LGBTIQ-Community Menschen feiern Christopher Street Day in Weimar - Gedenken an Opfer von Oslo

25. Juni 2022, 20:49 Uhr

In Weimar haben am Samstag 2.000 Menschen beim Christopher Street Day für die Rechte von Homosexuellen, Transgender, Intersexuellen und queeren Menschen demonstriert. Zudem wurde der Opfer der Anschläge in Oslo gedacht. In der Nacht zu Samstag waren in der norwegischen Hauptstadt an mehreren Orten Schüsse gefallen, unter anderem vor einem Nachtclub, der bei Homosexuellen beliebt ist. Mindestens 21 Menschen wurden verletzt. Zwei Personen wurden durch die Schüsse getötet.

Bunt und laut sind am Samstag gut 1.900 Menschen durch die Straßen Weimars gezogen. Ihr Weg führte sie vom Hauptbahnhof über den Rathenauplatz, den Goetheplatz bis hin zum Theater, wo der Umzug des Christopher Street Day (CSD) in einem großen Fest mündete.

Regenbogenfahnen dominierten die Straßen. Lesben, Schwule, Transgender-Personen, Bi- und Intersexuelle haben lautstark auf sich aufmerksam gemacht. "Wir wollen sichtbar sein", so die Devise der Teilnehmenden. "Noch immer werden queere Menschen angefeindet. Wir sind regelrechten Shitstorms und manchmal sogar Gewalt ausgesetzt", heißt es.

Schweigeminute für Opfer der Anschläge in Oslo

Und das ist aktueller denn je. Die Ereignisse in Oslo spielten auch beim CSD Weimar eine Rolle. In der norwegischen Hauptstadt wurden Stunden zuvor vor einem bei Homosexuellen beliebten Nachtclub zwei Menschen erschossen. "Wir sind erschüttert und fassungslos", sagt Matthias Gote vom "Queeren Netzwerk", einer der Organisatoren des Weimarer CSD. "Unsere Gedanken sind bei den Opfern und deren Angehörigen." In einer Schweigeminute haben die Teilnehmer an die Opfer gedacht. "Die Ereignisse in Norwegen führen uns wieder vor Augen, wie schlimm die Situation ist. Weltweit werden täglich queere Menschen Opfer von Gewalt. Sie werden ermordet, gelyncht oder gefoltert."

Aber nicht nur Gewalt ist ein Thema. Auch politisch wollen die queeren Menschen noch eine Menge erreichen. "Wie wir zum Beispiel in dieser Woche mit der Abschaffung des Paragrafen 219a, des Werbeverbots für Schwangerschaftsabbrüche, gesehen haben gibt es immer noch viele Baustellen", sagt Gote. Für Akzeptanz gehen sie auf die Straße. Sie wollen Vielfalt zeigen und für gleiche Rechte werben.

Stadt solidarisiert sich

In Weimar sind sie auf dem Weg. Die Stadt zeigt sich solidarisch, will queere Menschen unterstützen. Das wurde im letzten Stadtrat deutlich. Oberbürgermeister Peter Kleine (parteilos) kommt einem Antrag der SPD-Fraktion nach, wonach Ampelmännchen in der Klassikerstadt bald vielfältiger werden. Statt Ampelmännchen soll ein Drittel der Ampeln mit homosexuellen Paaren ausgestattet werden. Nach und nach werden die Lichtanlagen umgestellt. Die Stadt sieht dies als Zeichen der Solidarität.

Weitere Demonstrationen in Thüringen geplant

Der Umzug in Weimar war der erste Christopher Street Day 2022 in Thüringen. Jena, Erfurt, Altenburg und Gera schließen sich an. Zum ersten Mal sind in diesem Jahr auch Gotha und Saalfeld mit einem CSD dabei.

Der CSD erinnert an die Emanzipationsgeschichte von lesbischen, schwulen, bisexuellen, transgender, intersexuellen und queeren Menschen, die sich im Juni 1969 bei einer Razzia in der Kneipe "Stonewall Inn" in der New Yorker Christopher Street gegen die Polizei aufgelehnt hatten. Der sogenannte Stonewall-Aufstand dauerte mehrere Tage und gilt als Beginn der Emanzipationsbewegen von Schwulen, Lesben und all jenen Menschen, die sich in der Heterosexualität nicht wiederfinden.

Was bedeutet LGBTIQ+

LGBTIQ+ ist eine Abkürzung. Jeder Buchstabe steht hierbei für eine eigene Geschlechtsidentität oder die sexuelle Orientierung. So steht das L für Lesbisch, G für "Gay", dem englischen Wort für schwul, B für Bisexuell, T für Transgender, I für Intersexuell und Q für Queer. Das + ist ein Platzhalter für weitere Geschlechtsidentitäten, die sich mitgemeint fühlen sollen. Als queer bezeichnen sich nicht-heterosexuelle Menschen beziehungsweise Menschen, die sich nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau oder anderen gesellschaftlichen Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren.

In Thüringen hatten zuletzt etwa in Altenburg und Jena Demonstrationen zum Christopher Street Day stattgefunden. In Erfurt ist am 9. Oktober eine Parade geplant. Die Thüringer CSD-Bündnisse arbeiten eng zusammen und haben unter anderem einen gemeinsamen Forderungskatalog erarbeitet. So gibt es laut Matthias Gote noch immer viel Nachholbedarf - beispielsweise in den Schulen. Dort würde das Thema oft ausgespart. In öffentlichen Verkehrsmitteln würden anders aussehende Menschen nach wie vor angestarrt oder gar bepöbelt. Es bräuchte noch jede Menge Aufklärungsarbeit, so Gote.

MDR (cma,cfr)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Nachmittag | 25. Juni 2022 | 14:15 Uhr

69 Kommentare

Wessi am 27.06.2022

@ Kleingartenzwerg ... Sie wollen sich aber darin einmischen Menschen vorschreiben zu wollen, in welcher Form sie zu demonstrieren haben.Ihnen passt nicht daß LBGT-Gemeinde fröhlich demonstriert und ich behaupte unbelegt mal aus der Kenntnis von Ihren sonstigen Äusserungen heraus, daß es Ihnen eigentlich generell nicht passt, daß Menschen die anders sind als, Sie für mehr Rechte demonstrieren.WAS GEHT SIE DAS FORMAT AN?N I C H T S!

Fakt am 27.06.2022

@Kleingartenzwerg:

Und was spricht von einer Kombination aus Demo und "Party"?
Seit Jahrzehnten wird nach der Demo am 1. Mai hier bei uns - in anderen Städten wird es oftmals genauso gehandhabt - vom DGB ein Familienfest auf die Beine gestellt.
Okay, für Verbitterte und Verbiesterte muss das wohl strikt getrennt werden - es gibt aber genügend Menschen, die Ernst und Spaß durchaus kombinieren können und nicht die Spaßbremse hervorkramen.

Eulenspiegel am 27.06.2022

Hallo Kleingartenzwerg
Pra wo!
Damit haben sie doch ganz klar zum Ausdruck gebracht das sie anderen Menschen nicht gestatten nicht gestatten anders zu sein und anders zu Demonstrieren.

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