Gutachten und Strafanzeige Gefahren für Fische durch Salzbelastung der Werra befürchtet

11. Mai 2015, 15:54 Uhr

Die Salzbelastung in der Werra führt nach einem neuen Gutachten bei den Fischbeständen zu erheblichen Schäden. Die Untersuchung stammt vom Berliner Leibniz-Institutes für Gewässerökologie und Binnenfischerei. Außerdem wurde am Montag bekannt, dass der Thüringer Anglerverband und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) den Konzern K+S und das Regierungspräsidium Kassel wegen der unterirdischen Verpressung von Kaliabwässern angezeigt haben.

Studie: Schäden bei 60 Prozent der Fischbrut

Laut dem Gutachten führen die in die Werra geleiteten Abwässer bei bis 60 Prozent der Fischbrut zu Deformationen wie geknickten Wirbelsäulen oder aufgeblähten Körpern. Für die Studie wurde im Labor Süßwasser mit Salz angereichert bis zu den Grenzwerten, die 2014 für die Werra gültig waren. Im Vergleich zu diesen Laborbedingungen kann es nach Institutsangaben zwar sein, dass in der Natur etwa in Seitenarmen die schädlichen Salzbelastungen niedriger seien. Allerdings gehe insgesamt von der Salzeinleitung eine Gefahr für die Fische aus.

Linke-Fraktion fordert Stopp der Einleitung in die Werra bis 2026

Der umweltpolitische Sprecher der Linke-Fraktion im Landtag, Tilo Kummer, forderte K+S auf, die Einleitung der Salzabwässer aus der Kaliproduktion spätestens innerhalb von zehn Jahren einzustellen. Reinhard Karol vom Thüringer Anglerverband sagte, die Belastung für Fische sei bisher viel zu wenig beachtet worden. Sein Verband habe zusammen mit dem Umweltschutzverband BUND in der vergangenen Woche Strafanzeige wegen des Verdachts auf Gewässerverunreinigung gegen K+S und gegen das Regierungspräsidium Kassel gestellt. Die Verbände befürchten "irreparable Schäden in Grund- und Trinkwasservorkommen". Die hessische Behörde hatte vor wenigen Wochen dem Unternehmen genehmigt, weiterhin Salzlauge im Boden zu verpressen.

Wie dicht und sicher ist der unterirdische Speicher?

Dabei wird die Lauge in tiefliegende unterirdische Gesteinsschichten gepresst, die die Abwässer wie ein Becken auffangen sollen. Kritiker bezweifeln, dass die Speicher undurchlässig seien und gehen davon aus, dass die Lauge Trinkwasser und Grundwasser gefährde. Thüringen hat die Verpressung unterhalb von Gerstungen nicht mehr genehmigt. Ein Sprecher von K+S sagte MDR THÜRINGEN, man nehme die Strafanzeige zur Kenntnis. Der Konzern gehe aber davon aus, dass das Trinkwasser trotz Verpressung sicher sei.

Klage gegen Verpressung abgewiesen

Der Hessische Verwaltungsgerichtshof hatte aber 2013 eine Klage der Gemeinde Gerstungen und weiterer Werra-Anrainer gegen die Genhmigung der Verpressung auf hessischer Seite abgewiesen. Konkrete Anhaltspunkte für eine Gefährdung des Trinkwassers in der Gemeinde Gerstungen seien nicht feststellbar. Die Kläger hatten sich dagegen auf ein Gutachten gestützt, das eine Trinkwasser-Gefährdung durch die Lauge konstatiert.

Thüringen lehnt den derzeitigen Plan von K+S ab, um die Salz-Belastungen zu verringern. Er sieht vor, die Abwassermenge von derzeit sieben Millionen Kubikmetern bis zum Jahr 2060 auf 1,5 Millionen Kubikmeter pro Jahr zu reduzieren - aber auch, dass Abwässer in den nächsten sechs Jahren weiterhin in den Untergrund verpresst werden dürften. Für Thüringen sei das nicht akzeptabel, erklärte Umweltministerin Anja Siegesmund. Eine ebenfalls immer wieder diskutierte Pipeline aus dem hessisch-thüringischen Kalirevier an die Oberweser lehnt dagegen das Land Niedersachsen ab.

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