Kölleda Mercedes-Motorenwerk soll Batteriefabrik werden - Skepsis bei Gewerkschaft

14. Dezember 2022, 18:42 Uhr

Das Motorenwerk in Kölleda soll schrittweise zu einer Batteriefabrik für die Elektroautos von Mercedes-Benz werden. Voraussichtlich 2026 könnte die neue Fertigungsstrecke die Produktion aufnehmen.

Das Motorenwerk MDC Power Kölleda soll in den nächsten Jahren zu einem Batteriewerk für die Elektroautos von Mercedes-Benz umgerüstet werden. Voraussetzung sei der erfolgreiche Abschluss von Gesprächen mit der Landesregierung über eine Förderung, sagte Vorstandsmitglied Jörg Burzer. Sie verliefen "sehr sehr positiv" und er rechne in den nächsten Wochen mit einer Entscheidung. Die Anlagen für die Batterieproduktion könnten 2026 oder 2027 in Betrieb gehen.

Konzern will Milliarden investieren

Burzer sagte weiter, zunächst sollten Verbrennermotoren und Batterien parallel gefertigt werden. Es werde auf die "Geschicklichkeit und Kompetenz" der Beschäftigten vor Ort ankommen, die beiden Produktionslinien aneinander vorbei zu betreiben.

Zum "Schwesterwerk" MDC Power in Arnstadt sagter Burzer nur, dass dafür "geeignete Lösungen im Verbund" gefunden würden. An dem Arnstädter Standort werden Motorenkomponenten gefertigt. Unklar ist auch, wie die Gesamtinvestition des Konzerns für die Antriebs- und Batteriefertigung auf die verschiedenen Standorte in Deutschland und China aufgeteilt werden soll. Es soll sich um einen mittleren einstelligen Milliardenbetrag handeln.

Der Konzern hatte angekündigt, ab 2030 nur noch E-Fahrzeuge anzubieten, wo die Marktbedingungen es zuließen, und setzt auf eine Strategie im Luxussegment. Im Kölledaer Motorenwerk der Mercedes-Benz-Tochter MDC Power wurden nach Unternehmensangaben seit 2003 zwölf Millionen Motoren hergestellt.

Landesregierung sichert Unterstützung zu

Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) begrüßte die Entscheidung als "wichtigen Beitrag zur Standortsicherung". Die Landesregierung werde das Bemühen von Mercedes-Benz, die Arbeitsplätze am Standort zu erhalten und das Unternehmen langfristig zukunftssicher aufzustellen, nach Kräften unterstützen.

Ergun Lümali, Vorsitzender des Mercedes-Benz Gesamtbetriebsrats, sprach von einem guten Ergebnis und einem erfreulichen Tag für die Arbeitsplatzsicherung. Die Standorte seien bis ins nächste Jahrzehnt ausgelastet. Kölleda und Arnstadt, von wo Komponenten zugeliefert werden, haben zusammen mehr als 1.400 Beschäftigte.

IG Metall reagiert zurückhaltend

Die Gewerkschaft IG Metall reagierte zurückhaltend auf die Pläne. Ilko Vehlow, Geschäftsführer der IG Metall Erfurt, begrüßte die Pläne zwar grundsätzlich. Gleichzeitig sagte er MDR THÜRINGEN, dass die angekündigten Schritte bei Weitem nicht ausreichten, um alle Arbeitsplätze zu sichern. Ziel der Gewerkschaft bleibe es, das Werk in Gänze zu erhalten. Nach Angaben der Gewerkschaft profitieren vom geplanten Umbau einer Fertigungsstrecke rund 200 der etwa 1.300 Mitarbeiter.

Kölledas Stadtspitze zeigt sich positiv überrascht von den Plänen der Mercedes Benz AG. Der amtierende Bürgermeister Helmut Probst sagte, der Umbau sichere Arbeitsplätze und gebe nach einer langen Zeit der Ungewissheit Planungssicherheit.

Mit dem Umbau des Motorenwerk MDC Power Kölleda entsteht in Thüringen ein weiteres großes Batteriewerk. In Arnstadt startet bereits der chinesische Konzern CATL mit bis zu 2.000 Beschäftigten sein Batteriezellenwerk, das ebenfalls für die Autoindustrie fertigt. Es ist das erste Werk in Europa von CATL, in das der Konzern insgesamt etwa 1,8 Milliarden Euro investieren will.

MDR (csr/nis)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 14. Dezember 2022 | 19:00 Uhr

35 Kommentare

ElBuffo am 15.12.2022

Das beschreibt vielleicht die Arbeitsmarktrealität vor 10 Jahren und davor. Fachkräfte, die auch arbeiten wollen, können sich inzwischen weitgehend frei den AG aussuchen. Es mag durchaus so sein, dass das bei vielen AN noch nicht angekommen ist. Eine schöne Situation für deren AG. Die werden auch einen Teufel tun ihre Angestellten darauf hinzuweisen. Die Zeiten, dass der AG einem Angestellten an den Kopf werfen könnte, dass er gehen könne, weil draußen zehn gleichwertige Kräfte auf die freiwerdende Stelle warteten, sind jedenfalls lange vorbei. Er wird es trotzdem tun, wenn er den Eindruck gewonnen hat, dass sein Angestellter noch nichts davon mitbekommen hat.
Kann mich noch gut daran erinnern, wie das war als es in Leipzig mit BMW und dann Porsche losging. Angeblich alles nur Zeitarbeit und schlecht bezahlt. Trotzdem rieben sich die Chefs von Autohäusern und Werkstätten die Augen, wieso auf einmal, und meist nicht die falschen, soviele Leute den Arbeitgeber wechselten.

ElBuffo am 15.12.2022

Das Gemeckere erinnert mich stark an dir Beschäftigten im öD, die es die letzten 30 Jahre auch alle ganz schwer hatten. Auch bei VW oder Daimler wird regelmäßig gestreikt. Müssen also ganz üble Zustände dort sein.

ElBuffo am 15.12.2022

So wie schon die letzten Jahrzehnte verschiedene Antriebsarten nebeneinander existierten, wird das wohl auch in der Zukunft sein. Dampfloks waren ja auch nicht sofort alle verschwunden, weil welche mit Strom oder Diesel unterwegs waren. Ansonsten belebt Konkurrenz das Geschäft. Das Land, wo nichts mehr weiterentwickelt wurde, kennt ja der eine oder andere noch.

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