"Kindlicher Historiker"Buchenwald-Überlebender Thomas Geve gestorben
Thomas Geve wurde am 27. Oktober 1929 in Stettin geboren. 1943 wurde er gemeinsam mit seiner Mutter in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Mit Heranrücken der Roten Armee verschleppten die Nazis ihn in das Konzentrationslager Buchenwald.
Weimars Ehrenbürger und Buchenwald-Überlebender Thomas Geve ist tot. Wie seine Familie mitteilte, starb Geve bereits am 27. August in seiner Heimat Israel. Geve wurde 94 Jahre alt. Erst im vergangenen Dezember erhielt er zusammen mit 13 weiteren Buchenwald-Überlebenden die Ehrenbürgerschaft Weimars.
Thomas Geve wurde am 27. Oktober 1929 in Stettin, im Stadtteil Züllchow (heute Szczecin-Żelechowa), als Stefan Cohn geboren. Unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 verlor sein Vater, Erich Cohn, seine Arztpraxis. Die Familie zog zunächst nach Beuthen in Oberschlesien und siedelte 1939 nach Berlin um.
Vater konnte die Familie nicht retten
Während es seinem Vater gelang, 1939 nach Großbritannien zu emigrieren, blieben alle Versuche, die restliche Familie nachzuholen, erfolglos. Bis 1942 konnte Thomas Geve noch die jüdische Schule besuchen, doch ab diesem Jahr wurden alle jüdischen Schulen geschlossen. Daraufhin musste er Zwangsarbeit auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee leisten.
1943 wurde er zusammen mit seiner Mutter Bertha in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Bei der Ankunft wurden sie auf der Rampe voneinander getrennt; seine Mutter sollte er nie wiedersehen.
Angesichts des Heranrückens der Roten Armee räumte die SS im Januar 1945 das Lager Auschwitz. Thomas Geve wurde zunächst in das KZ Groß-Rosen und anschließend nach Buchenwald gebracht.
Zeichnungen als Zeugnisse des Alltags
Noch während seiner Zeit in Buchenwald begann er, seine Erlebnisse zu zeichnen. Mit Buntstiftstummeln und auf ehemaligem SS-Formularpapier entstand eine Sammlung präziser Bilder des Alltags in den Konzentrationslagern.
Diese 79 kindlich-naiven Zeichnungen, ursprünglich als Bericht an seinen Vater gedacht, sind in ihrer Genauigkeit auch eine erschütternde Statistik des Grauens: Sie dokumentieren die Ankunft auf der Rampe, die Desinfektion, das Krematorium, die Zwangsarbeit, die Aufseher, die Appelle, Hunger, Krankheit und die Erinnerungen an die Befreiung.
Im Sommer 1945 wurde Thomas Geve in das Kinderheim Zugerberg des Schweizer Roten Kreuzes gebracht. Später fand er seinen Vater wieder, der in London lebte. Thomas Geve zog ebenfalls nach London, studierte Bauingenieurwesen und emigrierte 1950 nach Israel.
Seine Zeichnungen werden im Yad-Vashem-Museum in Jerusalem aufbewahrt. 1997 wurden sie von der Gedenkstätte Buchenwald unter dem Titel: "Es gibt hier keine Kinder. Zeichnungen eines kindlichen Historikers" in einer Wanderausstellung erstmals vollständig veröffentlicht.
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MDR (gh)
Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 17. September 2024 | 17:00 Uhr