gebäudeinneren erfolgt."

Mängel an Gebäuden waren bekannt

Laut Uni-Pressestelle seien Mängel an den genannten Gebäuden bereits vor einer ganzen Weile von der Universität bei der Stadt als Vermieterin angezeigt worden - und die Stadt habe der Uni in Aussicht gestellt, die Gebäude noch bis 2023 nutzen zu können.

Von außen sind die Mängel nicht sichtbar, denn die Außenfassade wurde im vergangenen Jahr saniert, das Außengelände rund um das Gebäude - mit Weg zum Nordpark - umgestaltet und verschönert. Laut Stadtverwaltung standen diese Arbeiten jedoch nicht im Zusammenhang mit einer zukünftigen Nutzung des Gebäudes.

Nun steht die Uni-Leitung vor der Aufgabe, für Studierende und Mitarbeiter in kürzester Zeit eine neue Lösung zu finden - "die es der Brandt School ermöglicht, Studium und Forschung in der gewohnt hohen Qualität fortzusetzen". Das Renommee der Brandt School sowie die Qualität von Forschung und Lehre an dieser Einrichtung tragen laut Uni-Pressestelle "erheblich zur Attraktivität der Universität Erfurt als Studien- und Wissenschaftsstandort bei. Dies wollen und dürfen wir auf keinen Fall aufs Spiel setzen."

100 internationale Studenten an der Brandt School

Aktuell studieren etwa 100 junge Menschen an der Brandt School der Uni Erfurt. Der englischsprachige Master-Studiengang soll - so heißt es auf der Homepage - "zukünftige politische Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen aus der ganzen Welt" auf ihre Aufgaben vorbereiten - auch für den öffentlichen Dienst, für Zivilgesellschaft und private Unternehmen. Das Programm kostet für insgesamt vier Semester 6.400 Euro Studiengebühren.

MDR (mm)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 10. September 2022 | 06:30 Uhr

12 Kommentare

Horst Hessel am 11.09.2022

Dafür für 15 Millionen eine Fußgängerbrücke aus reinen Prestigegründen die niemand in dieser Dimension braucht gleichzeitig rumheulen das für die Sanierung der Schulen das Geld fehlen würde. Kaputte Strassen in einem Ausmaß was sprachlos macht, nur wird dort ständig geblitzt um abkassieren zu können nur wird dann das eingenommene Geld eben nicht zur Sanierung eingesetzt.
Erfurt unter OB Bausewein kommt immer mehr runter trotz gestiegener Einnahmen, Frage ist nur wo ist das Geld hin. Die BUGA hat Erfurt nun wirklich nicht allzuviel gebracht und eine erneute Bewerbung Schwachsinn in Höchstpotenz. Schon bezeichnend das man von vornherein sagt das Haus der Willy Brandt Schule aus Geldmangel nicht schnellstens sanieren zu können, man kann sich eben auch so im Ansehen einer Landeshauptstadt voll zum Affen machen. Man hat doch jahrelang Miete dafür kassiert also müsste Geld da sein, theoretisch! Aber je länger es dauert desto teurer wird's dann später wie üblich.

Gurg am 09.09.2022

Ja, erst von außen sanieren und dann feststellen, dass das Innenleben für die aktuelle Nutzung derart ungeeignet ist, dass die Uni binnen 24h raus muss. Da sollte etwas intensiver nach den Verantwortlichkeiten recherchiert werden!

Wenn die Nutzung bis eben ging, kann der Zustand so problematisch nicht sein.

Stealer am 09.09.2022

@Tschingis1: Antworten Sie doch einfach nicht auf so einen Unsinn. Der Kommentar ist jetzt nicht schwer als das zu erkennen, was er ist. Ziemlich dumm, recht trollig, sehr rechts. Man muss nicht über jedes vergammelte morsche Söckchen springen.

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