Thüringer Geschichte Die Geschichte von "Topf & Söhne"

Braumeister Johann Andreas Topf wollte 1878 sein Geschäft erweitern. In Erfurt gründete er eine Firma für Mälzerei-Anlagen. Eine Erfolgsgeschichte: Innerhalb weniger Jahre gehörte die Firma zu den weltweit führenden Herstellern. Schnell hatte das florierende Unternehmen 500 Mitarbeiter. Die Produktpalette wurde in den Jahren immer breiter: Dampfkessel, Entlüftungsanlagen und Schornsteine gehörten dazu. "Topf & Söhne", wie die Firma nach dem Tod des Gründers hieß, setzte seit 1914 auch auf einen neuen Trend - die Einäscherung. Immer mehr Städte bauten Krematorien und brauchten entsprechende Anlagen. "Topf & Söhne" baute und lieferte sie. Zwar blieb das Geschäft mit den Krematoriumsöfen nur ein kleiner Teil des Umsatzes, aber die Öfen aus Erfurt setzten sich durch.

Im Jahr 1933 - nach der Machtübernahme durch Adolf Hitler - traten die Firmenerben in die NSDAP ein. Der Betrieb, der von der Weltwirtschaftskrise stark geschwächt worden war, schrieb wieder schwarze Zahlen. Silos wurden jetzt vor allem gebaut. Ende der 1930er-Jahre hatten "Topf & Söhne" sogar fast 1.200 Mitarbeiter.

Seit Beginn des Zweiten Weltkrieges stieg die Zahl der Häftlinge in den Konzentrationslagern. Und die der Toten. 1939 starben im KZ Buchenwald über 1.200 Menschen, die einen an Epidemien, andere, vor allem Polen und Juden, ließ die SS bewusst verhungern und erfrieren, andere wurden durch Giftspritzen oder Genickschuss ermordet. Das Weimarer Krematorium war mit der Zahl der zu verbrennenden Leichen überfordert. "Topf & Söhne" konnten kurzfristig helfen: auf Bestellung der SS wurde ein fahrbarer Einäscherungsofen geliefert. Eigentlich waren diese Öfen für die Viehwirtschaft entwickelt worden, um Tierkadaver zu verbrennen. Doch Ingenieur Kurt Prüfer hatte die Öfen weiter vervollkommnet. Und bald folgten die ersten stationären Öfen für die Konzentrationslager Buchenwald und Dachau.

Seit dieser Zeit wurden die Beziehungen zur SS enger. "Topf & Söhne" installierte in verschiedenen KZ weitere Öfen. Das Besondere: In den Öfen wurden Leichen nicht einzeln und auch nicht in Särgen verbrannt, wie es in Krematorien sonst üblich war. Dies hatte zwei Vorteile: es konnte schnell und mit geringem Energieaufwand geschehen. Die Nachteile: schwarzer Rauch, Gestank und unvollständig verbrannte Leichen.

Doch "Topf & Söhne" gaben sich damit nicht zufrieden. Die Öfen wurden weiterentwickelt. Sogar ein Patent wurde angemeldet. Die Leistungen sollten gesteigert werden, um noch mehr Leichen in noch kürzerer Zeit gleichzeitig zu verbrennen. Die Erfurter Techniker kümmerten sich in den Lagern, vor allem in Auschwitz, um den Bau und die Wartung der "Spezialöfen". Die Ingenieure wussten also von dem fabrikmäßigen Massenmord in den Lagern.

Trotzdem wollten sie nach dem Krieg nichts davon gewusst haben. Dass Öfen aus der Firma in den KZ eingesetzt wurden, ließ sich jedoch nicht bestreiten. Schon in den ersten Filmaufnahmen, die amerikanische Soldaten in Buchenwald gemacht hatten, war das Logo von "Topf & Söhne" deutlich zu erkennen. Ingenieur Prüfer und andere leitende Angestellte wurden von den sowjetischen Besatzern später verhaftet und zu 25 Jahren Straflager verurteilt. Firmenchef Ludwig Topf nahm sich das Leben. Sein Bruder gründete in Wiesbaden eine neue Ofenbaufirma und ging Anfang der 1960er-Jahre pleite.

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