KZ-Gedenkstätte Buchenwald Erste Funde bei wissenschaftlichen Grabungen nach vermuteten Hohlräumen

01. Oktober 2019, 05:00 Uhr

In der KZ-Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar haben am Dienstag wissenschaftliche Untersuchungen im Bereich des ehemaligen Steinbruchs begonnen. Unter Leitung des Thüringer Landesamtes für Archäologie und Denkmalpflege wird nach Hohlräumen gesucht, die von Häftlingen des NS-Konzentrationslagers Buchenwald Anfang 1945 mutmaßlich dort gegraben werden mussten. Die Untersuchungen werden vom MDR begleitet, der in den kommenden Monaten in mehreren Beiträgen im MDR FERNSEHEN, im Radio und Online darüber berichten wird.

Erste kleine Funde am ersten Grabungstag

Bei den ersten Untersuchungen konnten die Fachleute bereits erste kleine Funde vermelden. Dabei handelt es sich unter anderem um Patronenhülsen, verschiedenste Metallteile, Knöpfe und Stempel sowie ein paar Ziegelsteine.

Bereits am Montag sind im Steinbruch die Arbeiten vorbereitet worden. Es wurde eine Baustelle eingerichtet. Am Dienstag wurde dann damit begonnen, mit einem Bagger an zwei Stellen im Steinbruch nach Hohlräumen zu suchen. Diese zwei Stellen sind durch wissenschaftliche Messungen im vergangenen Jahr lokalisiert worden.

Suche nach Hohlräumen an zwei Stellen

Die Untersuchungen sollen weiteren Aufschluss darüber geben, ob es neben den beiden bereits bekannten und geöffneten Stollen weitere im Steinbruch gibt. Diese Stollen waren im Frühjahr 1945 von der US-Armee entdeckt worden. Hinweise auf weitere Stollen finden sich in verschiedenen Dokumenten, darunter Luftaufnahmen der US-Luftwaffe aus dem Zweiten Weltkrieg sowie Skizzen, die vermutlich von Zeitzeugen angefertigt wurden.

In den beiden damals geöffneten Stollen hatten US-Soldaten Raubgut der SS entdeckt und geborgen. Die neuen Untersuchungen sollen klären, ob in weiteren Hohlräumen ebenfalls solches Raubgut versteckt worden ist. Zumindest für das Vorhandensein weiterer Hohlräume gibt es auch nach Einschätzung des Landesamtes für Archäologie und Denkmalpflege Indizien.

Grabungen gut bewacht

Die am Dienstag beginnenden Untersuchungen sind vom wissenschaftlichen Kuratorium der Stiftung KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora genehmigt worden. Auch die Naturschutz- und Denkmalschutzbehörden haben die Untersuchungen genehmigt. Sicherheitsvorkehrungen sollen dafür sorgen, dass die wissenschaftlichen Arbeiten geordnet vonstatten gehen können. So ist die Baustelle durch Zäune und Sicherheitspersonal gesichert, das Betreten ist nur befugten Personen gestattet.

Endgültige Klarheit nach Spekulationen zu NS-Raubgut

Den nun beginnenden Untersuchungen waren jahrelange Recherchen des kürzlich verstorbenen MDR-Journalisten Peter-Hugo Scholz vorausgegangen. Er hatte zahlreiche Dokumente und Zeitzeugen-Aussagen gesichtet und mit Historikern gesprochen. Demnach hatte die SS im Frühjahr 1945 im Steinbruch am KZ Buchenwald unterirdische Depots anlegen lassen und dort Raubgut versteckt - unter anderem aus dem Anfang 1945 aufgelösten Vernichtungslager Auschwitz. Die Eingänge zu den angelegten Depots waren von der SS dann offenbar durch Sprengungen verschlossen worden.

Nach den Worten des stellvertretenden Direktors der Stiftung KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Philipp Neumann-Thein, sollen die Untersuchungen auch dazu beitragen, endgültige Klarheit zur Frage der vermuteten Hohlräume zu bringen und Spekulationen darüber endgültig zu beenden. Für die Untersuchungen sind mehrere Wochen eingeplant.

Quelle: MDR THÜRINGEN/dr/kie

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 01. Oktober 2019 | 19:00 Uhr

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