Spiegelarche Roldisleben
Die Spiegelarche fasziniert bereits seit einem Jahr zahlreiche Besucher. Bildrechte: MDR/Samira Wischerhoff

Kunstprojekt "Spiegelarche" in Roldisleben offiziell eingeweiht

06. Juni 2021, 14:35 Uhr

Sie steht mitten auf einem Feld, nahe dem Dorf Roldisleben im thüringischen Landkreis Sömmerda - die sogenannte Spiegelarche. Ein spiegelndes Kunstprojekt in der Natur, das schon seit einem Jahr und vor der offiziellen Eröffnung Tausende Besucher und Fotografen angelockt hat - am Sonntag wird sie eingeweiht.

Wenn man durch das kleine Dörfchen Roldisleben fährt, sind sie schon von weitem zu sehen: zwei schräg übereinander gestapelte Schiffs-Container, von Spiegeln umhüllt. Doch mit dem Auto kommt man nicht dorthin - wer sie von nahem sehen will, muss einen rund 500 Meter langen Feldweg hochlaufen.

Bereits auf diesem Weg wird die Besonderheit der Spiegelarche deutlich: Sie verändert sich. Durchgängig. Die gespiegelten Wolken ziehen vorbei, werden dunkler oder heller. Sie verschmilzt ein Stück weit mit dem Himmel und dem Feld. Und wirkt dadurch fast surreal.

Spiegel erzeugen besondere Effekte

Annette Barnett ist eine der Initiatorinnen der Spiegelarche, sie gehört zum Verein "Grüner Salon". Dieser hat sich zur Aufgabe gemacht, Kunst und Kultur im ländlichen Raum zu fördern. Annette Barnett selbst wohnt unweit der Arche und ist immer wieder davon fasziniert:

Zum Beispiel der Sonnenaufgang, dann entstehen plötzlich so Regenbogenfarben zwischen den Fugen, natürlich sieht man sowas normalerweise nicht... oder auch, wenn das Licht in einem bestimmten Winkel steht, also sie hat ein Eigenleben, auch ohne unser Zutun und das macht es so besonders.

Annette Barnett Initiatorin der Spiegelarche

Die Spiegelarche soll ein Ort der Begegnung zwischen Himmel und Erde sein, die Perspektive verändern, den Fokus auf die umliegende Landschaft und die Natur lenken.

Spiegelarche Roldisleben - Initiatorin Annette Barnette
Initiatorin Annette Barnette in den Spiegeleffekten der "Arche". Bildrechte: MDR/Samira Wischerhoff

Tausende Besucher schon vor der Eröffnung

Das Konzept scheint aufzugehen - seit die Arche vor einem Jahr aufgestellt wurde, haben schon rund 8.000 Menschen sie besucht, erzählt Annette Barnett. Darunter sind Kinder, Familien, sogar eine 94-jährige Frau sei mit ihrer Enkelin schon den Berg hochgelaufen. Genau darauf hatte der Verein gehofft. Kunst soll damit einem breiteren Publikum offenstehen, der oft elitäre Touch soll weg.

Spiel mit optischen Reizen

Wenn man um die Arche herumsteht, breitet sich Ruhe aus. Außer Vogelgezwitscher und Insektensummen ist es still. Fast ein bisschen unheimlich wird es dann, wenn man die Arche betritt. Eine Seite ist verglast und man schaut direkt in die Natur.

Doch gleichzeitig führen Spiegel von allen Seiten den Blick wieder in entfernte Höhen und Tiefen - wenn man im Container steht, sollte man schwindelfrei sein. Das Spiel mit den optischen Reizen soll laut Annette Barnett vor allem Impulse geben:

Wir wollen natürlich so zu Neugierde anregen, zum Staunen anregen und das passiert natürlich sehr häufig, wenn wir mit optischen Mitteln arbeiten, also sozusagen ein neues Bild bekommen von etwas, was wir eigentlich kennen und aber in einem anderen Kontext sehen.

Annette Barnett Initiatorin der Spiegelarche

Kritik durch Umweltschützer

Doch seit die Spiegelarche steht, gab es auch Kritik. Umweltschützer sorgten sich um die Vögel, die gegen die Spiegel fliegen könnten. Annette Barnett weist die Kritik ab: Aufgestellte Wildkameras würden das Gegenteil zeigen:

Also die Vögel tanzen vor dem Spiegel, sie laufen zum Spiegel hin und breiten ihr Gefieder aus und schauen sich an, das kann man in diesen Videos sehen.

Annette Barnett Initiatorin der Spiegelarche

Zudem betont Barnett, dass die Arche eigentlich zu mehr Naturverbundenheit anregen soll. Denn die Natur sei schließlich das, was von der Arche widergespiegelt und damit ins Bewusstsein gerückt werde.

Natur auch Thema der Ausstellungen

Die Natur ist auch Thema einer besonderen Ausstellung, die unweit der Arche eröffnet wird, ebenfalls organisiert von den Mitgliedern des Grünen Salons: Die Installation "ISOLATION" vom Künstler Fabian Knecht.

Auch sie ist ein Wechselspiel zwischen Natur und Kunst: Zwei Bäume werden jeweils von Kästen eingerahmt, die man betreten kann. Innendrin wirken sie unnatürlich, aus ihrem eigentlichen Kontext herausgerissen. Diese Installation, sowie auch die Ausstellung "EVENT TREE ANALYSIS" mit Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern aus dem Umfeld von Fabian Knech lassen sich ab Sonntag bestaunen.

Auch künftig soll die Spiegelarche Platz für Kunstausstellungen und Installationen, interaktive soziale Projekte, Vorträge, Lesungen, Workshops und Konzerte bieten. Annette Barnett hofft, dass die Arche so in den nächsten Jahren Menschen zusammenbringt, Neugierde weckt und Lust auf Kunst macht.

Quelle: MDR THÜRINGEN

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 06. Juni 2021 | 12:30 Uhr

2 Kommentare

MartiN1337 am 07.06.2021

Spiegelkabinett aufn Rummel bringt den selben Effekt und da haben mehr Menschen jedes Jahr was von als von diesem komischen Gebäude. Vögel lieben diesen Trick übrigens. Muss das jede Woche geputzt werden? Da mal schön mit fettigen Bratwurstfinger dran datschen. hehe

BewohnerdesOrtes am 07.06.2021

Etwas zur Spiegelarche!
Hier wird einiges von Frau Backhaus gegenüber der Presse übertrieben.
Es waren niemals 8000 Besucher in der Coronazeit (wo nimmt die Frau die Zahlen her?) da gewesen.
Außerdem kann und will die Mehrzahl der Bewohner sich mit der Sache
nicht anfreunden. Wenn der Name „Grüner Salon“ fällt wird man als
Ortsbewohner negativ über vorausgegangene Ereignisse (Rommelkonzert) der Zahlungsunfähigkeit des Grünen Salon erinnert. So etwas fällt nicht allein auf den Grünen Solon zurück, sondern auf den ganzen Ort.
Viele Besucher der Spiegelarche haben geäußert, dass sie enttäuscht waren, sie hätten mehr erwartet und würden nicht wieder kommen.
Frau Backhaus hat ja auch schon geäußert, dass sie jetzt erst mal Kultur in den Ort bringen wollen.
Das klingt, als ob man den dummen Dörflern erst mal Kultur zeigen muss.
Der große Teil der Bewohner liebt die dörfliche Ruhe, weshalb sie auch hier wohnen. Mit dieser Ruhe ist es jetzt vorbei!
Förderg. hätte man sinnv. verw. können.

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