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Die ehrenamtliche Fahrerin Katrin Ortmann aus Frömmstedt hat sich ein bisschen in das Landmobil verliebt. Bildrechte: MDR/Samira Wischerhoff

Buttstädt | KindelbrückProjekt Landmobil läuft aus - Wie geht es im Kreis Sömmerda weiter?

14. Januar 2023, 10:20 Uhr

Im ländlichen Raum von A nach B zu kommen, ist häufig nicht einfach. Das Pilotprojekt "Landmobil" im Raum Kindelbrück und Buttstädt im Kreis Sömmerda sollte eine kostenlose Ergänzung von Bus und Bahn für Bedürftige sein. Doch im März endet das Projekt - die Leasingverträge für die Autos laufen aus. Wie geht es nun weiter?

von Samira Wischerhoff, MDR THÜRINGEN

Katrin Ortmann aus Frömmstedt im Kreis Sömmerda hat sich ein bisschen in das Landmobil verliebt. Sie ist eine von zehn ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrern im Raum Kindelbrück, die mehrmals pro Woche Menschen von einem Ort in den nächsten bringen. Außerdem koordiniert sie als Mitarbeiterin des Seniorenbüros in Frömmstedt die Fahrten. Anfangs hatte sie dem elektrischen Mobil skeptisch gegenüber gestanden - doch inzwischen liebt sie das Fahrgefühl und das leise Vorankommen.

Vor allem aber wollte sie Menschen in der Region helfen: "Und da ich ja selber vom Dorf komme und weiß, wie hinderlich das alles ist, zum Arzt zu fahren oder mal schnell einen Weg zu erledigen. Und da habe ich gedacht, warum nicht unsere Mitbewohner unterstützen und die mal rumfahren."

Angebot wird genutzt 

Angenommen werde das kostenlose Angebot inzwischen gut, weiß auch der Kindelbrücker Pfarrer Jens Bechtloff. Das System ist relativ einfach: Interessierte müssen ihre Fahrt im besten Fall 24 Stunden vorher telefonisch anmelden und werden dann abgeholt. Gerade im Raum Kindelbrück ist das Landmobil laut Bechtloff für viele wichtig, weil Kindelbrück in der Grenzregion zwischen den Landkreisen Sömmerda und Kyffhäuser liegt.

So kann das Landmobil beispielsweise Kreisgrenzen überschreiten, wo es oft keine Busverbindungen gibt. "Oder wo diese Busverbindungen eine Tagesreise bedeuten", meint Bechtloff. Genutzt werde das Landmobil vor allem für Einkäufe, Arztfahrten oder Besuche von Freunden und Familie. 

Wir als der Projekt-Teilnehmer und der Landkreis und die Menschen hier haben deutlich gemacht, dass das ein Projekt ist, was unbedingt weitergeführt werden muss. 

Jens Bechtloff, Pfarrer in Kindelbrück im Kreis Sömmerda.

Das Landmobil ist laut Pfarrer Jens Bechtloff mittlerweile für viele wichtig. Bildrechte: MDR/Samira Wischerhoff

Inzwischen gibt es für das Landmobil eine Ladestation in Frömmstedt sowie in Kindelbrück. Eine Dritte soll in Kannawurf entstehen. Der Wunsch des Pfarrers ist, dass das Landmobil künftig direkt mit eigens produziertem Strom an den Kirchen geladen werden kann. Denn auf den Dächern der Kirchen in Frömmstedt und Kannawurf befinden sich Fotovoltaikanlagen - dafür hatte sich Jens Bechtloff schon vor einigen Jahren eingesetzt.

Auch die Koordination der Fahrten durch das Seniorenbüro habe sich gut eingespielt, sagt Katrin Ortmann. Als ehrenamtliche Fahrerin weiß sie zudem, dass viele Menschen auf den Fahrten gerne ein Schwätzchen halten. "Es kommt eigentlich immer recht viel Spaß zustande. Manchmal gibt es auch traurige Gespräche, wenn man zum Arzt fährt." In jedem Fall sei es nicht anonym.

Wenn das Landmobil nicht mehr fahren würde, würden es einige Menschen sehr vermissen, fügt sie hinzu. Bechtloff fügt hinzu: "Wir als der Projekt-Teilnehmer und der Landkreis und die Menschen hier haben deutlich gemacht, dass das ein Projekt ist, was unbedingt weitergeführt werden muss."  

Etwa 6.000 - 8.000 Euro kosten Leasing und Unterhalt sowie Versicherung im Jahr. Bildrechte: MDR/Samira Wischerhoff

Finanzierung muss geklärt werden 

Auch in Buttstädt ist man mit dem Verlauf des Projektes zufrieden. Bürgermeister Hendrik Blose spricht von einem Zuspruch, mit dem er so nicht gerechnet hatte. Besonders in den Orten Großbrembach, Kleinbrembach und Rudersdorf sei das Landmobil genutzt worden. Grundsätzlich sei das Landmobil ein Erfolg, denn es hätte gezeigt, dass mit Ehrenamt Hilfe geschaffen werden kann, wo der ÖPNV nicht funktioniere. Der Kommune ist nach Angaben von Blose daran gelegen, dass Projekt fortzuführen. Offen sei noch die Frage der Finanzierung.

Etwa 6.000 - 8.000 Euro würden Leasing, Unterhalt und Versicherung im Jahr kosten. Im kommenden Gemeinderat am 23. Januar soll darüber entschieden werden, ob das Angebot weitergeführt wird. In Kindelbrück werden derzeit auch Finanzierungsmodelle überlegt.

Weder die Kirchengemeinde noch die VG Kindelbrück können die Kosten laut Bechtloff stemmen. Deshalb sei er bereits im Gespräch mit verschiedenen Sponsoren, der Gemeinde- und der Kreisverwaltung. Er hofft, dass wenn man sich zusammentut, ein gemeinsames Finanzierungsmodell gefunden werden kann. Wie das genau aussehen wird, wird sich in wenigen Wochen zeigen.

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MDR (jn)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 13. Januar 2023 | 15:30 Uhr

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