Sanierung In Rastenberg soll die Orgel bald erklingen wie vor 200 Jahren

25. Juni 2022, 16:00 Uhr

In Rastenberg im Landkreis Sömmerda wird derzeit eine Orgel so saniert, dass sie wie vor 200 Jahren klingen kann. Der Innenraum der Kirche wurde bereits in den letzten Jahren saniert, nun ist seit einiger Zeit die Orgel dran. Ursprünglich sollte sie bereits im September zu einer Festwoche wieder gespielt werden. Doch wegen Lieferschwierigkeiten und Corona-bedingten Krankheitsausfällen, ist noch unklar, ob die Orgel im Spätsommer fertig ist.

Es hat sich einiges getan hinter den Mauern der Rastenberger Coudray-Kirche. Innen erstrahlt sie inzwischen im hellen Weiß. Doch ein großes Loch klafft noch über der Empore - die Orgel fehlt. Dafür sind große Holz-Pfeifen auf dem Boden verteilt, viele andere Pfeifen sind schon in der Orgelbaufirma Eule in Bautzen angekommen.

Da, wo eigentlich die Orgel stehen sollte, arbeiten die Orgelbauer an Einzelteilen: Es wird geschraubt, gesäubert und bemalt. Besonders ist diese Sanierung aber vor allem, weil geplant ist, die Orgel so zu restaurieren, dass ihr Klang wie vor rund 200 Jahren ertönt.

Orgel mit vollem, weichen Klang

Als das Instrument im Jahr 1826 gebaut wurde, war man musikalisch in den Anfängen der Romantik, woraus sich mehrere Besonderheiten ergeben, weiß Udo Schneider vom Orgelförderverein: "Vor der Romantik wurde die Orgel ja vor allem zu kirchlichen Zwecken, zur Liturgie benutzt. Ab der Romantik ging das mehr in die konzertante Richtung."

Beim Bau der frühromantischen Orgel hat der Erbauer Johann Friedrich Schulze auch mal experimentiert: Mit besonderen Pfeifen und großen Blasebälgen. Diese führen laut Udo Schneider zu einem vollen und weichen Klang.

Balgtreter erzeugten Wind manuell

Besonders war damals auch die Winderzeugung: Damit Wind in die Bälge kam und die Orgel überhaupt erklingen konnte, mussten zwei Balken mechanisch getreten werden - von den sogenannten Balgtretern, oder auch Kalkantenjungs. "Diese Kalkantenjungs mussten dann ein Zeichen bekommen, da gab es ein sogenanntes Kalkantenglöckchen, das geklingelt wurde - dann hatten sie die Aufgabe zu treten und dann war mal mehr oder weniger Wind da und das sind die Besonderheiten eines solchen Klangbildes aus der damaligen Zeit", erklärt Schneider.

Dass diesen Jungs früher auch mal langweilig gewesen sein muss, erkennt man noch heute an den vielen Zeichnereien und Unterschriften im "Kalkantenraum" neben der Orgel.

Diese manuelle Winderzeugung soll bei der Rastenberger Orgel wieder ermöglicht werden. Da allerdings diesen Job heute kaum noch jemand machen würde, will man mit einem zusätzlichen elektrischen Motor vorsorgen, so Udo Schneider.

Festwoche und Wiedereinweihung 2023 geplant

Auch ohne diese Besonderheiten ist eine Orgelsanierung zeitaufwendig und kostenintensiv. Deshalb haben in den letzten Jahren der Orgelförderverein mit viel Engagement und Veranstaltungen Spenden gesammelt. Unter anderem wurde ein eigener Orgelbrand entwickelt, über den in den letzten acht Jahren einige Spenden zusammengekommen sind.

Die Rastenberger lieben ihre Orgel, die sagen: Wir retten gerade die alte Dame.

Udo Schneider

Durch Corona und Lieferschwierigkeiten ist allerdings nicht mehr sicher, ob die Orgel schon in diesem Jahr wieder erklingt. Deshalb hat der Förderverein nun für Mai nächsten Jahres eine Festwoche geplant, in der die Orgel wieder gespielt werden soll: "Wo wir dann auch vorhaben, diese Musik von damals mit dem Klang von damals aufzuführen. Und das wird natürlich in der Fachwelt auch eine große Beachtung finden, aber natürlich auch bei vielen Orgelliebhabern. Auch die Rastenberger lieben ihre Orgel, die sagen: Wir retten gerade die alte Dame."

MDR (sw,dvs)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Morgen | 26. Juni 2022 | 06:40 Uhr

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